#HERTHAMUSEUM: Erinnerungen an 'Hanne' Sobek
Historie | 18. März 2020, 04:16 Uhr

#HERTHAMUSEUM: Erinnerungen an 'Hanne' Sobek

#HERTHAMUSEUM: Erinnerungen an 'Hanne' Sobek

In der 44. Ausgabe unserer Reihe #HerthaMuseum stellen wir eine Vereinsikone und seine ruhmreiche Karriere vor. Johannes 'Hanne' Sobek wäre am Mittwoch (18.03.20) 120 Jahre alt geworden.
Berlin – Am 18. März 1900 kommt Paul Friedrich Max Johannes Wiechmann in Mirow in Mecklenburg-Vorpommern zur Welt. Zehn Jahre später zieht Mutter Helene mit ihrem Nachwuchs und ihrem Lebenspartner Paul Sobek nach Berlin. Seinen leiblichen Vater hat er nie kennengelernt. Nach der Heirat im Jahre 1915 wird der 15-jährige Paul Friedrich Max Johannes adoptiert und trägt fortan den Namen Sobek.

Historischer Glücksfall


An der Spree entdeckt der Heranwachsende schnell seine Liebe zum Spiel mit dem runden Ball. Nach seinen fußballerischen Anfängen bei Bavaria 09, die er 1918 als Soldat im Ersten Weltkrieg in Frankreich unterbrechen muss, wechselt Sobek im März 1920 zu Alemannia 90. Dort empfiehlt er sich für die Berliner Auswahl und schafft drei Jahre später sogar den Sprung in die deutsche Nationalmannschaft. Zur Saison 1925/26 folgt der Schritt zu Hertha BSC. Damals ahnt niemand, dass Sobek in den folgenden sechs Spielzeiten das Sinnbild für die glorreichste Zeit der blau-weißen Vereinsgeschichte wird.

Insgesamt sechs Mal führt der Halbstürmer seine Mannschaft als Kapitän ins Finale um die Deutsche Meisterschaft. Nach vier vergeblichen Anläufen krönen sich die Blau-Weißen am 22. Juni 1930 durch ein 4:3 gegen Holstein Kiel im Düsseldorfer Rheinstadion erstmals zum Titelträger. Die 'Fußball-Illustrierte' veröffentlicht ein großformatiges Foto von Johannes 'Hanne' Sobek auf den Schultern von begeisterten Anhängern. Der Kommentar zu diesem historischen Ereignis: "Ausklang von Kampf und Sieg – Hertha BSC endlich am langersehnten Ziele: Deutscher Meister". Im Folgejahr gelingt den Herthanern durch ein 3:2 gegen 1860 München im Müngersdorfer Stadion in Köln die Titelverteidigung der begehrten 'Viktoria'. Dies war der Höhepunkt in Sobeks Karriere, der 1935 und 1937 noch die Gau-Meisterschaft Berlin-Brandenburg gewinnt. Bis Anfang der 1940er-Jahre spielt der zehnmalige Nationalspieler regelmäßig für die Blau-Weißen, bevor er dann nach einigen sporadischen Einsätzen seine beispiellose aktive Karriere beendet. Weltmeister-Trainers Sepp Herberger adelt den Herthaner später als "größten Fußballer, den Berlin je besessen hat". Dem Fußball bleibt Sobek auch danach erhalten.

Als Funktionär und Trainer im Einsatz

In den Nachkriegsjahren beginnt die Trainerkarriere des ehemaligen Offensivspielers beim SG Union Oberschöneweide, mit dem er sich 1950 für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft qualifiziert. Der Mannschaft wird jedoch untersagt, nach West-Deutschland einzureisen. Als Konsequenz daraus übersiedelten einige Spieler in den Westteil der Stadt, wo Sobek den kurz darauf gegründeten offiziellen Nachfolgeverein SC Union 06 betreut. Seine Trainerlizenz erhält er im Oktober 1952, allerdings ist sie zurückdatiert auf den Juni 1950, weil er ab da bereits als Auswahltrainer für den Verband Berliner Ballspielvereine (VBB) arbeitet. Ende der 1950er-Jahre schließt sich der Kreis für Sobek, als er zur Saison 1959/1960 den Trainerposten bei Hertha BSC übernimmt. 1961 und 1963 führt er die Blau-Weißen zu zwei Berliner Meistertiteln und in die neugegründete Fußball-Bundesliga, bevor er die Mannschaft an Josef Schneider übergibt.

Am 11. Februar 1965 wird auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung dem gesamten geschäftsführenden Vorstand um Präsident Siegfried Schmidt, der zuvor ohnehin seinen Rücktritt erklärt, das Mißtrauen ausgesprochen. Nach einer Tagung des von Karl Tewes angeführten Ältestenrats, stellt sich das Vereinsidol tags darauf als Notvorstand zur Verfügung. Trotz seines unermüdlichen Einsatzes verbannt das DFB-Sportgericht seinen Herzensverein im Mai 1965 in die Regionalliga. Nachdem die Berufungsverhandlung das Urteil einen Monat später bestätigt, tritt er als Vorstand zurück. Als Ehrenvorsitzender von Hertha BSC, zu dem er im März 1967 ernannt wurde, kann er die Bundesliga-Rückkehr der Spreeathener 1968 feiern.

Der zweifache Meisterspieler hinterlässt aber nicht nur Spuren im Fußball. Mit seiner faszinierenden Ausstrahlung gehört Sobek zu den beliebtesten Persönlichkeiten Berlins. 1927 wirkt er in dem Fußball-Stummfilm 'Die elf Teufel' mit, er fungiert als Assistent des weltbekannten Artisten Enrico Castelli im legendären 'Wintergarten'. 1935 verfasst er den sehr erfolgreichen Sportroman 'Hinein…!', dessen Hauptfigur unzweifelhaft den Werdegang des Ausnahmespielers nachzeichnet. Zu seinen Freunden gehören der Schauspieler Hans Albers, der Dichter Joachim Ringelnatz sowie der Box-Weltmeister im Schwergewicht, Max Schmeling. Der bescheidene Sobek stellt sich niemals in den Mittelpunkt, gibt nicht mit seinen Privilegien oder namhaften Freunden an. Zeit seines Lebens bleibt er bescheiden, was seine Popularität bis ins hohe Alter noch weiter anwachsen lässt.   

Abschied und Würdigung einer Berliner Legende

Am 17. Februar 1989 verstirbt Johannes 'Hanne' Sobek im Kreis seiner Familie. Das von Heinz Roloff angeführte Präsidium von Hertha BSC kondoliert in der Traueranzeige treffend: "Hanne Sobek war unser sportliches Vorbild und über sechs Jahrzehnte als Spieler, Trainer, Vorsitzender und Berater unentbehrlich. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren". Elf Tage später tragen Ehefrau Elisabeth und Sohn Bernd den geliebten Ehemann und Vater im Beisein von über 300 Trauergästen und unter großer öffentlicher Anteilnahme auf dem Waldfriedhof in Zehlendorf zu Grabe.

Zehn Jahre später wird der 'Sportring Wedding' an der Osloer Straße in 'Hanne-Sobek-Sportanlage' umbenannt. Eine befestigte Bronzetafel trägt den Wortlaut: "Mit der Benennung dieser Sportanlage wird das unvergessene Berliner Fussballidol Hanne Sobek, mehrfacher Nationalspieler und Spieler der Berlin-Auswahl, mit seiner Hertha BSC zweimaliger deutscher Fussballmeister, geehrt." Im August 2006 erhält auch die Fläche vor dem Bahnhof Gesundbrunnen den Namen 'Hanne-Sobek-Platz'. 'Der grösste Held von Hertha BSC', wie der Titel des Standardwerkes von Oliver Ohmann über die wohl herausragendsten Persönlichkeit des Berliner Fußballs lautet, wird auch kommenden Generationen von Spielern und Verantwortlichen ein Vorbild sein und für immer einen ganz besonderen Platz in der Vereinsgeschichte und den Herzen der blau-weißen Anhänger haben.

(fs/HerthaBSC)

Gesagt...

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Hanne war unser sportliches Vorbild und über sechs Jahrzehnte als Spieler, Trainer, Vorsitzender und Berater unentbehrlich.
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-Heinz Roloff

von Hertha BSC