"Fangen nicht bei Null an, aber wir können von Neuem beginnen!"
Profis | 19. April 2020, 15:11 Uhr

"Fangen nicht bei Null an, aber wir können von Neuem beginnen!"

"Wir fangen nicht bei Null an - aber wir können von Neuem beginnen!"

Am Sonntag (19.04.20) sprach Michael Preetz auf Sky und Sport1 über die erste Woche von Bruno Labbadia und eine mögliche Fortsetzung der Saison.

Berlin – Als Geschäftsführer Sport von Hertha BSC ist Michael Preetz eines der wichtigsten Gesichter des Hauptstadtclubs und daher naturgemäß ein interessanter Gesprächspartner für die Medienvertreter. Dass der Manager sich jedoch am selben Tag gleich in zwei ausgestrahlten TV-Sportsendungen zur aktuellen Situation rund um die Blau-Weißen äußert, stellt eine Premiere da. Am Sonntag (19.04.20) war es aber soweit. Preetz sprach sowohl in 'Wontorra – Alleine zu Hause' auf Sky Sport News HD als auch im 'Doppelpass' auf Sport1 über die erste Woche von Bruno Labbadia, das Engagement und den Austausch mit Investor Lars Windhorst und eine mögliche Fortsetzung der Saison – herthabsc.de hat die wichtigsten Aussagen des Geschäftsführers zusammengefasst.

Michael Preetz über…

… die besonderen Trainingsbedingungen in der ersten Arbeitswoche von Bruno Labbadia: Über allem steht, dass wir uns bei der Arbeit an die Vorschriften der Politik und der Gesundheitsbehörden halten. Wir müssen von Woche zu Woche denken, da wir unter den Auflagen trainieren, die wir bekommen – gleichzeitig können sich diese jede Woche ändern. Dieses Problem haben aber alle 36 Proficlubs, es gibt keine Blaupause. Bruno befindet sich in einer außergewöhnlichen Situation, da er in dieser Phase neu übernimmt, das Trainerteam muss entsprechend kreativ sein. Es geht für uns alle darum, die Situation anzunehmen, im Rahmen der Auflagen die bestmögliche Vorbereitung zu realisieren und die Mannschaft in einen optimalen körperlichen Zustand zu versetzen. Man kann in dieser Phase auch daran arbeiten, die Mannschaft mental darauf vorzubereiten, was wahrscheinlich auf sie zukommt – Spiele ohne die gewöhnte Unterstützung, ohne die Atmosphäre. Wir sind froh, wieder auf dem Platz arbeiten zu dürfen und hoffen, dass der Rahmen der Trainingsmöglichkeiten in den kommenden Wochen sukzessive vergrößert wird.

… Gründe für die Entscheidung für den neuen Trainer: Wir hatten in unseren Gesprächen von Anfang an das Gefühl, dass Bruno in dieser Situation der richtige Trainer für Hertha BSC ist. Daher haben wir aufgrund der aktuellen Situation die Entscheidung für den Sommer vorgezogen. Es geht darum, uns zu stabilisieren, Bruno und sein Team verbreiten das Gefühl, dass in Berlin wieder durchgeatmet und sich auf das Wesentliche fokussiert wird. Er strahlt Optimismus aus, brennt für diese Aufgabe und hat sie mit seinem Team mit sehr viel Engagement und Leidenschaft begonnen. Wir haben ein sehr gutes Gefühl, dass wir die richtige Entscheidung getroffen und gemeinsam die Resettaste gedrückt haben. Wir fangen nicht bei Null an – aber wir können von Neuem beginnen. Die Jungs müssen zur Ruhe kommen und die Pause ist hilfreich, die Ideen von Bruno zu verinnerlichen. So kann der Trainer die Mannschaft kennenlernen und auch schon Einfluss auf Entscheidungen zur neuen Saison nehmen. Bruno strahlt Optimismus aus und hat bereits mehrfach bewiesen, dass er seinen Mannschaften Struktur und Selbstvertrauen zurückgeben und sie anschließend weiterentwickeln kann.

… kurz- und langfristige Ziele mit Labbadia: Bruno Labbadia steht für die Art von Fußball, die wir in Berlin sehen wollen – offensiven, aktiveren Fußball als zuletzt. Die Jungs weiterzuentwickeln und die Mannschaft für diesen Spielstil aufzustellen, wird der spannende Teil der Arbeit von Bruno und seinem Team. Vorher wollen wir aber gemeinsam diese letzten Spiele und die schwierige Phase bewältigen, Abstiegsgefahr vermeiden und uns dann im Sommer so ausrichten, dass wir anschließend eine deutlich bessere Saison abliefern können. Auf Strecke möchten wir in der Lage sein, in den Kampf um die internationalen Plätze einzugreifen – wir haben aber von Anfang an gesagt, dass wir einen Schritt nach dem anderen machen müssen und diese Dinge Zeit brauchen. Mit Blick auf die neue Saison möchten wir Ziele formulieren, die näher an diese langfristigen herankommen. Mittelfristig würden wir uns gerne weiter nach oben orientieren - der Traum von Europa lebt in Berlin.

… die Rolle von und eine weitere Zusammenarbeit mit Arne Friedrich: Ich bin mit Arne diesbezüglich im konstanten Austausch. Ich würde mich sehr freuen, wenn er uns über das Saisonende hinaus erhalten bleibt. Unsere Gespräche diesbezüglich laufen, sind aber noch nicht abgeschlossen. In den nächsten Wochen wird das passieren, und wir werden gemeinsam zu einer Entscheidung kommen. 

… das Engagement von und die Kommunikation mit Investor Lars Windhorst in der aktuellen Situation: Wir sind in einem regelmäßigen Austausch, er hat sich über unsere Trainerentscheidung gefreut. Es versteht sich von selbst, dass man den Kontakt pflegt, wenn jemand dem Club so viel Geld zur Verfügung stellt. In diesen Zeiten ist der Austausch noch intensiver, da wir gemeinsam beobachten, wie sich die Coronakrise auf uns und die Branche auswirkt und welche Schritte wir möglicherweise einleiten sollten und können. Dabei denken wir auch darüber nach, ob es möglicherweise der richtige Weg sein kann, in dieser Phase weitere Mittel zur Verfügung zu stellen. Sein Engagement versetzt uns aber in jedem Fall in die Lage, dass wir optimistisch sind, die Auswirkungen der Krise zu meistern. Er steht zu Hertha BSC und natürlich würde auch er sich darüber freuen, wenn schon bald der Ball wieder rollen würde.

… eine Fortsetzung der Spielzeit mit Geisterspielen: Wie alle Fußballliebhaber kann auch ich mich nicht großartig für ein solches Szenario erwärmen. Man muss aber klar sagen, dass es für die Liga und den Fortbestand der Vereine relativ unumgänglich sein wird, dass wir bei einer Wiederaufnahme des Spielbetriebs auf Zuschauer verzichten müssen. Alle 36 Vereine der Bundesliga haben sich darauf geeinigt, dass wir wenn es angesichts der gesundheitlichen Aspekte irgendwie möglich ist, diese Spielzeit idealerweise bis zum 30. Juni zu Ende zu spielen. Es sieht aktuell so aus, als sei dies nur mit Geisterspielen möglich – und in diesem Fall bin ich dann absolut dafür, da es eminent wichtig für die Liga ist, diese Saison zu Ende zu bringen.

... eine Verschiebung der Sommerpause und Auswirkungen auf Neuzugang Lucas Tousart: Im Sinne eines fairen Wettbewerbes muss man sagen, dass es der Wunsch zumindest der fünf großen Ligen ist, die Saison zu Ende zu spielen. Das kann natürlich zu unterschiedlichen Terminen passieren, die über den 30. Juni hinausgehen. Dann finde ich es auch sinnvoll und richtig, Verträge an das Ende der Spielzeiten anzulehnen. Das würde bei Tousart bedeuten, dass er erst später nach Berlin kommen könnte. Das müssen wir dann so nehmen, wie es kommt.

(kk,war/HerthaBSC)

von Hertha BSC