Was macht eigentlich Levan Kobiashvili?!
Fans | 9. Mai 2020, 16:13 Uhr

Was macht eigentlich Levan Kobiashvili?!

Was macht eigentlich Levan Kobiashvili?!

Georgiens Fußball-Präsident über Fahrradfahren, Videokonferenzen und die Sehnsucht nach dem Fußball.
Berlin/Tiflis - Viele Fußball-Profis bleiben auch nach der aktiven Karriere dem Geschäft erhalten. Viele geben ihre Expertise als Trainer der nächsten Generation weiter oder führen als Manager die Geschicke eines Vereins aus dem Büro heraus. Auch Levan Kobiashvili tauschte den Rasen gegen einen Schreibtisch und blieb dem Fußball treu – für den früheren Mittelfeldstrategen rief allerdings eine Aufgabe über das Vereinsgeschehen hinaus: Seit Oktober 2015 steht Herthas ehemalige Nummer 3 dem georgischen Fußballverband als Präsident vor. "Wir haben seitdem schon unglaublich viel erreicht. Für uns geht es vor allem darum, die Infrastruktur in Georgien aufzubauen und weiterzuentwickeln. Das ist uns bisher ziemlich gut gelungen", freut sich der 42-Jährige. Neben dem Bau von Trainingsmöglichkeiten und Stadien, lag der besondere Fokus auf dem Aufbau von Nachwuchsleistungszentren im ganzen Land. "Das macht mich unglaublich glücklich, wenn ich die Freude bei den Jugendlichen und den Menschen vor Ort sehe."
Lehrjahr in Herthas Akademie

Levan Kobiashvili trug vier Jahre lang das blau-weiße Trikot mit der Fahne auf der Brust und beendete nach 113 Spielen im Sommer 2014 seine Karriere beim Hauptstadtclub. Im Anschluss lernte er viel über die Arbeit in der Hertha BSC Fußball-Akademie. "Ich habe sehr viel für meine jetzige Arbeit von Hertha und aus der Bundesliga mitgenommen", ließ sich der Linksfuß inspirieren, "Man kann das natürlich nicht eins-zu-eins übertragen, aber es hat uns beim Aufbau der Strukturen sehr geholfen." Mit Herthas Akademie-Verantwortlichen steht Kobiashvili immer noch im regelmäßigen Austausch. Und auch bei seinem Tageswerk bekommt er Unterstützung von einem Bekannten mit Bundesliga-Vergangenheit: Alexander Iashvili kümmert sich als Vize-Präsident um die Belange der Nationalmannschaft. "Wir verstehen uns gut, haben aber auch schonmal andere Meinungen. Weil wir uns so lange kennen, sind wir da sehr offen miteinander und dadurch auch sehr konstruktiv. Wir profitieren sehr voneinander", erklärt Kobiashvili.

Auch Georgien leidet unter den Auswirkungen des Corona-Virus, auch wenn das Land bisher von höheren Infektionszahlen verschont geblieben ist. "Hier in der Region hatten wir bislang Glück, die Infektionszahlen sind auch im Vergleich zu den Nachbarländern ziemlich gering. Die Regierung hat sehr früh alles runtergefahren – zeitweise war alles zu und es durfte kein Auto fahren", berichtet Kobiashvili. Für die Georgier herrschten Ausgangssperren von 21:00 Uhr am Abend bis um 06:00 Uhr am nächsten Morgen – inzwischen wurden die Beschränkung langsam und schrittweise wieder gelockert. Trotzdem ist Kreativität gefragt, die zusätzliche Zeit daheim sinnvoll zu nutzen. "Ich habe nach Jahren mal wieder mein Fahrrad aus der Garage geholt", lacht 'Kobi', ich habe hier um mein Haus herum eine wirklich schöne Strecke. Daran habe ich sehr viel Spaß gefunden – früher in Berlin habe ich das häufiger gemacht, hier aber schon seit Jahren nicht mehr."
Videokonferenzen mit ganz Europa

Die Corona-Pandemie hat auch den Fußball in Georgien fest im Griff, der Spiel- und Trainingsbetrieb ist wie in fast allen Ländern ausgesetzt. Seine Mitarbeiter hat der Präsident ins Homeoffice geschickt, er selbst musste aber regelmäßig ins Büro. Wie so viele Menschen in dieser Zeit stehen auch bei Kobiashvili Video-Konferenzen im Terminplan: "Wir sprechen viel mit der Regierung, den georgischen Clubs, der UEFA und FIFA, um uns in dieser Zeit bestmöglich abzustimmen." Soweit es möglich ist, gehen auch die Projekte weiter: "Wir kümmern uns momentan um unsere Trainerausbildung. Natürlich geht das zurzeit nur mit dem theoretischen Teil." Speziell für Kinder und Teenager bietet der Verband zudem Trainingsprogramme an, um sich daheim oder im Garten fit zu halten. "Man muss sich bewegen und Sport treiben. Das ist nicht nur wichtig für den Körper, sondern auch, um den Kopf frei zu bekommen", erklärt Kobiashvili.

Kobiashvilis Blick geht auch regelmäßig in die alte Heimat. Zu seinen früheren Mitspielern wie Fabian Lustenberger, Sami Allagui oder Maik Franz pflegt der Präsident regen Kontakt. Und auch was bei Hertha BSC passiert, entgeht ihm nicht. "Vor der Pause wurde die Bundesliga hier auch im Fernsehen übertragen. Natürlich halte ich mich über Hertha auf dem Laufenden", erzählt Kobiashvili. Gegen Herthas aktuellen Trainer Bruno Labbadia hat 'Kobi' selbst noch gespielt und hat eine hohe Meinung von ihm: "Persönlich kenne ich ihn nicht als Trainer, aber viele Spieler, die unter ihm trainiert haben, loben seine Arbeit sehr. So etwas kommt nicht von ungefähr." Für die noch ausstehenden Spiele wünscht Kobiashvili seinem Ex-Verein viel Erfolg. Bis alles wieder wie früher läuft, wird noch Zeit vergehen. Bis dahin wird nicht nur die Geduld von Fan Kobiashvili strapaziert: "Fußball ist mehr als 90 Minuten und das Ergebnis. Nicht nur ich, sondern die Menschen überall auf der Welt vermissen den Fußball. Gesundheit ist wichtiger als alles andere und ich hoffe, dass wir diese Zeit alle gut überstehen und wir bald wieder Fußball mit Zuschauern sehen können."

(war/City-Press,imago)

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Sport ist wichtig für den Körper und den Kopf.
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-Levan Kobiashvili

von Hertha BSC