Das Tor nach Hause
Das Tor nach Hause
Berlin - Die Liebe führte Matthias Lamparter 2012 in die japanische Hauptstadt Tokio. Nach seiner Schulzeit entschied sich der 37-Jährige für ein Auslandsjahr im australischen Sydney und lernte dort seine spätere Ehefrau kennen und lieben. Aufgewachsen ist Lamparter jedoch in Charlottenburg - nahe dem Olympiastadion. Fußball spielte in seinem Leben zunächst keine gewichtige Rolle, doch im Teenager-Alter besuchte er gemeinsam mit seinen Freunden regelmäßig die Heimspielstätte der 'Alten Dame'. Berühmte Spiele wie das 2:0 gegen den 1. FC Kaiserslautern in der Aufstiegssaison 1996/97 oder das 'Nebelspiel' 1999 gegen den FC Barcelona verfolgte er von der Tribüne aus. "Eine unbekümmerte Zeit…", schwelgt der Exil-Herthaner im Gespräch mit herthabsc.de in Erinnerungen.
Das Privatleben führte ihn rund ein Jahrzehnt später zu einer Entscheidung, die gegen Berlin und für Tokio als neuen Lebensmittelpunkt ausfiel. Im Sommer 2012 zog Lamparter gemeinsam mit seiner Frau in die etwa 9000 Kilometer entfernte Hauptstadt des "Landes der aufgehenden Sonne". In der japanischen Metropole finden fast zehn Millionen Einwohner auf engem Raum Platz. "Das ist sehr aufregend und faszinierend. Auch wenn die Straßen und Züge dicht und voll sind, herrscht hier Ordnung und kein Druck", beschreibt der Jobvermittler das Leben in der Großstadt.
Grundschullehrer im Haraguchi-Trikot
Aufgrund des Zeitunterschieds von sieben Stunden finden die Spiele von Hertha BSC zu ungewöhnlichen Zeiten statt. Ein Bundesliga-Duell am Samstagnachmittag startet in Tokio um 22:30 Uhr, ein Abendspiel sogar mitten in der Nacht um 3:30 Uhr. Die restlichen Minuten des packenden DFB-Pokalspiels gegen Dynamo Dresden in dieser Saison verfolgte der gebürtige Berliner - wohlgemerkt ohne viel Schlaf - morgens bereits auf dem Weg zur Arbeit in der vollgepackten U-Bahn auf seinem Handy und zog mit dem Jubel über das Weiterkommen einige verwunderte Blicke auf sich. Ein Spiel der 'Alten Dame' zu sehen, verbindet Lamparter immer wieder mit seiner Heimat, sein Club erinnert ihn an die Zeit von früher. "Hertha ist das Tor nach Hause", erklärt der 37-Jährige. "Man fühlt sich zwar wohl in der neuen Heimat, doch den Fußball zu Hause vermisse ich", sagt er über die Schattenseiten im Dasein eines Exil-Herthaners.
Der Herthaner versucht mindestens einmal im Jahr wieder in die Spreemetropole zu kommen. Doch weil die Kinder genau dann Schulferien haben, wenn der Fußball entweder in der Sommer- oder Winterpause steckt, liegt sein vergangener Besuch im Olympiastadion inzwischen drei Jahre zurück. Damals gewann die 'Alte Dame' im Auftaktspiel der Saison 2017/18 mit 2:0 gegen den VfB Stuttgart. Rund 20 Jahre nach dem unvergessenen Sieg gegen Kaiserslautern erlebte Lamparter somit wieder einen blau-weißen Erfolg. Die Partie verfolgte er zwar nicht wie aus der Vergangenheit gewohnt mit seinen Freunden im Fanblock, sondern als Familienvater im Oberring mit seinen zwei Kindern. Vieles hat sich im Leben von Matthias Lamparter geändert – doch die Liebe zu Hertha BSC ist geblieben.
(pm/HerthaBSC)
Gesagt...
[>]Man fühlt sich zwar wohl in der neuen Heimat, doch den Fußball zu Hause vermisse ich.[<]