
"Es ist das Wichtigste, dass der Ball wieder rollt."
"Es ist das Wichtigste, dass der Ball wieder rollt."
Berlin – Nun herrscht Gewissheit: Die Deutsche Fußball Liga (DFL) beschloss auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am Donnerstag (07.05.20) die Wiederaufnahme des Spielbetriebs für den 16. Mai 2020. Bereits am Vortag gab die Politik ihr grünes Licht. Für den Hauptstadtclub beginnt dieser Neustart somit am übernächsten Samstag mit einem Auswärtsspiel bei der TSG Hoffenheim, das eigentlich für den 14. März 2020 geplant war – aufgrund der Corona-Pandemie jedoch kurzfristig abgesagt wurde. Seitdem fand keine Partie mehr statt. Nun folgt exakt 70 Tage nach dem bis dato letzten Kräftemessen gegen Werder Bremen (2:2) die Fortsetzung des Spielbetriebs. Herthas Geschäftsführer Sport Michael Preetz sprach am Nachmittag in einer virtuellen Medienrunde über den Re-Start der Bundesliga, das Geschehen in den vergangenen Tagen bei der 'Alten Dame' und die Abläufe bis zum Gastspiel in Sinsheim. herthabsc.de hat alle Aussagen des 52-Jährigen schriftlich festgehalten.
Michael Preetz über...
… das Video von Salomon Kalou: Als ich das Video gesehen habe, war mein erster Gedanke: 'Wir lassen in dieser Spielzeit auch nichts aus'. Ehrlich gesagt hat sich dieses Gefühl aber schnell abgelöst – dadurch, dass ich schockiert war über das, was da passiert ist. Im ersten Moment hatte ich überhaupt keine Erklärung dafür, wie es zu diesem Video gekommen ist – diese habe ich aber nach wie vor nicht. Das Thema wird viel diskutiert und dass wir über ein gravierendes Fehlverhalten eines Spielers sprechen, ist unstrittig. Aus unserer Sicht gab es keine andere Möglichkeit, als dieses Fehlverhalten so zu sanktionieren. Mir ist es an dieser Stelle aber auch wichtig, darauf hinzuweisen, dass wir Salomon sechs Jahre bei uns hatten. In dieser Zeit war er nicht nur ein tadelloser Sportsmann, der mir ans Herz gewachsen ist. Er ist einfach ein besonderer Typ, der über den Tellerrand hinausblickt. Trotzdem ist klar, dass das Verhalten von ihm nicht in Ordnung war und wir keine andere Wahl hatten, als ihn zu suspendieren. Er hat einen schweren Fehler gemacht, für den er die volle Verantwortung übernommen und für den er sich entschuldigt hat. Wir werden ihn aber nicht verdammen, das muss ich auch klar sagen.
… das Verhalten der Protagonisten in dem Video: In diesem Video sind einige Fehlverhalten zu sehen. Ich denke, jeder hat seine eigene Interpretation der Bilder. Kein Mensch konnte davon ausgehen, dass Salomon mit dem Video live ist. Nichtsdestotrotz haben sich nicht alle regelkonform verhalten. Wir haben am Folgetag mit der Mannschaft sehr intensiv das Fehlverhalten von Salomon aufgearbeitet, aber auch darauf hingewiesen, dass die Spieler die ihnen vertrauten Abstands- und Hygieneregeln jederzeit beachten müssen. Wir tun alles in unser Machtstehendes, dass die Regeln eingehalten werden. Unser Physiotherapeut David de Mel, der den Abstrich von Jordan Torunarigha abgenommen hat, hat sich in diesem Fall völlig richtig verhalten, da er den Mund-Nasen-Schutz und die notwendigen Handschuhe trägt – bei einem symptomfreiem Spieler. Der Schutzanzug ist dann nötig, wenn Symptome aufgetreten sind. Das war bei Jordan nicht der Fall. Wir haben dazu auch Rücksprache mit der DFL gehalten, die uns das genauso bestätigt haben. Unser Physiotherapeut hat sich in diesem Zusammenhang korrekt verhalten.
… Reaktionen von anderen Vereinen auf das Kalou-Video: Mich hat keine Reaktion erreicht. An dieser Stelle macht es aber auch Sinn zu sagen, dass ich von mir aus die Kommunikation zur DFL gesucht und mit Ansgar Schwenken telefoniert habe. Ich habe ihn in unsere Überlegungen eingeweiht und mitgeteilt, wie wir mit diesem Thema umgehen. Er war über unsere Kommunikation informiert, somit hatten wir gerade in diesem Moment einen engen Austausch zur Liga.
Gesagt...
[>]Wir hatten keine andere Wahl, als Salomon zu suspendieren. Er hat einen schweren Fehler gemacht, aber wir werden ihn auch nicht verdammen.[<]
… die Freigabe des Berliner Senats für reguläres Mannschaftstraining: Die Voraussetzungen für die Freigabe sind von der Politik und von der DFL geschaffen. Nahezu alle 36 Profi-Vereine können mit dem regulären Trainingsbetrieb wiederbeginnen. Insofern hoffe ich, dass wir sehr zeitnah eine positive Entscheidung des Berliner Senats erwarten können. Nach meinen Informationen tagen sie am Donnerstagnachmittag und wir hoffen, dass wir am Abend die positive Rückmeldung erhalten, sodass wir am Freitag ins Mannschaftstraining starten können. Nach unserer Information wird es in Berlin eine Entscheidung für beide Bundesligisten geben – dass da eine Gleichbehandlung stattfindet, macht meiner Meinung nach nur Sinn. So oder so: Wir haben nur eine sehr überschaubare Anzahl an regulären Trainingseinheiten, um dann am 16. Mai 2020 wieder in die Saison zu starten. Aber wir wussten vorher, dass wir solche Dinge in so einer schwierigen Situation in Kauf nehmen müssen. Dennoch sind wir sehr froh, dass es wieder losgeht.
… den Starttermin der Wiederaufnahme des Spielbetriebs: Das ist eine Entscheidung, die das DFL-Präsidium vor der Mitgliederversammlung getroffen hat. Es gibt gute Argumente für beide Termine (16. und 23. Mai 2020; Anm.d.Red.) – das ist überhaupt keine Frage. Wir haben immer gesagt, dass es das Wichtigste ist, dass der Ball wieder rollt. Wir stehen voll und ganz hinter dem Termin der Wiederaufnahme am 16. Mai 2020 und sind total einverstanden mit der Vorgehensweise der Liga. An dieser Stelle möchte ich hervorheben, dass die DFL einen hervorragenden Job gemacht hat mit einem einmaligen Konzept. Das ist die Grundlage, dass wir den Spielbetrieb wieder aufnehmen können – und das sollte man nicht unerwähnt lassen. Wir freuen uns, dass es Samstag in einer Woche wieder los gehen kann.
… den Kader, der mit ins Quarantäne-Trainingslager geht: Wir haben in den vergangenen Wochen in unterschiedlichen und maximal acht Mann starken Gruppen trainiert und wir planen, dass wir eben in dieser Konstellation ins Trainingslager gehen – somit auch mit den Jungprofis. Wir sind aktuell dabei, die finale Liste zusammenzustellen. Die Zahl wird sicherlich jenseits der 30 liegen.

… eine mögliche Abfrage, ob die Profis in der Lage sind zu spielen: Wir können niemanden zu etwas zwingen, was er nicht machen möchte. Wir haben die Spieler umfassend aufgeklärt. In diesem Zusammenhang muss man darauf hinweisen, dass dieses Konzept auch deshalb so gut und einzigartig ist, weil es durch die engmaschige Testung und die verschiedenen Maßnahmen versucht, sicher zu stellen, dass die Spieler sich idealerweise nicht infizieren. Die Spieler sind grundsätzlich sehr gut geschützt. Wir reden ausnahmslos über junge Menschen, die in der Blüte ihrer Zeit stehen. Ich habe keinen einzigen Spieler bei uns im Kader ausmachen können, der ängstlich mit dieser Situation umgeht. Ganz im Gegenteil: Ich empfinde bei uns eine Vorfreude, dass es endlich wieder los geht. Neben den gesundheitlichen Aspekten war es in den vergangenen Wochen das Schwierigste eine Spannung aufzubauen auf einen Termin, den man bisher nicht kannte. Jetzt gibt es ein klares Ziel, das ist der 16. Mai 2020. Darauf freuen sich unsere Spieler. Natürlich stehen wir im Austausch mit unseren Spielern über dieses Thema, aber auf uns ist keiner zugekommen, der gesagt hat, dass er ein Problem damit hat.
… die sportliche Erwartungshaltung für die restlichen Spiele: Das ist eine gute Frage, die aber schwer zu beantworten ist, weil wir überhaupt nicht schätzen können auf welchem Leistungsstand alle 36 Mannschaften sind – das gilt ja nicht nur für Hertha BSC. Sicherlich kommt bei uns noch hinzu, dass wir ein neues Trainerteam haben, das in der vierten Woche mit der Mannschaft arbeitet. Auch wenn die fußballerischen Dinge nicht hundertprozentig erarbeitet werden konnten, ist es eine wertvolle Zeit, da sich die Trainer und Spieler kennengelernt haben und die Abläufe bekannt sind. Wir sind gespannt, was uns ab dem kommenden Wochenende erwartet. Die Situation ist komplett ungewohnt. Geisterspiele sind für niemanden schön, aber aktuell ist es leider nicht anders zu lösen. Es gibt eine Menge an offenen Fragen zu der sportlichen Einschätzung. Wir wünschen uns natürlich, dass wir gut aus unseren Startlöchern kommen und schnell unseren Rhythmus finden. Für Bruno Labbadia persönlich geht es darum, dass er jetzt seine Gedanken und Eindrücke sortiert, da er am übernächsten Samstag die erste Entscheidung treffen wird, indem er die erste Elf nominieren muss.
(sj/HerthaBSC)
| Spieltag | Datum | Begegnung |
|---|---|---|
| 26. | Sa., 16.05.2020, 15:30 Uhr | TSG Hoffenheim - Hertha BSC |
| 27. | Fr.-So., 22.-24.05.2020 | Hertha BSC - 1. FC Union |
| 28. | Di./Mi., 26./27.05.2020 | RasenBallsport Leipzig - Hertha BSC |
| 29. | Fr.-Mo., 29.05.-01.06.2020 | Hertha BSC - FC Augsburg |
| 30. | Fr.-So., 05.-08.06.2020 | Borussia Dortmund - Hertha BSC |
| 31. | Fr.-So., 12.-14.06.2020 | Hertha BSC - Eintracht Frankfurt |
| 32. | Di./Mi., 16./17.06.2020 | SC Freiburg - Hertha BSC |
| 33. | Sa., 20.06.2020, 15:30 Uhr | Hertha BSC - Bayer 04 Leverkusen |
| 34. | Sa., 27.06.2020, 15:30 Uhr | Borussia M'Gladbach - Hertha BSC |