
"An Hertha BSC habe ich nie das Interesse verloren"
"An Hertha BSC habe ich nie das Interesse verloren"
Hertha-Fans sind überall: Marcel Scholz (links) lebt als Exil-Herthaner in Spanien auf Teneriffa. Die Verbundenheit zur 'Alten Dame' erinnert den 32-Jährigen immer wieder an seine Heimat.
Berlin - Die Sonne strahlt, das Wasser plätschert vor sich hin, ein Gefühl der totalen Entspannung. Marcel Scholz erlebt das jeden Tag, denn seit 2012 lebt er in Spanien. Der 32-Jährige ist gebürtiger Düsseldorfer, wuchs jedoch in jungen Jahren über die Zwischenstation Hannover in der deutschen Hauptstadt in Berlin-Lichtenrade auf. Fußball war früher nicht die Sportart Nummer eins des Exil-Herthaners, der sich auch für die Kampfsportart Judo interessiert. Der damalige Lebensgefährte der Mutter nahm den etwa achtjährigen Scholz mit ins Olympiastadion zur 'Alten Dame'. Das Trikot aus der Saison 1997/98 hat der Fan heute noch - rund zwei Jahrzehnte später - und präsentierte es im Gespräch mit herthabsc.de stolz.
Allerdings sollte erst zur Abitur-Zeit der Funken bei Scholz überspringen. In seinem Freundeskreis waren gleich mehrere leidenschaftliche Hertha-Fans, die der Teenager gelegentlich mit ins Olympiastadion begleitete. In dem jugendlichen Überschwang fuhren die Freunde 2007 zum Auswärtsspiel bei Eintracht Frankfurt, das der Hauptstadtclub mit 2:1 durch ein spätes Tor von Marko Pantelic gewann. Nach diesem Erfolg am letzten Spieltag 2006/07 war es um den Jugendlichen geschehen. Die Ostkurve wurde zu seinem zweiten Zuhause - falls immer es möglich war. Denn nach der Schulzeit ging der Reiselustige in die weite Welt hinaus und hielt sich für anderthalb Jahre an mehreren Standorten als Sportanimateur auf. 2009 verfolgte Scholz die spannende Schlussphase der Bundesliga-Saison in Griechenland und erlebte, wie die Berliner am Ende Vierter wurden.
Nach seiner Rückkehr fing der blau-weiße Anhänger eine Ausbildung zum Hotelkaufmann an und stieg 2012 nur kurz nach dem Abschluss in einem spanischen Hotel auf Fuerteventura in den Beruf ein. Zwei Jahre später entschied sich Scholz für einen Umzug auf die kanarischen Inseln und ging nach Lanzarote, wo er für insgesamt fünf Jahre lebte und zahlreiche Momente mit der 'Alten Dame' teilte. Unter anderem im August 2016 einen 2:1-Sieg über den SC Freiburg, bei dem in der letzten Minute der Nachspielzeit Julian Schieber für den Erfolg sorgte. Nach dem lauten Jubel in der spanischen Sportbar war Scholz dort der "verrückte Berliner".

Unvergessliches Erlebnis in Bilbao
Eine Wette bescherte dem Exil-Herthaner eine Erinnerung fürs Leben. In der Saison 2016/17 kämpfte die 'Alte Dame' im Saison-Endspurt um die internationalen Plätze. Scholz und zwei Freunde aus Deutschland hielten fest: Schafft die Elf von der Spree die Qualifikation für Europa und bekommt in der Gruppenphase ein spanisches Team zugelost, dann reist das Trio zum Auswärtsspiel auf der iberischen Halbinsel. Wie es der Zufall so wollte, rutschte Athletic Bilbao in die Gruppe der Berliner. Im November 2017 verabredeten sich die Drei für einen mehrtägigen Trip in Nordspanien, kurioserweise hatte Scholz dabei die längste Anreise. Am Spieltag gingen die Freunde erst im Atlantik baden und stärkten sich danach mit Meeresfrüchten. Die Partie am Abend verlor der Hauptstadtclub mit 2:3 - das Ausscheiden aus der Gruppenphase war besiegelt. Für den Exil-Herthaner jedoch kein Grund zur Enttäuschung. "Aus neutraler Sicht war das Spiel ein Leckerbissen mit so viel Action", beschreibt der gelernte Hotelkaufmann. "Diese Reise war unvergesslich, ich werden meinen Enkeln davon noch erzählen", verrät der gebürtige Düsseldorfer, der von einer Wiederholung dieser Reise eines Tages träumt.
Seit 2019 lebt der Hotelangestellte gemeinsam mit seiner Freundin auf Teneriffa in der Hauptstadt Santa Cruz und arbeitet dort als Rezeptionist. Einmal im Jahr versucht der Auswanderer seine Heimat zu besuchen. Zuletzt sah Scholz die 'Alte Dame' beim 0:3 gegen den VfL Wolfsburg am zweiten Spieltag der diesjährigen Saison 2019/20. "Nur eine Sache aus Deutschland hat nie an Interesse bei mir verloren: Hertha BSC. Das ist inzwischen so verwurzelt, über den Verein lese ich immer noch jeden Tag etwas", erzählt der Exil-Herthaner abschließend. Daran können auch rund 4.000 Kilometer Entfernung nichts ändern.
(pm/privat)