
"Diese Frage müssen wir uns gefallen lassen"
"Diese Frage müssen wir uns gefallen lassen"

Berlin – In ihren sechs gemeinsamen Monaten bei Hertha BSC erlebte man die Zwei stets Seite an Seite. Ob auf dem Trainingsgelände oder abseits des Rasens – zwischen Marius Wolf und Davie Selke wuchs in dieser Zeit eine enge Freundschaft. Eine Freundschaft, die auch durch den (vorübergehenden) Abschied von Selke per Leihe zu Werder Bremen nicht endete – und damit im schnelllebigen Fußballgeschäft nicht unbedingt selbstverständlich ist. "Zwischen Marius und mir hat sich eine gute Freundschaft entwickelt. Wir ticken einfach gleich, haben einen ähnlichen Humor und viele gleiche Ansichten", sagt der Stürmer, der am Wochenende nicht spielberechtigt ist, aber dennoch mit den Norddeutschen in seine alte Heimat reisen wird. Und dort eben auch auf seinen Kumpel treffen wird. Über das Wiedersehen mit Selke, Körpersprache und die wichtige Partie gegen die Hanseaten hat Marius Wolf mit herthabsc.de gesprochen.
herthabsc.de: Marius, wie läuft in diesen Tagen dein Austausch mit Kumpel Davie Selke?
Wolf: Wir telefonieren und schreiben sowieso oft, das ist in dieser Woche nicht groß anders als sonst. Vielleicht ist es nicht schlecht für uns, dass er nicht spielt. Im Fußball haben wir oft genug gesehen, dass ein Spieler gegen seinen alten Verein trifft (schmunzelt). Aber dadurch reden wir jetzt nicht rund um die Uhr über die Partie, sondern auch über andere Dinge. In Nuri Sahin und Ömer Toprak sind noch zwei weitere Bremer dabei, die ich noch aus Dortmund gut kenne. Auf dem Platz zählt das allerdings natürlich nicht.
herthabsc.de: Bevor wir aber auf das kommende Duell im Olympiastadion schauen, lass uns einmal auf das vergangene Spiel in Düsseldorf eingehen. 45 schlechte, 45 gute Minuten, am Ende ein 3:3: Wie ordnest du das Ergebnis mit etwas Abstand ein?
Wolf: Es war sehr wichtig, dass wir nach dem Seitenwechsel zurückgekommen sind, vor allem nach diesem Beginn. So war der Punkt unterm Strich in Ordnung. Den Eindruck der ersten Hälfte wollten wir so nicht stehen lassen. Wir wollten nicht noch einmal so etwas zeigen wie gegen Köln, das hat auch an der Ehre gekratzt. Deshalb war es in der Kabine auch etwas lauter. Erst in der zweiten Hälfte haben wir ein anderes Gesicht gezeigt und den Fußball gespielt, den wir spielen wollten. Die Mannschaft lebt und hat Moral – das konnte jeder sehen. Aber natürlich müssen wir uns die Frage gefallen lassen, warum wir so unterschiedliche Halbzeiten gespielt haben.
herthabsc.de: Schon nach der Begegnung gegen Köln hast du dich sehr selbstkritisch gezeigt, eure Körpersprache angeprangert. Jetzt folgt das gemischte Fazit nach dem Auftritt in Düsseldorf. Wieso gelingt es euch aktuell nicht, konstant über 90 Minuten Zugriff auf das Spiel zu entwickeln?
Wolf: Es klingt vielleicht ein wenig komisch, aber wir dürfen uns vielleicht nicht so eine Platte machen. Ich hatte das Gefühl, dass wir gegen Köln und Düsseldorf zu viel nachgedacht haben, zu verkopft waren. Wir wissen um die Situation, dass es nur darum geht, die nötigen Punkte für den Klassenerhalt zu sammeln. Wir unterschätzen sie nicht, aber sie darf uns auch nicht lähmen. Denn es ist wichtig, dass wir eine gewisse Lockerheit an den Tag legen, auch Spaß am Fußballspielen haben. Wenn wir kämpferisch und so geschlossen auftreten wie in der zweiten Hälfte in Düsseldorf und unsere Chancen nutzen, dann wird es auch wieder klappen.
herthabsc.de: Nach der Begegnung gab es eine längere Konversation mit den blau-weißen Fans in der Gästekurve. Wie hast du den Austausch erlebt?
Wolf: Die Fans waren froh über den Auftritt nach der Pause, so erwarten sie uns aber auch und das haben sie klar gesagt. Das ist auch in Ordnung, denn den eigenen Anspruch haben wir auch an uns selbst. Auch wenn das nicht unser Wunsch ist, solange Einsatz und Wille stimmen, können wir als Mannschaft auch mal ein Spiel verlieren. Ich nehme auf jeden Fall ein gutes Gefühl mit aus diesem Gespräch. Wir haben bis zum Saisonende nur noch wichtige Spiele vor uns, dafür brauchen wir die Unterstützung der Fans. Es geht nicht ums Schönspielen, sondern ums Gewinnen.
herthabsc.de: Wie eingangs erwähnt ohne Davie Selke, aber dafür mit dem Druck, die Abstiegszone schnell verlassen zu wollen, tritt Werder Bremen am Samstag (07.03.20, 15:30 Uhr) an der Spree an. Wie könnt ihr es gegen die Norddeutschen packen?
Wolf: Wie gerade betont, wir wissen, dass es um wichtige drei Punkte geht. Das wissen die Bremer aber auch. Ich glaube, es spielt keine große Rolle, dass ihr Spiel am Wochenende ausgefallen ist und sie am Mittwoch im Pokal in Frankfurt antreten. Wir müssen den Kampf annehmen, den Sieg mit Einsatz irgendwie erzwingen, denn nur darum geht es.
(fw/City-Press)
Gesagt...
[>]Wir wissen um die Situation, dass es nur darum geht, die nötigen Punkte für den Klassenerhalt zu sammeln. Wir unterschätzen sie nicht, aber sie darf uns auch nicht lähmen.[<]