Ziemlich bester Einstand
Profis | 17. Mai 2020, 11:57 Uhr

Ziemlich bester Einstand

Ziemlich bester Einstand

Hertha BSC startet nach der Corona-Pause optimal in die Schlussphase der Saison. Bruno Labbadia feiert mit dem 3:0-Sieg in Hoffenheim ein perfektes Debüt, sieht aber noch viel Arbeit.

Sinsheim - Die Fragezeichen waren groß vor diesem Spiel, das alles war, nur nicht gewöhnlich. Wie haben die Herthaner die Corona-Pause verarbeitet? Hat eine knappe Trainingswoche gereicht, um die Idee des neuen Trainers Bruno Labbadia zu verstehen? Und natürlich: Wie wirkt sich die Ausnahmesituation mit Hygieneregelungen und leeren Zuschauerrängen auf den Fußball aus? Final lassen sich diese Punkte sicherlich noch nicht klären, aber zumindest die erste Momentaufnahme nach dem Spiel am Samstag (16.05.20) dürfte allen Blau-Weißen gefallen. Der Auftakt in den "Notbetrieb" ist dem Hauptstadtclub beim 3:0-Sieg bei der TSG Hoffenheim geglückt. "Wir wussten vorher überhaupt nicht, wo wir stehen. Deswegen sind wir froh, dass wir eine geschlossene Mannschaftsleistung gesehen haben. Dieser Sieg tut uns wahnsinnig gut", freute sich Coach Labbadia, der bei seinem Debüt für die 'Alte Dame' das sechste seiner acht Premierenduelle gewann und gleichzeitig zum siebten Mal drei Zähler aus Sinsheim entführte – Bundesliga-Bestwert!

Anlaufschwierigkeiten nach 70 Tagen ohne Bundesliga-Duell zeigten beide Mannschaften von Beginn an trotz der skurrilen Atmosphäre keine. Giftig und aggressiv kämpften die Akteure auf dem grünen Rasen um jeden Zentimeter, ohne Zuschauer drangen die entschlossenen Anweisungen und Kommandos in die Außenmikrofone. Auch die Abstimmung im 4-2-3-1-System klappte trotz fehlender Wettkampfpraxis – und sieben Wechseln, die Labbadia vorgenommen hatte. "Die Jungs haben in den fünf gemeinsamen Wochen extrem gut mitgemacht. Für mich war aber klar, dass die Mannschaft eine große Unterstützung des Trainerteams benötigen. Wir und die Spieler auf der Bank haben sehr emotinal angefeuert. Diese Energie haben wir alle gespürt", äußerte sich der Übungsleiter zufrieden. Im ersten Durchgang agierte das Team des 54-Jährigen minütlich immer selbstbewusster, der Glaube an die eigene Stärke wuchs und gipfelte beinahe in der Führung durch Matheus Cunha (41.). "Wir haben die Räume unheimlich eng gemacht und aus der Ordnung heraus immer versucht, den Gegner unter Druck zu setzen. Vielleicht war der letzte Pass manchmal zu unsauber, aber wir hatten die größeren Chancen als der Gegner", ordnete Labbadia das Spielgeschehen vor dem Seitenwechsel ein. "Wir haben dieses Gefühl gebraucht, wieder kompakt zu stehen. Wir wussten, wenn uns das gelingt, sind wir unangenehm zu bespielen und bekommen unsere Umschaltmomente", verriet Maximilian Mittelstädt die Grundidee. "Viele Sachen, die wir im Training einstudiert haben, haben wir im Spiel gut umgesetzt. Egal ob junger oder alter Spieler - jeder hat sich die vergangenen Wochen voll reingehauen. Auf dem Platz haben wir als Mannschaft gezeigt, was wir drauf haben", befand Marvin Plattenhardt.

Hinten sicher, vorne effektiv

Das nötige Glück beschwor die 'Alte Dame' in den spielentscheidenden sechs Minuten nach dem Seitenwechsel. Erst vergab Hoffenheims Maximilian Beier aus aussichtsreicher Position (54.), dann erzwang Peter Pekarik mit einer Direktabnahme aus 17 Metern die Führung, weil Kevin Akpoguma den Ball unfreiwillig in die eigene Maschen lenkte (58.). Keine 120 Sekunden später erhöhte Vedad Ibisevic mit seinem 4. Saisontor auf 2:0. "Ich genieße einfach jedes Spiel und freue mich über meinen Treffer", sagte der Kapitän, der für Labbadia als "Puzzlestück" in die Startelf berufen wurde. Dessen Vorlagengeber reagierte ähnlich cool. "Es ist mein Job, solche Flanken zu servieren und es ist Vedads Job, die dann rein zu machen", sagte Mittelstädt grinsend. Als Matheus Cunha, der in den kommenden Tagen zum ersten Mal Vater wird, sein unnachahmliches Solo kurz darauf zum 3:0 vollendete, war klar, dass die Blau-Weißen auch im sechsten Auswärtsspiel in Folge ungeschlagen bleiben werden (74.), auch wenn Rune Jarstein danach das eine oder andere Mal den Anschlusstreffer verhindern musste. Am Ende des Tages fasste Labbadia seine freudigen Gefühle treffend zusammen. "Das 1:0 war ein Brustlöser, der zweite Treffer ideal und das dritte Tor im richtigen Moment. Wir sind nicht so vermessen zu sagen, dass alles klasse ist, wir haben noch viel, viel Arbeit vor uns. Aber das war ein super Start, den wir gebraucht haben. Wir dürfen nicht vergessen, wo wir herkommen und was in den vergangenen Wochen im Umfeld der Mannschaft los war. Ich bin sehr, sehr froh, dass wir die drei Punkte geholt haben. Das hilft uns für die nächsten Wochen."

Mit dem fünften Auswärtssieg der Saison schob sich der Hauptstadtclub mit 31 Punkten zumindest vorübergehend auf den elften Rang vor – unmittelbar vor dem 1. FC Union und mit acht Zählern Vorsprung auf den Relegationsplatz. Gegen den Stadtrivalen spielen die Blau-Weißen am kommenden Freitag (22.05.20, 20:30 Uhr). Und auch dieses Kräftmessen ist natürlich alles andere als gewöhnlich. "Wir wollen den Schwung mit ins Derby nehmen, wir haben etwas wiedergutzumachen und wissen, wie wichtig dieses Spiel ist", blickte Mittelstädt bereits auf die mit Spannung erwartete nächste Aufgabe – bei der sich alle Herthanerinnen und Herthaner zweifelsohne die nächste schöne Momentaufnahme wünschen!

(fw/Witters)

Gesagt...

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Es ist mein Job, solche Flanken zu servieren und es ist Vedads Job, die dann rein zu machen.
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-Maximilian Mittelstädt

von Hertha BSC