Entscheidende Kleinigkeiten
Profis | 17. Juni 2020, 12:33 Uhr

Entscheidende Kleinigkeiten

Entscheidende Kleinigkeiten

In Freiburg war für die Herthaner mehr drin, individuelle Fehler verhinderten jedoch am Ende ein Erfolgserlebnis an der Dreisam. Jetzt stehen noch zwei Saisonspiele an.
Berlin - Ganz oft im Fußball liegen 'himmelhoch jauchzend' und 'zu Tode betrübt' direkt nebeneinander, Kleinigkeiten lassen das Pendel mal in die eine, mal in die andere Richtung ausschlagen: Beim Gastspiel am Dienstagabend (16.06.20) in Freiburg hatte Vladimir Darida nach einem Freiburger Angriff blitzschnell umgeschaltet, zentral vor dem Tor der Gastgeber kam Dodi Lukébakio in Ballbesitz. Und der Offensivspieler schoss die Blau-Weißen mit einem Treffer der Sorte 'Traumtor' vermeintlich in Führung. Schiedsrichter Tobias Stieler mimte jedoch in Gemeinschaft mit dem Videoassistenten den Spielverderber - das Unparteiischengespann entschied beim Einsatz Daridas gegen Jonathan Schmid auf unlauteren Einsatz des Tschechen, erstickte damit den Jubel der Herthaner und unterband gleichzeitig die Bewerbung Lukébakios für das 'Tor des Monats'. "Es kann schon sein, dass es ein Foul vor dem 1:0 war. Es ist ganz schwierig zu entscheiden. Es sieht so aus, dass Schmid etwas eher am Ball war", konstatierte Herthas Nummer 6 später und war mit seinem Zweifel ob der Entscheidung nicht allein.

Der mögliche Führungstreffer im Breisgau kam nach Wiederanpfiff nicht ganz überraschend. Nach den ersten 45 torlosen Minuten, in denen beide Mannschaften die Gelegenheiten zur Führung besaßen - Vedad Ibisevic hatte die Berliner Führung zweimal auf dem Fuß (14., 39.) - schoben die Schützlinge von Bruno Labbadia weiter nach vorne. Das nicht gegebene Tor holte die Hauptstädter nicht nur auf den Boden der Tatsachen zurück, es kam noch dicker: Nur zehn Minuten nach dem abrupt beendeten Jubel, freuten sich die Hausherren. Einen schmeichelhaften Freistoß von der linken Strafraumecke wuchtete Vicenzo Grifo auf das kurze Eck, Rune Jarstein lenkte das Spielgerät an den Innenpfosten, von wo es etwas unglücklich in die Maschen sprang.

Antwort und Rückschlag

Doch die Blau-Weißen zeigten Nehmerqualitäten und kamen nur Minuten später zurück. Nationalspieler Robin Koch legte Peter Pekarik im Straum, den klaren Elfmeter nutzte Kapitän Ibisevic souverän zum Ausgleich(66.). Und um ein Haar hätten die Blau-Weißen die Partie in kürzester Zeit gedreht - Marko Grujic und Darida stellten SCF-Keeper Alexander Schwolow mit guten Versuchen auf die Probe, schafften es jedoch nicht, den Schlussmann zu überwinden. Im Gegenteil: Nur 120 Sekunden später schwang das Pendel wieder in die andere Richtung aus. Freiburgs Edeljoker Nils Petersen eroberte an Herthas Strafraum von Darida den Ball und versenkte zur Freiburger Führung (71.). "Leider ist dieser Fehler passiert, das tut mir leid. Ich habe den Ball von Rune bekommen, dann war es ein schlechter erster Kontakt und ich verliere ihn", rekapitulierte der Unglücksrabe nach der Partie - und nicht wenige hätten Herthas Muster an Bestädigkeit gerne in diesem Moment in den Arm genommen.

Trainer Bruno Labbadia resümierte im Anschluss an die Partie: "Wir haben die Fehler in Phasen gemacht, in denen wir voll am Drücker waren. Man sieht, wie groß die Enttäuschung der Mannschaft ist, jeder wusste, dass wir das Spiel eher zu unseren Gunsten hätten entscheiden können." Ein Punkt wäre durchaus drin gewesen, doch der eingewechselte Matheus Cunha verpasste in der Nachspielzeit die letzte Möglichkeit dazu. "Das war eine unglückliche Niederlage, bei der Kleinigkeiten entschieden haben. Wir hatten insbesondere im zweiten Durchgang eigentlich alles im Griff, haben uns mit individuellen Fehlern aber selbst das Leben schwer gemacht", bilanzierte auch Ibisevic.

Zwei dicke Brocken

Viel Zeit zum Ärgern bleibt nicht, schon am Wochenende geht es daheim gegen Bayer Leverkusen (20.06.20, 15:30 Uhr), ehe eine Woche später noch das Gastspiel in Mönchengladbach ansteht. "Die Luft ist bei uns nicht raus", kündigt Darida an. "Wir müssen in den nächsten zwei Spielen gegen zwei riesige Gegner alles geben und wollen uns bestmöglich präsentieren." Dann sollen die Kleinigkeiten wieder auf der richtigen Seite entscheiden und für einen gelungenen Saison-Abschluss sorgen.

(war/City-Press)

von Hertha BSC