Aus West-London zur 'Alten Dame'
Aus West-London zur 'Alten Dame'
Hertha-Fans sind überall: Anna Dragicevic lebt als Exil-Herthanerin im Londoner Stadtteil Brentford. Die 26-Jährige ist glühende Anhängerin der Blau-Weißen und seit der Saison 2019/20 Mitglied sowie Dauerkartenbesitzerin.
Berlin - Am Anfang stand ein Ausflug im Jahr 2013: Anna Dragicevic reiste mit einigen Freunden aus England für ein Konzert der Rockband '3 Doors Down' in die Hauptstadt. Es war Liebe auf den ersten Blick zwischen der heute 26-Jährigen und der Spreemetropole, bereits ein Jahr später kehrte sie für einen mehrtägigen Trip zurück. "Ich bin durch die ganze Stadt gelaufen und habe viel über die Geschichte Berlins gelernt", erzählt die Sicherheitsbeamtin, die an einem Londoner Flughafen tätig ist. Damals verfolgte sie das WM-Spiel zwischen Deutschland und Algerien auf der Fanmeile am Brandenburger Tor – es sollte nicht ihr letztes Fußballabenteuer in Berlin bleiben. Die Liebe zum Spiel legte ihr übrigens der Vater in die Wiege: Bereits in jungen Jahren trat sie selbst gegen das runde Leder und wurde oft von ihm zu Spielen in ihrem Heimatort Wellingborough mitgenommen.
Gemeinsames Stadiondebüt mit dem Lieblingsspieler
Die gewonnene Sympathie zur deutschen Hauptstadt und das Interesse am Fußball führten Anna Dragicevic unweigerlich ins Olympiastadion. Im September 2015 besuchte sie beim 2:1-Heimsieg gegen den VfB Stuttgart erstmals die Heimspielstätte der Blau-Weißen und wurde schnell zur glühenden Anhängerin. In dieser Partie trug Vedad Ibisevic zum ersten Mal das Hertha-Trikot und spielte sich in das Herz der damals 21-Jährigen. "Er ist mein Lieblingsspieler und als Sportler und Persönlichkeit sehr wichtig für die Menschen mit bosnischem Hintergrund", erklärt Dragicevic, die selbst jugoslawische Wurzeln hat. Inzwischen hat die Londonerin um die 30 Auftritte des Hauptstadtclubs live erlebt. In der laufenden Spielzeit war sie unter anderem beim aufregenden 3:3-Unentschieden in Düsseldorf vor Ort. "Ich bin durchgedreht! Ich war sehr stolz auf den Einsatz und Herthas Comeback im zweiten Durchgang", erzählt die Engländerin. In all den Jahren war das Halbfinalspiel im DFB-Pokal gegen Borussia Dortmund 2016 ein unvergesslicher Moment für Dragicevic. "Das war die beste Stimmung, die ich jemals erlebt habe", schwärmt sie nach wie vor.
Die Beziehung zu einem Verein in einer anderen Stadt und einem anderen Land ist für die Exil-Herthanerin trotz aller Zuneigung zur 'Alten Dame' nicht immer einfach. "Oft frage ich mich nach Niederlagen auf dem Rückweg im Flugzeug: Wieso tue ich mir das eigentlich an?", gesteht sie schmunzelnd ein. "Doch dann erinnere ich mich an meine Freunde und weiß es!" In ihrer inzwischen fünfjährigen Zeit als Blau-Weiße hat Dragicevic zahlreiche Bekanntschaften in der deutschen Hauptstadt geschlossen. "Meine besten Freunde sind in Berlin. Ohne sie wäre ich nicht da, wo ich heute bin", erzählt die Fußballfreundin lächelnd. Vor über drei Jahren kämpfte sie sich mit hohem Druck in Studium und Arbeit durch eine schwierige Zeit. "Am Wochenende mit meinen Freunden im Stadion zu sein, hat mich sozusagen gerettet. Selbst wenn wir verloren haben, war mir das egal. Wenn Hertha spielte, konnte ich den ganzen Alltagsdruck von mir ablassen", sagt Dragicevic.
An ihre blau-weißen Freunde denkt sie in der momentan ungewissen Zeit besonders – speziell an jene, die Fankneipen in Berlin betreiben. Sie macht sich stark dafür, dass diese von Fans so beliebten Orte erhalten bleiben. "Sie leisten wichtige Arbeit und bringen Menschen zusammen", erklärt die Herthanerin, die auch die Aktion Herthakneipe unterstützt und auf weiteren Support für die blau-weißen Treffpunkte hofft. "Es geht darum, die Leute zu unterstützen, die seit so langer Zeit für die Fans da sind!"
(pm/HerthaBSC)
Gesagt...
[>]Meine besten Freunde sind in Berlin. Wenn wir am Wochenende zusammen im Stadion sind, kann ich den ganzen Alltagsdruck von mir ablassen.[<]