"Müssen die Situation annehmen"
"Müssen die Situation annehmen"
Berlin – Die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus nimmt national und international immer größeren Einfluss auf den Profisport. Der Spielbetrieb in der Bundesliga geht jedoch trotz der Lungenkrankheit am kommenden Spieltag weiter – allerdings mit einer gravierenden Änderung: alle neun Partien finden ohne Zuschauerinnen und Zuschauer statt. Betroffen ist damit auch das Gastspiel der Herthaner am Samstag (14.03.20, 15:30 Uhr) bei der TSG Hoffenheim. Eine unbekannte und ungewöhnliche Situation für alle Beteiligten. "Als Fußballer ist ein Geisterspiel natürlich nicht optimal, Zuschauer und Stimmung gehören einfach dazu. Aber wir müssen die Situation annehmen. Denn es geht um die Gesundheit, da müssen wir Rücksicht drauf nehmen. Wenn man den Coronavirus eindämmen möchte, ist diese Maßnahme einfach sinnvoll, eigentlich sogar ein Muss", kommentiert Innenverteidiger Niklas Stark das aktuelle Geschehen. Im Interview mit herthabsc.de spricht der 24-Jährige über die Begegnung im Kraichgau, Statistiken und Fangespräche.
herthabsc.de: Nik, der Coronavirus breitet sich aktuell zunehmend aus – auch in Deutschland und Berlin. Wie verfolgst du die Berichte über die Lungenkrankheit, die sich immer mehr auf den Alltag auswirkt?
Stark: Natürlich verfolge ich die Entwicklungen. Der Coronavirus ist weltweit ein großes und vor allem wichtiges Thema, über das wir uns alle unsere Gedanken machen. Unabhängig davon, ob jemand in eine Risikogruppe fällt oder nicht, müssen wir alle verantwortungsbewusst handeln – besonders im Hinblick auf die Leute, die durch Vorerkrankungen oder ihr Alter eher gefährdet sind. Wir müssen aufpassen und Vorschriften beachten, ohne dabei in Panik zu geraten.
herthabsc.de: Auch die Sport- bzw. Fußballwelt ist betroffen. Nachdem Italien alle Mannschaftswettbewerbe bis Anfang April ausgesetzt und Spanien Geisterspiele bis zur Länderspielpause angekündigt hat, werden auch in Deutschland Begegnungen ohne Zuschauerinnen und Zuschauer angepfiffen – so auch eure Partie am Samstag (14.03.20, 15:30 Uhr) bei der TSG Hoffenheim. Wie bereitet ihr euch auf diese Situation vor?
Stark: Unsere Aufmerksamkeit gehört aktuell unserem Job, den wir so gut wie möglich machen müssen. Und auch ohne Fans im Stadion geht es um drei Punkte, die wir holen wollen. Als Fußballer ist ein Geisterspiel natürlich nicht optimal, Zuschauer und Stimmung gehören einfach dazu. Ich hatte so etwas noch nicht und bin gespannt, wie das wird. Aber wir müssen die Situation annehmen. Denn es geht um die Gesundheit, auf die wir Rücksicht nehmen müssen. Wenn man den Coronavirus eindämmen möchte, ist diese Maßnahme einfach sinnvoll, eigentlich – leider aus Sicht eines Fußballers – sogar ein Muss. Aber im Stadion kommen viele Menschen zusammen, die den Virus sonst immer weiter und weitertragen.
herthabsc.de: Wie von dir angemerkt, geht es, wenn der Ball rollt, um wichtige Zähler für den Klassenerhalt. Trotz mancher Remis liegt der letzte Erfolg im Kraichgau fast sechseinhalb Jahre zurück (3:2 im November 2013; Anm. d. Red.). Was stimmt dich optimistisch, diese Serie zu durchbrechen?
Stark: Ich achte eigentlich gar nicht auf solche Statistiken. Es ist eine Floskel, aber es zählt immer nur das nächste Spiel. Was davor war, ist mit Anpfiff völlig egal. Unser Ziel muss es sein, in den ersten Minuten anders aufzutreten als zuletzt. Wir dürfen nicht wieder direkt in Rückstand geraten. Im Spiel nach vorne müssen wir dennoch mutig sein, auch ins Risiko gehen. Wichtig ist, dass wir die Balance halten. Dann haben wir die Chance, dort etwas zu holen.
herthabsc.de: Nach dem 2:2 gegen Bremen am vergangenen Spieltag hast du relativ deutlich zum Ausdruck gebracht, wie sehr es dich stört, eben solchen Rückständen wie gegen Werder oder davor in Düsseldorf hinterherzulaufen. Wieso gelingt es euch nicht, diese Schwankungen besser in den Griff zu bekommen?
Stark: Das ist immer schwierig zu sagen. Wir trainieren, wir gehen vorbereitet und fokussiert in das Spiel – so viel mehr können wir gar nicht machen. Vielleicht müssen wir noch ein paar mehr Prozent herauskitzeln. Auch wenn es blöd für uns gelaufen ist, dürfen wir nicht den Kopf in den Sand stecken. Vieles im Fußball ist Kopfsache – aber das ist eben auch das Schwierige. Wenn es nur das Körperliche wäre, wäre es einfacher zu trainieren.
herthabsc.de: Die Fans haben dennoch nach den beiden vergangenen Partien eure Aufholjagd honoriert und unterstützt. Danach habt ihr als Team länger in der Kurve gesprochen. Kannst du verraten, worüber ihr euch ausgetauscht habt?
Stark: Natürlich ging es auch um die frühen Gegentore, durch die wir uns das Leben selbst schwer gemacht haben. Wir sitzen im selben Boot und ärgern uns alle darüber. Die Fans haben dann aber deutlich gemacht, wie wichtig das Derby gegen Union in der darauffolgenden Woche ist. Das Spiel haben wir natürlich auch im Kopf, aber erst einmal liegt der Fokus auf Hoffenheim. Dann kommt das Stadtderby.
herthabsc.de: Blicken wir noch einmal auf deine persönliche Statistik. Die TSG ist – abgesehen von deinem aktuellen Arbeitgeber – einer von zwei Vereinen, gegen den es in der Bundesliga noch nicht zu drei Punkten gereicht hat. Der andere kommt aus Köpenick.
Stark: Siehe oben (schmunzelt). Auf solche Statistiken lege ich nicht viel Wert, zumal es dieses Stadtderby auch erst einmal in der Bundesliga gab. Aber jetzt, wenn ich das höre, will ich es natürlich ändern – ganz klar!
(fw/City-Press)
Gesagt...
[>]Unser Ziel muss es sein, in den ersten Minuten anders aufzutreten als zuletzt. Wir dürfen nicht wieder direkt in Rückstand geraten.[<]