Kalte Dusche
Profis | 14. Juni 2020, 12:01 Uhr

Kalte Dusche

Kalte Dusche

Trotz Pausenführung unterlagen die Herthaner Eintracht Frankfurt am Samstagnachmittag (13.06.20) letztlich klar. Die Personalsituation verkompliziert sich, doch bereits am Dienstag geht es in Freiburg weiter.

Berlin – Dass aufziehender Regen und dunkle Wolken ein schlechtes Omen bedeuten, ist eine Ansicht, die inzwischen längst als überholt gilt. Und doch kamen Freunde des kleinen Aberglaubens beim Heimspiel der Herthaner gegen Eintracht Frankfurt diesbezüglich auf ihre Kosten. Als beide Teams nach einer 1:0-Pausenführung der Blau-Weißen wieder den Rasen betraten, ging ein kräftiger Schauer über dem Olympiastadion nieder, in dem sich für die nach der verletzungsbedingten Auswechslung von Per Skjelbred und dem Platzverweis von Dedryck Boyata dezimierte 'Alte Dame' eine schwierige Hälfte ankündigte. Die Geschichte jenes zweiten Durchganges ist aus Berliner Sicht dann schnell erzählt – den Herthanern entglitt die Kontrolle, Frankfurt drehte hingegen mächtig auf und machte aus einem knappen Rückstand letztlich einen klaren Sieg, der die Gastgeber sprichtwörtlich im Regen stehen ließ. "Wir haben einfache Tore kassiert und waren defensiv nicht so kompakt. Das müssen wir besser machen", konstatierte Vladimir Darida. 

Piątek knipst erneut - Ausfälle von Skjelbred und Boyata wiegen schwer

Dabei lief der erste Durchgang weitestgehend nach blau-weißem Geschmack. Die Gäste präsentierten sich von Anfang an bissig, die Blau-Weißen ließ das jedoch unbeeindruckt. Nach ersten Torannäherungen durch Vedad Ibisevic (21., 22.) knipste Krzysztof Piątek nach 24 Minuten zur Führung – für den polnischen Nationalstürmer war es der dritte Treffer in den letzten vier Spielen. "Ich bin froh, dass Krzysztof wieder getroffen hat. Wir wollen uns weiterentwickeln, er will das auch, und Tore tun ihm als Stürmer gut", sagte Bruno Labbadia. Der ehemalige Angreifer auf der Berliner Bank musste anschließend jedoch mitansehen, wie seinem Team mit der Verletzung von Per Skjelbred (34.) und einem Platzverweis für Dedryck Boyata (45.) zwei weitere tragende Säulen und der Zugriff aufs Spiel wegbrachen. Der belgische Innenverteidiger brachte Frankfurts Dost beim Lauf aufs Tor durch einen Kontakt am Fuß zu Fall und sah nach Korrektur durch den VAR wegen Verhinderung einer klaren Torchance glatt Rot. "Wir hatten das Spiel in der ersten Halbzeit im Griff, ohne dabei zu glänzen. Mit dem Ausfall von Skjelbred und der Roten Karte haben wir es nicht mehr gut verteidigt und Frankfurt zu einfach spielen lassen", analysierte Labbadia, der gleichzeitig um Verständnis für seine Spieler warb. "Die Mannschaft ist in den vergangenen Wochen extrem an die Grenzen gegangen."

"Nach der Roten Karte war es schwer" - Comeback von Cunha

Die Herthaner retteten ihre knappe Führung anschließend noch in die Pause. In Durchgang 2 fiel allerdings der schnelle Ausgleich durch Dost (51.). Bruno Labbadia stellte um und brachte Lukas Klünter und Alexander Esswein, die Gäste vom Main hatten nun aber Blut geleckt und drehten die Partie durch Tore des eingewechselten Silva (62.) und N’Dicka (69.). "Die Rote Karte hat das Spiel leider kippen lassen, danach war es sehr schwer für uns", sagte Hertha-Torschütze Piątek im Anschluss. "Wir waren eine ganze Halbzeit lang in Unterzahl und eigentlich nur noch in die Defensive gedrängt." Tatsächlich gelang es den Hauptstädtern kaum noch, sich aus der Umklammerung der 'Adler' zu befreien. Das Comeback von Matheus Cunha brachte nach 75 Minuten noch einmal etwas frischen Wind ins Offensivspiel, doch spätestens nach Silvas 1:4 in der 86. Minute war die Messe für die Elf von der Spree an diesem Tag gelesen.

Personaldecke wird dünner - am Dienstag wartet Freiburg

"Wir haben das Zentrum zu sehr aufgemacht, obwohl wir das nicht wollten. Das hat die Eintracht gut ausgenutzt. Wir müssen lernen, auch in Unterzahl besser zu verteidigen", erklärte Coach Labbadia, der mit seiner Elf nach zwei Heimsiegen zum Einstand erstmals im Olympiastadion unterlag, im Anschluss. "Wir waren nicht ballsicher und unsauber. Das hat uns viel Kraft gekostet. Das Positionsspiel war gut, aber wir es nicht gut ausgespielt." Personell wird die Lage für die Berliner nicht einfacher. "Die Mannschaft läuft auf der letzten Rille. Die Personaldecke war schon vorher eng, jetzt sind wieder zwei Leute ausgefallen. Das ist schade", sagte Bruno Labbadia, der nun mit seinem Trainerteam ein immer kniffligeres Personalpuzzle lösen muss – schließlich steht bereits am Dienstag (16.06.20, 20:30 Uhr) die nächste Aufgabe beim Sport-Club Freiburg an. "Wir müssen aus diesem Spiel lernen und es schnell abhaken. Wir werden in Freiburg wieder zu 100 Prozent da sein!", sagte Vladimir Darida, der an seine erste Station in Deutschland zurückkehrt. Als das Interview mit Herthas Nummer 6 beendet war, zog der nächste kräftige Schauer über das Olympiagelände. Im Breisgau wollen die Herthaner nun eine Reaktion auf die kalte Dusche in diesem Heimspiel zeigen – um diesmal nach dem Schlusspfiff nicht im Regen zu stehen. 

(kk/City-Press)

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Wir haben das Zentrum zu sehr aufgemacht, das hat die Eintracht gut ausgenutzt. Wir müssen lernen, auch in Unterzahl besser zu verteidigen.
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-Bruno Labbadia

von Hertha BSC