Club | 19. März 2020, 17:40 Uhr
"Die Gesundheit steht über allem!"
"Die Gesundheit steht über allem!"
Herthas Geschäftsführer Ingo Schiller und Michael Preetz sprechen über die aktuelle Situation und die Verantwortung des Vereins für die Gesellschaft sowie seinen Spielern, Mitarbeitern, Mitgliedern und Fans.
Berlin - Schon vor längerer Zeit wurde bei Hertha BSC eine Sonder-Arbeitsgruppe zum Thema Coronavirus unter der Leitung von Thomas Herrich, Mitglied der Geschäftsleitung und Veranstaltungleiter der Heimspiele, eingerichtet. Seit diesem Zeitpunkt stand der Hauptstadtclub in sehr intensiven Kontakt mit den Behörden wie beispielsweise dem für den Verein zuständigen Gesundheitsamt Charlottenburg-Wilmersdorf. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden zum einen in diversen Mails über Hygienehinweise und Umgang mit der Situation informiert und zum anderen bereits in der vergangenen Woche aufgefordert, auf Homeoffice umzustellen. Seit Dienstag (17.03.20) befindet sich die Lizenzspieler-Mannschaft in einer zweiwöchigen Quarantäne, nachdem ein Spieler positiv auf den Coronavirus getestet wurde.
Am Donnerstag (19.03.20) wurden alle Mitarbeiter von Hertha BSC per Video-Konferenz von der Geschäftsleitung über die aktuellen Entwicklungen informiert. herthabsc.de hatte danach die Gelegenheit, mit den beiden Geschäftsführern zu sprechen.
herthabsc.de: Hallo Michael, hallo Ingo. Bitte beschreibt doch einmal die aktuelle Situation bei Hertha BSC.
Michael Preetz: Vielleicht zunächst einmal eines vorab: Diese Krisensituation ist für alle in unserem Land neu. Die Ernsthaftigkeit der Krise sollte mittlerweile jedem klar sein, ohne dabei in Panik zu verfallen. Wir würden gerne im Namen von Hertha BSC alle ermuntern, sich an die derzeitigen Regeln zu halten. Auch, wenn sie unser Leben in gewisser Weise auf den Kopf stellen. Die Gesundheit steht über allem! Aber wir haben als Geschäftsführung von Hertha BSC auch eine Verantwortung unseren Mitarbeitern, Mitgliedern und Fans gegenüber – der wir auch in dieser Zeit gerecht werden wollen.
Ingo Schiller: Dem möchte ich voll und ganz zustimmen und daher haben wir uns innerhalb der Geschäftsleitung intensiv über die Auswirkungen der derzeitigen 'Corona-Krise' ausgetauscht und tun das natürlich weiterhin täglich. Wir haben alle Mitarbeiter über die Situation in unserem Verein informiert. Der Betrieb bei Hertha BSC wird natürlich aufrechterhalten, die erste Maßnahme ist jedoch, dass wir bis einschließlich 3. April 2020 Betriebsferien angeordnet haben. Ebenso haben wir neben einem Reise- und Kontakt-Stopp einen Investitions- und Ausgabe-Stopp angeordnet. Auch wenn wir nach jetztigen Stand noch keine betriebsbedingten Kündigungen aussprechen müssen, so denken wir über Maßnahmen wie Kurzarbeit nach. Alle Abteilungen sind zudem aufgerufen, Einsparpotenziale zu markieren.
herthabsc.de: Wie sind diese Maßnahmen einzuordnen?
Schiller: Als definitiv notwendig. Aber, auch das möchte ich hier gerne betonen, unsere Situation bei Hertha BSC ist durch den Einstieg des strategischen Partners Tennor im vergangenen Sommer hinsichtlich der Liquidität deutlich besser als bei vielen anderen Vereinen.
Am Donnerstag (19.03.20) wurden alle Mitarbeiter von Hertha BSC per Video-Konferenz von der Geschäftsleitung über die aktuellen Entwicklungen informiert. herthabsc.de hatte danach die Gelegenheit, mit den beiden Geschäftsführern zu sprechen.
herthabsc.de: Hallo Michael, hallo Ingo. Bitte beschreibt doch einmal die aktuelle Situation bei Hertha BSC.
Michael Preetz: Vielleicht zunächst einmal eines vorab: Diese Krisensituation ist für alle in unserem Land neu. Die Ernsthaftigkeit der Krise sollte mittlerweile jedem klar sein, ohne dabei in Panik zu verfallen. Wir würden gerne im Namen von Hertha BSC alle ermuntern, sich an die derzeitigen Regeln zu halten. Auch, wenn sie unser Leben in gewisser Weise auf den Kopf stellen. Die Gesundheit steht über allem! Aber wir haben als Geschäftsführung von Hertha BSC auch eine Verantwortung unseren Mitarbeitern, Mitgliedern und Fans gegenüber – der wir auch in dieser Zeit gerecht werden wollen.
Ingo Schiller: Dem möchte ich voll und ganz zustimmen und daher haben wir uns innerhalb der Geschäftsleitung intensiv über die Auswirkungen der derzeitigen 'Corona-Krise' ausgetauscht und tun das natürlich weiterhin täglich. Wir haben alle Mitarbeiter über die Situation in unserem Verein informiert. Der Betrieb bei Hertha BSC wird natürlich aufrechterhalten, die erste Maßnahme ist jedoch, dass wir bis einschließlich 3. April 2020 Betriebsferien angeordnet haben. Ebenso haben wir neben einem Reise- und Kontakt-Stopp einen Investitions- und Ausgabe-Stopp angeordnet. Auch wenn wir nach jetztigen Stand noch keine betriebsbedingten Kündigungen aussprechen müssen, so denken wir über Maßnahmen wie Kurzarbeit nach. Alle Abteilungen sind zudem aufgerufen, Einsparpotenziale zu markieren.
herthabsc.de: Wie sind diese Maßnahmen einzuordnen?
Schiller: Als definitiv notwendig. Aber, auch das möchte ich hier gerne betonen, unsere Situation bei Hertha BSC ist durch den Einstieg des strategischen Partners Tennor im vergangenen Sommer hinsichtlich der Liquidität deutlich besser als bei vielen anderen Vereinen.
herthabsc.de: Hat es bereits Gespräche mit den Lizenzspielern gegeben hinsichtlich einer Bereitschaft per Gehaltsverzicht den Menschen innerhalb und außerhalb des Vereins solidarisch zur Seite zu stehen?
Preetz: Die Tatsache, dass sich die Spieler alle in häuslicher Quarantäne befinden, macht den Austausch darüber nicht einfacher, aber klar ist, dass wir intern bereits darüber Gespräche führen. Letztlich wird sicher jeder bei Hertha BSC einen Beitrag leisten, damit wir als Verein und Gemeinschaft geschlossen durch diese Krise kommen. Wenn wir eine Regelung getroffen haben, werden wir sie gerne kommunizieren. Aber ich denke, dass allen mittlerweile auch klar geworden sein sollte, dass der Fußball, der ja gerne als schönste Nebensache der Welt tituliert wird, eben nicht nur dieses Spiel ist, das wir alle so lieben, sondern eben auch ein Wirtschaftszweig, an dem knapp 60.000 Arbeitsplätze hängen.
herthabsc.de: Stichwort Gemeinschaft: Wie erlebt ihr gerade die Zeiten bei Hertha BSC?
Preetz: Irgendwie fühlt man sich wie in einem Science-Fiction-Film, den ich persönlich eher ausschalten würde, weil ich ein solches Szenario für unrealistisch gehalten hätte. Aber die Situation ist nun mal absolut real und das sollte jetzt wirklich jeder begriffen haben und sich unbedingt an die Regeln halten. Wir als Verein und auch unsere Spieler versuchen, das Beste aus der Situation zu machen und weisen auf dieses Thema vor allem über unsere Social Media-Kanäle hin. Ich empfinde es so, dass wir uns alle in unserer schnelllebigen Gesellschaft am Ende vielleicht nochmal auf andere Dinge besinnen und als Gemeinschaft eng zusammenrücken, obwohl wir Abstand halten müssen.
Schiller: Das sehe ich ähnlich, und solche Aktionen wie 'Herthaner helfen!', die wir über unsere Facebook-Seite gestartet haben, tragen dazu bei.
herthabsc.de: Die Spieler halten sich momentan in häuslicher Quarantäne fit. Wie geht das genau?
Preetz: Alle Spieler sind mit Spinning-Bikes versorgt, haben Ihre Pulsuhren und sind von unserem Athletiktrainer mit individuellen Trainingsplänen versorgt. Dazu gibt es Programme zu Stabilisation. Klar ist aber auch, dass es hierbei in erster Linie um Maßnahmen zum Erhalt der Fitness geht.
herthabsc.de: Wie sieht denn der weitere Plan mit den Spielern aus?
Preetz: Aktuell ist geplant, dass die Spieler nach der zweiwöchigen Quarantäne wieder zum Teamtraining zusammenkommen. Das wäre nach aktuellem Stand am 31. März 2020. Die Trainingseinheiten würden dann erst einmal unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchgeführt. Aber wie gesagt, das ist der heutige Stand. Wir können alle nicht zu 100 Prozent abschätzen, wie sich die Situation bis dahin entwickelt.
Preetz: Die Tatsache, dass sich die Spieler alle in häuslicher Quarantäne befinden, macht den Austausch darüber nicht einfacher, aber klar ist, dass wir intern bereits darüber Gespräche führen. Letztlich wird sicher jeder bei Hertha BSC einen Beitrag leisten, damit wir als Verein und Gemeinschaft geschlossen durch diese Krise kommen. Wenn wir eine Regelung getroffen haben, werden wir sie gerne kommunizieren. Aber ich denke, dass allen mittlerweile auch klar geworden sein sollte, dass der Fußball, der ja gerne als schönste Nebensache der Welt tituliert wird, eben nicht nur dieses Spiel ist, das wir alle so lieben, sondern eben auch ein Wirtschaftszweig, an dem knapp 60.000 Arbeitsplätze hängen.
herthabsc.de: Stichwort Gemeinschaft: Wie erlebt ihr gerade die Zeiten bei Hertha BSC?
Preetz: Irgendwie fühlt man sich wie in einem Science-Fiction-Film, den ich persönlich eher ausschalten würde, weil ich ein solches Szenario für unrealistisch gehalten hätte. Aber die Situation ist nun mal absolut real und das sollte jetzt wirklich jeder begriffen haben und sich unbedingt an die Regeln halten. Wir als Verein und auch unsere Spieler versuchen, das Beste aus der Situation zu machen und weisen auf dieses Thema vor allem über unsere Social Media-Kanäle hin. Ich empfinde es so, dass wir uns alle in unserer schnelllebigen Gesellschaft am Ende vielleicht nochmal auf andere Dinge besinnen und als Gemeinschaft eng zusammenrücken, obwohl wir Abstand halten müssen.
Schiller: Das sehe ich ähnlich, und solche Aktionen wie 'Herthaner helfen!', die wir über unsere Facebook-Seite gestartet haben, tragen dazu bei.
herthabsc.de: Die Spieler halten sich momentan in häuslicher Quarantäne fit. Wie geht das genau?
Preetz: Alle Spieler sind mit Spinning-Bikes versorgt, haben Ihre Pulsuhren und sind von unserem Athletiktrainer mit individuellen Trainingsplänen versorgt. Dazu gibt es Programme zu Stabilisation. Klar ist aber auch, dass es hierbei in erster Linie um Maßnahmen zum Erhalt der Fitness geht.
herthabsc.de: Wie sieht denn der weitere Plan mit den Spielern aus?
Preetz: Aktuell ist geplant, dass die Spieler nach der zweiwöchigen Quarantäne wieder zum Teamtraining zusammenkommen. Das wäre nach aktuellem Stand am 31. März 2020. Die Trainingseinheiten würden dann erst einmal unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchgeführt. Aber wie gesagt, das ist der heutige Stand. Wir können alle nicht zu 100 Prozent abschätzen, wie sich die Situation bis dahin entwickelt.
Gesagt...
[>]Unsere Situation ist durch den Einstieg von Tennor hinsichtlich der Liquidität deutlich besser als bei vielen anderen Vereinen.[<]
herthabsc.de: Welche Szenarien gibt es denn bezogen auf die Bundesliga?
Preetz: In der DFL-Sitzung am Montag (16.03.20, Anm.d.Red.) wurde für Ende März die nächste Vollversammlung festgelegt. Allerdings dann per Video-Konferenz. Die Entscheidung der UEFA, die Europameisterschaft auf 2021 zu verschieben, gibt der Liga erst einmal weiteren Spielraum. Es ist das Ziel bis zum 30. Juni 2020 die Saison zu einem Ende zu bringen. Aber zunächst müssen wir die Entwicklungen der Fallzahlen des Coronavirus beobachten, dann werden wir auf dieser Grundlage Ende März die nächsten Schritte besprechen: Wann kann eventuell weitergespielt werden? Wird das dann mit oder ohne Zuschauer der Fall sein können?
herthabsc.de: Was würde eine Weiterführung der Saison ohne Zuschauer für Hertha BSC bedeuten?
Schiller: Es stehen noch neun Spiele aus, davon vier Heimspiele. Dabei gibt es zwei Aspekte: Die TV-Gelder für diese neun Spiele im Gesamten und die Einnahmen in den Bereichen Zuschauer und Hospitality. Alleine im Bereich TV-Einnahmen machen diese neun Spiele für Hertha BSC rund 18 Millionen Euro aus, um mal eine Größenordnung zu nennen. Den wegfallenden Zuschauer- und Hospitality-Einnahmen würden dann zwar Einsparungen bei der Stadion-Miete entgegenstehen, aber klar ist, dass auch das einen deutlichen Negativbetrag ergibt.
herthabsc.de: Zum Abschluss: Glaubt Ihr, dass es irgendwann wieder eine Art 'Normalität' geben wird?
Preetz: Ich bin der festen Überzeugung. Aber wann sich dann tatsächlich wieder alles 'normal' anfühlt, da wage ich keine Prognose. Dennoch glaube ich, dass sich, nachdem wir alle gemeinsam die Krise bewältigt haben, bei sehr viele Menschen in unserer Gesellschaft eine andere Lebensfreude einstellen wird.
Schiller: Davon bin auch ich überzeugt. Die Menschen werden sich dann wieder unglaublich darauf freuen, nach draußen zu gehen und gemeinsam und gestärkt am Leben teilzunehmen.
(mj/City-Press)
Preetz: In der DFL-Sitzung am Montag (16.03.20, Anm.d.Red.) wurde für Ende März die nächste Vollversammlung festgelegt. Allerdings dann per Video-Konferenz. Die Entscheidung der UEFA, die Europameisterschaft auf 2021 zu verschieben, gibt der Liga erst einmal weiteren Spielraum. Es ist das Ziel bis zum 30. Juni 2020 die Saison zu einem Ende zu bringen. Aber zunächst müssen wir die Entwicklungen der Fallzahlen des Coronavirus beobachten, dann werden wir auf dieser Grundlage Ende März die nächsten Schritte besprechen: Wann kann eventuell weitergespielt werden? Wird das dann mit oder ohne Zuschauer der Fall sein können?
herthabsc.de: Was würde eine Weiterführung der Saison ohne Zuschauer für Hertha BSC bedeuten?
Schiller: Es stehen noch neun Spiele aus, davon vier Heimspiele. Dabei gibt es zwei Aspekte: Die TV-Gelder für diese neun Spiele im Gesamten und die Einnahmen in den Bereichen Zuschauer und Hospitality. Alleine im Bereich TV-Einnahmen machen diese neun Spiele für Hertha BSC rund 18 Millionen Euro aus, um mal eine Größenordnung zu nennen. Den wegfallenden Zuschauer- und Hospitality-Einnahmen würden dann zwar Einsparungen bei der Stadion-Miete entgegenstehen, aber klar ist, dass auch das einen deutlichen Negativbetrag ergibt.
herthabsc.de: Zum Abschluss: Glaubt Ihr, dass es irgendwann wieder eine Art 'Normalität' geben wird?
Preetz: Ich bin der festen Überzeugung. Aber wann sich dann tatsächlich wieder alles 'normal' anfühlt, da wage ich keine Prognose. Dennoch glaube ich, dass sich, nachdem wir alle gemeinsam die Krise bewältigt haben, bei sehr viele Menschen in unserer Gesellschaft eine andere Lebensfreude einstellen wird.
Schiller: Davon bin auch ich überzeugt. Die Menschen werden sich dann wieder unglaublich darauf freuen, nach draußen zu gehen und gemeinsam und gestärkt am Leben teilzunehmen.
(mj/City-Press)
Gesagt...
[>]Man fühlt sich wie in einem Science-Fiction-Film, den ich eher ausschalten würde, weil ich ein solches Szenario für unrealistisch gehalten hätte.[<]