
Gemeinsam und geschlossen
Gemeinsam und geschlossen

Hertha BSC gelang am Freitagabend (28.02.20) in Düsseldorf erstmals ein Punktgewinn nach einem 0:3-Rückstand in der Bundesliga-Geschichte. Der Rückblick auf ein turbulentes Auswärtsspiel.
Düsseldorf – Als Schiedsrichter Tobias Stieler die Bundesliga-Partie zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC am späten Freitagabend (28.02.20) mit dem Schlusspfiff beendete, gingen die Köpfe der Herthaner nach unten – erst einmal. Denn die Schützlinge von Trainer Alexander Nouri verharrten nach der kräftezehrenden und eindrucksvollen Aufholjagd nicht lange in dieser negativen Körperhaltung. Vielmehr suchten sie nach dem 3:3 nach zwischenzeitlichem 0:3-Rückstand bei Fortuna Düsseldorf den Austausch mit den eigenen Anhängern am Zaun in der Gästekurve. So sprachen Vedad Ibisevic, Maximilian Mittelstädt, Vladimir Darida, Lukas Klünter, Marius Wolf und Per Skjelbred angeregt und minutenlang mit den blau-weißen Fans – und stellten somit den Schulterschluss zu eigenen Supportern her. "Fußball ist eben ab und zu Chaos – wir müssen zusammenhalten und uns durch die Situation durchkämpfen. Das geht nur zusammen!", brachte es Skjelbred nach dieser kurzweiligen und verrückten Partie her.

Für den Norweger, der die Hauptstädter bei der zwölften Bundesliga-Dienstreise als Kapitän aufs Spielfeld führte, und seine Kollegen war es ein ganz wichtiger Punkt. Überhaupt glückte das Kunststück, ein 0:3 aufzuholen, einer blau-weißen Mannschaft das erste Mal in der Bundesliga-Geschichte – eben auch wegen der Geschlossenheit zwischen Spielern und Anhang. Diese machte sich auch durch kleine Gesten unmittelbar nach dem Abpfiff der Begegnung bemerkbar. So schritt kaum ein Profi der 'Alten Dame' noch mit seinem Trikot in die Katakomben der Düsseldorfer Fußballarena – die Jerseys landeten als Dankeschön für die Unterstützung bei den Fans. "Wir haben die Situation bei den Fans angesprochen und wissen, dass wir unsere Anhänger brauchen, um erfolgreichen Fußball zu spielen. Wir brauchen sie gegen Bremen mit voller Lautstärke!", bekräftigte Mittelstädt anschließend in der Mixed-Zone.
Die richtigen Schlüsse gezogen
Dass die Blau-Weißen nach dem Abpfiff im positiven Dialog mit dem Anhang aus der Hauptstadt stehen würde, danach sah es im ersten Durchgang nicht aus. Nach einer verschlafenen Anfangsphase und einem schnellen 0:2-Rückstand nach neun Minuten – Kenan Karaman (6.) und Erik Thommy (9.) trafen für die Rheinländer – gerieten die Berliner gehörig unter Druck. Karaman mit seinem zweiten Treffer unmittelbar vor der Halbzeit verschlimmerte die blau-weiße Situation (45.+1). "Klar, in der ersten Halbzeit war das gar nichts. Wir waren grottenschlecht, so einfache Tore darfst du in der Bundesliga nicht kassieren", haderte Skjelbred. In der Pause wurden in der Gästekabine jedoch die richtigen Schlüsse gezogen. "Wir haben zwei Wechsel vollzogen – aber was viel wichtiger war, dass die Jungs miteinander kommuniziert haben und dass Thomas Kraft einen Impuls freigesetzt hat sowie einen Appell an die Mannschaft gerichtet hat. Das hat gefruchtet!", berichtete Coach Nouri über das Geschehen im Umkleideraum.
Diese Maßnahmen ebneten den Weg für das fünfte ungeschlagene Auswärtsspiel in Folge! Nachdem Darida den Ball willensstark kurz vor der Torlinie noch vor das Düsseldorfer Gehäuse bugsierte und Thommy das Spielgerät in den eigenen Kasten beförderte (64.), kam die Hoffnung beim Hauptstadtclub zurück. Sinnbildlich: Krzysztof Piątek eilte in das Tor der Hausherren, nahm das Spielgerät in die Hand und sprintete zur Mittellinie. Die Nouri-Schützlinge hatten keine Zeit zu verlieren – dieser Aufwand sollte belohnt werden. 120 Sekunden nach dem Eigentor verkürzte Matheus Cunha per Distanzschuss auf 2:3 (66.) – es war die perfekte Antwort auf den Düsseldorfer Doppelschlag in der ersten Hälfte. Diese beiden Treffer innerhalb von zwei Zeigerumdrehungen krönte Piątek per verwandelten Elfmeter zum 3:3 – zuvor war der Pole nach einem Zuspiel von Jordan Torunarigha von F95-Torwart Florian Kastenmeier zu Fall gebracht worden (75.). "Die zweite Halbzeit hat gezeigt, was für Potential in der Mannschaft steckt. Das wollen wir im nächsten Spiel untermauern und die Punkte holen!", unterstrich Piątek.
Beinahe gelang der Elf von der Spree sogar noch der Siegtreffer – Cunha scheiterte in der Schlussminute allerdings am linken Außenpfosten (90.). "Wir haben uns selbst in eine schwierige Situation gebracht, es aber in der zweiten Hälfte besser gemacht. Wir haben zusammengehalten und es auch spielerisch gelöst – das war wichtig!", kommentierte der Brasilianer, ehe er sich abschließend auch auf die Fans bezog. "Ich hoffe, wir konnten den Fans mit der zweiten Halbzeit etwas zurückgeben!" Dieses Vorhaben – was im zweiten Abschnitt zweifelsohne gelang – nehmen sich die Herthaner auch für das wichtige Heimspiel gegen den SV Werder Bremen am kommenden Samstag (07.03.20, 15:30 Uhr) vor – sodass nach dem Schlusspfiff nicht erneut die Köpfe der Blau-Weißen nach unten gehen.
(sj/City-Press)
Gesagt...
[>]Wir haben zusammengehalten und es auch spielerisch gelöst – das war wichtig![<]