"Eine verrückte Situation"
Profis | 2. April 2020, 17:59 Uhr

"Eine verrückte Situation"

"Eine verrückte Situation"

In einer virtuellen Medienrunde spricht Lukas Klünter über den Gehaltsverzicht der blau-weißen Profis, seine Sicht auf die Fortsetzung der Spielzeit und künstlerisches Wirken in Quarantäne.

Berlin - Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen. Da normale Interviews sich in der aktuellen Situation schwierig gestalten, greifen Clubs und Journalisten auf Videokonferenzen zurück, um den Austausch untereinander am Laufen zu halten. Nach Marius Wolf sprach an diesem Mittwoch (02.04.20) Lukas Klünter mit den Journalisten in einer virtuellen Pressekonferenz über verschiedensten Themen. Unter anderem ging es auch um ein liebgewonnenes Hobby des Rechtsfußes - die Malerei. "Das ist schon seit längerem mein Hobby, Malen entspannt und lässt einen runterkommen", verriet Klünter, der sich aber selbstverständlich auch zu sportlichen Themen und dem Gehaltsverzicht der blau-weißen Profis äußerte. Die Aussagen des Flügelflitzers hat herthabsc.de zusammengefasst - in der Runde sprach Herthas Nummer 13 mit den Medienvertretern über...

... Veränderungen im Training und das eigene Körpergefühl: Wir haben zuletzt viel auf dem Fahrrad gemacht, da wir ja das Haus nicht verlassen durften. Ich habe aber nicht das Gefühl, weniger fit zu sein, zumal ich zu Hause nebenbei noch viel für meinen Körper gemacht und zum Glück ein Rebound-Netz im Garten habe, wo man so ein bisschen alleine mit sich Fußball spielen kann. Das ist nicht ganz so wie auf dem Platz, bringt aber vielleicht ein bisschen was fürs Ballgefühl. Das werde ich auch die nächste Zeit noch machen und hoffe, dass es sich auf den Platz übertragen lässt. Eine Umstellung aufs Laufen ist nach dem Ende der Quarantäne aber schon da, zumal die Umfänge der Einheiten intensiv sind. Unser Athletiktrainer Henrik Kuchno hat sich einiges ausgedacht – die Beine brennen sehr stark (schmunzelt).

… seine Erfahrungen in und erste Schritte nach dem Ende der häuslichen Quarantäne: Ich war als erstes einkaufen, mein Kühlschrank war relativ leer (lacht). Zuvor hat es aber gut gepasst, Hertha hat uns einen Service angeboten, bei dem wir in Notfällen auch mal etwas bestellen konnten. Meine Freundin und ich haben die Zeit genutzt, um ein wenig zu malen und Dinge zu erledigen, die wir vorher vielleicht nicht geschafft haben. Aber ich vermisse den Fußball und den täglichen persönlichen Kontakt mit den Jungs sehr. Natürlich schreiben wir regelmäßig untereinander, aber ich freue mich schon, wenn wir wieder alle wieder zusammen sind und den Ball laufen lassen!

… sein Interesse an Malerei und künstlerische Parallelen zu 'Zecke' Neuendorf: Malen ist schon seit längerem ein Hobby von mir, ich habe mit meinen zwei besten Kumpels gemeinsam begonnen. Es ist etwas, was ich hin und wieder einfach gerne mache, das entspannt und lässt einen runterkommen. Meine Mutter hatte die Idee, dass ich mal versuchen soll, ein Bild zu malen, um es für einen guten Zweck zu versteigern - das werde ich demnächst mal in Angriff nehmen! Ich wusste gar nicht, dass 'Zecke' auch malt, da muss ich ihn unbedingt mal drauf ansprechen, wenn ich ihn das nächste Mal sehe! Ob ich mir auch einen Künstlernamen zulege? Nee, ich denke, 'Klünti' als Spitzname reicht (lacht).

… den Gehaltsverzicht der Profis: Unser Mannschaftsrat ist im ständigen Austausch mit der Geschäftsstelle und hat uns darauf angesprochen. Wir sind als Mannschaft dann zu dem Entschluss gekommen, dass wir an dieser Stelle helfen möchten. Entscheidend war für uns, dass eine Summe zusammenkommt, die den Menschen im Club auch tatsächlich hilft - und ich bin froh, dass wir gemeinsam mit der Geschäftsleitung eine Lösung gefunden haben. Es ist für mich eine selbstverständliche Sache, allen Beteiligten in der aktuellen Situation zu helfen. Wir sind dazu in der Lage und sollten uns glücklich schätzen, die Mitarbeiter so unterstützen zu können.

… die Situation, in vier Wochen vielleicht wieder auf dem Feld zu stehen und mögliche Schwierigkeiten beim Liga-Neustart: Ich stelle mich darauf ein, dass es im Mai weitergeht, daher trainiere und ernähre ich mich entsprechend. Selbstverständlich ist eine erneute Verschiebung möglich, doch den Versuch zu wagen, wieder anzufangen und den Menschen ein Stück Normalität nach Hause zu bringen, halte ich für richtig. Für uns als Profis ist das eine verrückte Situation. Aber zunächst einmal auf ein Datum hinzuarbeiten, finde ich gut. Lieber mache ich mich bereit und nehme eine erneute Verschiebung in Kauf, als dass ich mich mental zu spät vorbereite. Vielleicht kann man aus dieser Unterbrechung beruflich auch Positives mitnehmen: Es kommt als Profi nicht oft vor, dass du unter Anleitung des Trainerteams so gezielt an deinen Schwächen arbeiten und dich weiterentwickeln kannst.

... mögliche Schwierigkeiten beim Neustart und Vor- oder Nachteil der Unterbrechung: Wir haben bewusst gegen ein mögliches Urlaubsfeeling angesteuert, unsere Fitness gehalten und können im nächsten Schritt hoffentlich irgendwann auch wieder auf den Platz gehen. Nach zwei Wochen Training sollten dann auch alle wieder spielbereit sein. Ob die Pause Vor- oder Nachteil für uns ist, ist schwer zu sagen - aber aus meiner Sicht kann uns das bei unserer sportlichen Situation durchaus in die Karten spielen. Unsere Spiele und Ergebnisse in der letzten Zeit waren nicht unbedingt die besten, jetzt hatten wir auch mal Zeit, uns mal gar nicht mit Fußball zu beschäftigen und runterzukommen. Wenn es dann wieder losgeht, werden wir bereit sein und hoffentlich mit einem neuen Impuls in die restlichen Spiele zu gehen, um noch vernünftig Punkte zu holen!

(kk,war/CityPress)

Gesagt...

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Ich stelle mich darauf ein, dass es im Mai weitergeht. Eine Verschiebung ist möglich, doch den Versuch, den Menschen etwas Normalität zu bringen, finde ich richtig!
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-Lukas Klünter

von Hertha BSC