Premieren und Pragmatismus
Premieren und Pragmatismus
In Paderborn gelang den Herthanern am Samstag (15.02.20) ein wichtiger Auswärtssieg. Ruhe und Zusammenhalt waren dabei entscheidende Erfolgsschlüssel.
Paderborn/Berlin – Der Gang durch die Mixed-Zone und der Austausch mit den Journalisten gehören nach einem Bundesliga-Spiel zur gängigen Praxis für Profis – insbesondere dann, wenn sie einer Partie ihren Stempel aufdrücken. Das gelang Matheus Cunha beim 2:1-Auswärtssieg von Hertha BSC beim SC Paderborn am Samstag (15.02.20) definitiv. Bei seiner Premiere im Trikot mit der Fahne auf der Brust war der Brasilianer direkt entscheidend am Siegtreffer beteiligt – und das auch noch per Hacke! Entsprechend begehrt waren Aussagen von Herthas neuer Nummer 26 in den Katakomben. "Es war ein sehr gutes Debüt für mich, ich bin sehr, sehr glücklich", lächelte Cunha im Gespräch mit den sich um ihn drängenden Medienvertretern. "Die Situation für den Verein ist nicht einfach, es war ein schwieriges Spiel – umso wichtiger war es, dass wir gewonnen haben!"
Wie wichtig dieser Sieg war, ließ auch die Reaktion von Karim Rekik erahnen, der seinen Teamkollegen beim Gespräch mit den Journalisten grinsend mit einem Schulterklopfen ablöste. "Durch den Sieg haben wir einen großen Schritt raus aus der gefährlichen Zone gemacht", sagte der Niederländer. "Es hätte in beide Richtungen gehen können, aber wir sind glücklich, dass wir gewonnen haben!" Ebenfalls glücklich zeigte sich Alexander Nouri nach seinem Einstand als Cheftrainer. "Ich muss meiner Mannschaft ein Lob machen, sie hat den Kampf hier angenommen", sagte der Fußballlehrer. In einer blau-weißen Woche, die alles, außer gewöhnlich war, verriet Nouri einen wichtigen Erfolgsschlüssel: Ruhe und Pragmatismus. "Es gab natürlich Unruhen diese Woche, da es hat uns gutgetan, dass wir konzentriert und in gewohnten Abläufen auf die Partie hingearbeitet haben", sagte der Coach. "Wir wollten dieses Spiel unbedingt gewinnen - ich glaube, das hat man gesehen!"
Pekarik mit überzeugendem Comeback
Zu diesem Zweck hatten Nouri und sein Trainerteam vier Veränderungen in der Startelf vorgenommen. Unter anderem kam Peter Pekarik zu seinem ersten Einsatz nach 307 Tagen und wusste dabei zu überzeugen. "Ich freue mich, dass ich meinen Teil zum Sieg beitragen konnte. Ich kenne die Jungs schon lange und wir spielen jeden Tag im Training zusammen - jeder weiß, dass ich daher immer bereit bin, wenn ich gebraucht werde", sagte der Slowake im Anschluss. Herthas Nummer 2 und seine Teamkollegen waren zunächst defensiv gefordert, ehe Dedryck Boyata nach zehn Zeigerumdrehungen auf der Gegenseite die Führung gelang. Beinahe hätten die Berliner schnell nachgelegt, doch das vermeintliche 2:0 von Cunha wurde wegen vorherigen Handspiels von Krzysztof Piątek nicht gegeben (18.).
Insgesamt lieferte die 'Alte Dame' in Durchgang eins ein gutes Auswärtsspiel ab und geriet nur kurz vor der Pause in Gefahr, als Per Skjelbred einen Versuch von Paderborns Pröger wegschlagen musste. Nach dem Seitenwechsel zappelte der Ball dann aber recht schnell im blau-weißen Netz: Rune Jarstein bekam die Hand bei einem Verzweiflungsschuss des eingewechselten Srbeny noch an den Ball, die Kugel landete so jedoch im Hertha-Tor (51.). "Der Ausgleich war sehr ärgerlich, ich weiß auch nicht, wie das passiert ist – das tut mir sehr leid", sagte der Norweger, dem jedoch selbstverständlich kein Teamkollege einen Vorwurf machte. Zudem bewies der mitgereiste Anhang nach der Partie ein feines Gespür und feierte den 'Kraken', der dem Hauptstadtclub ja schon so manchen Zähler sicherte, mit Sprechchören.
Cunha zaubert, Torunarigha rettet
Bis zu diesen Szenen galt es für die Elf von der Spree allerdings noch eine Antwort auf den Ausgleich zu finden – und das gelang. Nachdem Piątek per Kopf das Tor verfehlte und Cunha an Paderborns Schlussmann Zingerle scheiterte, machte es der Brasilianer im nächsten Anlauf besser. Per Hacke beförderte Cunha die Kugel nach tumultartigen Szenen im SCP-Strafraum aufs Paderborner Tor, der Rettungsversuch von Collins misslang, und der Ball lag im Netz (67.). Die Gastgeber antworteten mit wütenden Angriffsbemühungen, Trainer Nouri stärkte mit der Einwechslung des frischen Jordan Torunarigha für den angeschlagenen Niklas Stark die Berliner Defensive. Herthas Nummer 25 zeichnete sich vor allem in der 79. Minute aus, als Torunarigha mit einer perfekten Grätsche gegen Vasiliadis eine komplizierte Szene glänzend löste. Drei Minuten später packte Jarstein bei einem Distanzversuch von Pröger zu. Die Ostwestfalen ließen nichts unversucht, doch mit einer kompakten Teamleistung brachten die Herthaner den Erfolg ins Ziel.
"Wir haben einen guten Spirit bewiesen, die Spieler auf dem Platz und die ganze Bank waren alle dabei, das hat uns geholfen", sagte Stark im Anschluss. "Es ist schon aufgefallen, dass wir enger zusammenrücken." Der Vize-Kapitän verwies ebenso wie sein Coach auf den nötigen blau-weißen Pragmatismus. "Wir müssen einfach unseren Job machen und mit Einsatz an die Sache herangehen", betonte Herthas Nummer 5. Die nächste Aufgabe wartet am kommenden Samstag (22.02.20, 15:30 Uhr) im Olympiastadion, wenn der 1. FC Köln zu Gast an der Spree ist. "Das ist gerade eine sehr entscheidende Phase", weiß Stark. "Die nächsten Spiele sind sehr wichtig für die Rückrunde - und das ist alles was zählt!" Konzentriert und als Team werden die Herthaner diese Herausforderungen angehen. Vielleicht ja auch wieder mit einer Premiere – in jedem Fall aber mit dem nötigen Pragmatismus.
(kk/City-Press)
Gesagt...
[>]Es hat uns gutgetan, dass wir konzentriert und in gewohnten Abläufen auf die Partie hingearbeitet haben.[<]