Taten statt Worte
Profis | 10. Juni 2020, 11:32 Uhr

Taten statt Worte

Taten statt Worte

Dedryck Boyata über seine Rolle im Team, Gründe für den Aufschwung unter Bruno Labbadia und Fortschritte beim Deutschlernen.

Berlin – Was Dedryck Boyata in seiner ersten Saison mit der Fahne auf der Brust erlebt hat, reicht bei anderen Profis für mehrere Spielzeiten. Vier verschiedene Trainer und Spielideen, die Unterbrechung durch die Corona-Krise – dazu klare Siege, aber auch deutliche Niederlagen auf dem grünen Rasen. "Es ist eine schwierige, verrückte Saison", sagt der Belgier, der seit seinem Sommerwechsel an die Spree zu den größten blau-weißen Konstanten der Spielzeit zählt. Seit seinem Debüt am 4. Spieltag in Mainz verpasste 'Dedo' nur zwei Partien – einmal durch eine Gelbsperre, das andere Mal verletzungsbedingt. In 24 seiner 25 Einsätze spielte der Innenverteidiger über die volle Distanz und setzte dabei neben seiner Abwehrarbeit mit vier Toren und einem Assist auch offensive Akzente.

Labbadia weckt Erinnerungen an ManCity

Unter Bruno Labbadia ist die Nummer 20 ebenso wie unter dessen Vorgängern gesetzt – die akribische Arbeitsweise des gebürtigen Darmstädters gefällt dem international erfahrenen Defensivspezialisten. "Bruno ist ein sehr guter Trainer mit klaren, eigenen Ideen und tut uns allen gut, gerade die jungen Spieler können viel von ihm lernen. Seine Herangehensweise erinnert mich an Roberto Mancini in meiner Zeit bei Manchester City, auch dort haben wir viel im taktischen Bereich gearbeitet", erklärt Boyata. "Er hat uns seit dem ersten Tag klargemacht, was er von uns verlangt, und wir konnten es schnell auf dem Rasen umsetzen. Er verlangt uns taktisch wie körperlich viel ab und hat die vielen kleinen Details des Spiels im Blick – das ist sehr wichtig!" Das konzentrierte Training mit klarem Plan und dem nötigen Auge für die Kleinigkeiten gibt den Berlinern seit dem Re-Start der Bundesliga ein gutes Gefühl und brachte neue Sicherheit und Leichtigkeit. "Wir gehen als Mannschaft besser vorbereitet in die Spiele, haben mehr Ballbesitz und spielen offensiver. Dass wir mehr agieren, ist mir als Verteidiger natürlich recht, es macht meinen Job einfacher", lacht der gebürtige Brüsseler. "Durch die Arbeit im körperlichen wie im taktischen Bereich und an den Verbindungen der einzelnen Mannschaftsteile haben wir ein anderes Selbstverständnis entwickelt!"

Gesagt...

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Labbadia hat klare Ideen und uns seit dem ersten Tag klargemacht, was er von uns verlangt. Wir haben ein anderes Selbstverständnis entwickelt!
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-Dedryck Boyata

Lob für die Kollegen: "Schaut euch 'Peka' an!"

Dieses Selbstverständnis zeigt sich exemplarisch an Boyatas gelungenem Zusammenspiel mit Jordan Torunarigha. "Jordan ist ein klasse Verteidiger, er spielt stark und voller Selbstvertrauen", lobt der Rechtsfuß seinen aktuellen Nebenmann – um im Anschluss ausdrücklich auch die Wichtigkeit der anderen Mitspieler zu betonen. "Unsere gute Defensivarbeit liegt nicht nur an uns beiden. Schaut euch 'Peka' (Peter Pekarik, Anm. d. Red.) an – er musste lange auf seine Chance warten. Dann so zurückzukommen und zu spielen, ist eine fantastische Leistung! 'Platte', Maxi, Karim, Niklas, Lukas… wir alle sind wichtig, alle tragen ihren Teil dazu bei, dass wir wieder in der Spur sind!" Mit Bezeichnungen wie 'Abwehrchef' kann der Teamplayer Boyata nicht viel anfangen. "Respekt holst du dir als Spieler über Leistung auf dem Rasen, nicht über Spitznamen. Ich mag es, mich zu beweisen und möchte natürlich möglichst immer spielen, aber der Respekt vor den Kollegen ist mir unglaublich wichtig. Alles was ich auf dem Platz tue, soll uns als Mannschaft voranbringen!" Dafür arbeitet der 1,88-Meter-Mann auch neben dem Feld und schult weiter seine Deutschkenntnisse. "Es ist nicht die leichteste Sprache, aber ich bleibe dran, versuche mich einzubringen und so zu üben. Auch mit dem Trainer spreche ich möglichst nur auf Deutsch", erzählt der 29-Jährige. "Das ist wichtig!"

Wichtig ist auch und gerade in ereignisreichen Spielzeiten der Endspurt. Trotz der jüngsten Niederlage in Dortmund steht die 'Alte Dame' vier Spieltage vor Schluss auf einem einstelligen Tabellenplatz. Was ist nun noch drin? "Wir wollten nach dem Re-Start so schnell wie möglich von den Abstiegsplätzen weg – das ist uns gelungen", konstatiert der belgische Nationalspieler. "Jetzt schauen wir von Spiel zu Spiel und machen einen Schritt nach dem anderen." Auch bei der Einschätzung des Saisonfinals zeigt sich einmal mehr eine Boyata-Maxime: Taten statt Worte. "Uns selbst unter Druck zu setzen, halte ich nicht für clever", wehrt der Herthaner die Frage nach dem europäischen Geschäft ab und unterstreicht noch einmal: "Wir sollten einfach so weiter machen wie in den vergangenen Wochen und wollen die Saison so gut wie möglich zu Ende spielen!"

(kk/City-Press,Getty)

von Hertha BSC