
Kiek ma, wo dit hinjeht: Hoffenheim
Kiek ma, wo dit hinjeht: Hoffenheim

Berlin – Alles, außer gewöhnlich: Was auf den aktuellen gesellschaftlichen Status quo zutrifft, lässt sich auch über das anstehende Bundesliga-Spiel zwischen der TSG Hoffenheim und Hertha BSC sagen. Vorbereitung im Quarantäne-Hotel, reduzierter Kontakt zu Außenwelt und leere Ränge im Stadion - in der ersten Begegnung nach der Saisonunterbrechung während der Coronakrise gilt es für beide Mannschaften, sich möglichst schnell auf die ungewohnte Situation einzustellen. "Selbstverständlich werden wir uns alle immer wieder selbst ermahnen und gegenseitig sensibilisieren, dass wir wach und aufmerksam bleiben", sagt Alfred Schreuder. Die Vorgaben bezeichnet Hoffenheims Coach als "Grundvoraussetzung dafür, wieder unserem Job nachgehen zu können. Es ist nicht weniger als der Schutz der eigenen Gesundheit, und die steht zuvorderst!" Vor dem Kräftemessen im Kraichgau am Samstag (16.05.20, 15:30 Uhr) hat herthabsc.de die TSG noch einmal unter die Lupe genommen.
Die sportliche Situation: Mit 35 Zählern aus 25 Partien liegt 1899 aktuell auf Tabellenrang 9. Vor der Ligaunterbrechung durchlief das Schreuder-Team jedoch eine kleine Punkteflaute – aus den fünf Partien vor der Pause holte Hoffenheim nur zwei Zähler und schied parallel auch noch aus dem DFB-Pokal aus. In der Rückrundentabelle sind die 'Alte Dame' (11.) und die Süddeutschen (12.) Tableaunachbarn. Allerdings bewiesen die Badener in der Hinrunde bereits ihr großes Potenzial und lagen mit 27 Punkten aus den ersten 17 Spielen unmittelbar hinter den Europacup-Plätzen – unter anderem dank eines bemerkenswerten Sieges beim FC Bayern. An diese Vorstellungen soll nun wieder angeknüpft werden. "Die Jungs sind fit und brennen auf die Spiele", betont Coach Schreuder. "Sie haben zu Hause gut gearbeitet und anschließend haben wir über abwechslungsreiche Trainingsinhalte versucht, Motivation und Fitness gleichermaßen hochzuhalten. Ich bin mir sicher, dass uns das gut gelungen ist, und jetzt freuen wir uns, wieder spielen zu dürfen!"
Die Hoffenheimer im Fokus: Mit Vize-Weltmeister Andrej Kramaric und Shootingstar Sargis Adamyan fallen die beiden treffsichersten Schützen der TSG in dieser Spielzeit aus. Auch Ishak Belfodil stellt verletzungsbedingt derzeit keine Alternative im Sturm dar, der im Winter aus Sevilla verpflichtete Munas Dabbur ist gerade erst wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen. Somit müssen vorerst andere Profis in die Bresche springen – ein Beispiel hierfür ist Christoph Baumgartner. Der 20-jährige Mittelfeldspieler spielte sich im bisherigen Rückrundenverlauf in den Fokus und sammelte in acht Bundesliga-Einsätzen im Jahr 2020 bereits fünf Scorerpunkte (drei Tore, zwei Vorlagen). Mehr denn je sind aktuell zudem auch erfahrene und zuverlässige Stammkräfte wie Pavel Kaderabek gefragt. Der 42-fache tschechische Nationalspieler lief für die Kraichgauer bereits in 130 Partien im deutschen Oberhaus auf und sieht eine besondere Situation auf sich und seine Teamkollegen zu kommen. "Ich bin gespannt. In Tschechien habe ich zwei Mal ohne Fans gespielt, das war eigenartig. Normalerweise ist ein Heimspiel immer ein Vorteil, aber das wird jetzt etwas anderes", vermutet der Flügelspieler.
Die Schnittstellen: Kaderabek stellt zugleich die erste Schnittstelle der TSG mit Hertha BSC dar – die Nummer 3 der Kraichgauer spielt seit Jahren Seite an Seite mit Vladimir Darida in der tschechischen Nationalelf. Ein Wiedersehen am Samstag fällt wegen der Gelbsperre des Herthaners jedoch ins Wasser. Ebenfalls alte Bekannte sind Emin Bicakcic und Vedad Ibisevic, die beiden Bosnier nahmen 2014 gemeinsam an der Weltmeisterschaft in Brasilien teil. Es ist nicht der einzige Berührungspunkt des Hertha-Kapitäns mit Hoffenheim. Ibisevic schnürte viereinhalb Jahre lang die Schuhe für die TSG und stellte in der Hinrunde 2008/09 mit 18 Treffern die immer noch gültige vereinsinterne Saison-Bestmarke in der Beletage des deutschen Fußballs auf, ehe ihn ein Kreuzbandriss zur Saisonhälfte stoppte. Besondere Erinnerungen dürfte Peter Pekarik und Marko Grujic mit dem kommenden Kontrahenten verknüpfen. Dem Slowaken gelang im März 2017 gegen die Kraichgauer sein erster und bislang einziger Bundesliga-Treffer. "Ein Tor zu schießen ist ein super Gefühl, ich bin froh, dass es mir nach so langer Zeit gelungen ist", resümierte der lanngjährige Herthaner damals. Grujic hingegen feierte im selben Jahr sein Europacup-Debüt – durch eine Einwechslung für den FC Liverpool, mit dem sich Herthas Nummer 15 in der Qualifikation zur UEFA Champions League durchsetzte.
Gesagt...
[>]In Tschechien habe ich mal ohne Fans gespielt, das war eigenartig. Normalerweise ist ein Heimspiel ein Vorteil, das wird jetzt etwas anderes.[<]
Das Hinrundenduell: Im ersten Aufeinandertreffen der Spielzeit 2019/20 fehlte es nicht an Drama – mit einem unglücklichen Ende für den Hauptstadtclub. Nach einem Doppelschlag von Jürgen Locadia nach Konter und Andrej Kramaric nach einer Ecke lagen die Berliner trotz einer couragierten Vorstellung zur Pause mit 0:2 zurück, bewiesen aber Moral. Dodi Lukébakio stellte mit Herthas Tor des Jahres 2019 per Fallrückzieher den Anschluss her, ehe Salomon Kalou gut 20 Minuten vor Schluss der umjubelte Ausgleich gelang. Elf Zeigerumdrehungen vor dem Ende schlug die TSG aber zum wiederholten Male nach ruhendem Ball zu, Benjamin Hübner sicherte den Kraichgauern den Sieg im Olympiastadion. "Die zweite Halbzeit war richtig gut von uns. Wir haben alles gegeben und nach dem 0:2 noch den Ausgleich geschafft. Und dann bekommen wir wieder so einen Eckball…", haderte Per Skjelbred seinerzeit. "100 Mal geht das gut und dieses Mal kassieren wir gleich zwei Gegentore nach Standards - das ist Pech, aber wir müssen das als Mannschaft zukünftig auch einfach besser machen." Am Samstag gibt es die Gelegenheit dazu!
Die Meinung über den Hauptstadtclub: Ein Kontrahent, dessen neuer Übungsleiter sein erstes Spiel auf der Bank bestreitet, bietet stets eine Gleichung mit einigen Unbekannten. "Es ist natürlich eine andere Situation bei Hertha durch den Trainerwechsel", weiß Alfred Schreuder. Um besser vorbereitet in die Partie zu gehen, wagten die Kraichgauer daher einen Blick ins Archiv. "Wir haben analysiert, wie Bruno Labbadia bei vorherigen Stationen hat spielen lassen – man sieht bei jedem Trainer gewisse Muster, eine gewisse Handschrift", berichtet der Hoffenheimer Coach. "Das haben wir mit der Mannschaft besprochen. Wichtig wird auch sein, dass wir unsere eigenen Stärken auf den Platz bringen. Wir haben einen klaren Plan für Samstag!"
(kk/imago)