"Die Chance bei Hertha BSC ist groß"
Profis | 17. Juni 2020, 18:57 Uhr

"Die Chance bei Hertha BSC ist groß"

"Die Chance bei Hertha BSC ist groß"

Jordan Torunarigha spricht über blau-weiße Nachwuchstalente, Trainer Bruno Labbadia und die beiden ausstehenden Saisonspiele.

Berlin - Zumindest einen kleinen Grund zur Freude hatte Jordan Torunarigha am Dienstagabend beim Auswärtsspiel in Freiburg. Beim Sport-Club aus dem Breisgau bestritt das blau-weiße Eigengewächs mit 22 Jahren sein 50. Bundesliga-Spiel für Hertha BSC. Doch wer den ehrgeizigen Innenverteidiger kennt und während des Spiels beobachtet hat, der weiß, dass ihn die Niederlage wesentlich mehr wurmt als alles andere. Immer wieder tauchte der ehemalige Junioren-Nationalspieler in der gegnerischen Hälfte auf, nach 90 Minuten jedoch ohne Erfolg. "Wir hätten das Spiel nicht verlieren müssen, mindestens ein Punkt wäre gerecht gewesen", sagt Herthas Nummer 25 am Mittwoch (17.06.20) und räumte ein, noch immer nicht bester Laune zu sein. Im Gespräch mit herthabsc.de spricht der Berliner trotzdem geduldig über den Einfluss von Bruno Labbadia, die Talentschmiede der Herthaner und die beiden noch ausstehenden Begegnungen. 

herthabsc.de: Jordan, hast du die vermeidbare Niederlage in Freiburg schon verdaut?

Torunarigha: Naja, gute Laune habe ich nach Niederlagen natürlich nie, das merke ich jetzt auch noch. Wir hätten das Spiel nicht verlieren müssen, mindestens ein Punkt wäre gerecht gewesen. Nach dem 1:1 hatte ich eigentlich das Gefühl, dass wenn es einen Gewinner geben würde, wir das wären. Aber es kam anders. Jetzt geht es direkt weiter. Wir haben noch zwei Spiele gegen zwei wirklich starke Gegner, aber wir wollen noch punkten, um die Saison versöhnlich zu beenden.

herthabsc.de: Bereits am Samstag (20.06.20, 15:30 Uhr) wartet Bayer Leverkusen im Olympiastadion auf euch. Für die 'Werkself' geht es noch um die Qualifikation für die UEFA Champions League. Ihr steht im gesicherten Mittelfeld – nach unten wie nach oben geht nicht mehr so viel. Was bedeutet diese Konstellation für euch?

Torunarigha: Solche Überlegungen sind immer spekulativ. Wir können nicht mehr absteigen und auch nicht mehr die vorderen Plätze angreifen, aber es gibt keinen Grund, irgendwie nachzulassen. Wie ich schon gesagt habe, wir wollen die Saison positiv abschließen – für uns und die Fans. Ich werde lieber 9. als 13. (schmunzelt). Aber es geht auch bei jedem Spieler darum, sich dem Trainer weiter anzubieten. Im Hinblick auf die neue Saison ist das ganz wichtig. Leverkusen hat viel Qualität im Kader und wird topmotiviert antreten, für uns ist das aber eine schöne Herausforderung und ein großer Ansporn.

herthabsc.de: Unter Bruno Labbadia hast du seit dem Re-Start alle sieben Partien über die volle Distanz bestritten. Inwiefern profitierst du vom neuen Trainer?

Torunarigha: Unser Trainer und das gesamte Trainerteam sprechen viel mit mir, geben mir viel Feedback und Anweisungen. Ich bin noch immer ein junger Spieler und bin froh, wenn ich durch Hinweise lernen kann. Aber auch zu Jahresbeginn lief es ordentlich für mich, ich bin nur im Spiel gegen Köln nicht zum Einsatz gekommen. Auch wenn wir jetzt drei Partien nicht gewonnen haben, geht es für uns wieder in die richtige Richtung. Wir haben viel Potenzial in der Mannschaft und der Trainer kann mit seiner Spielidee, seinen Anweisungen und seiner Art noch viel aus uns herausholen.

herthabsc.de: Die Partie unter der Woche war dein 50. Bundesliga-Spiel. In deiner Debüt-Saison waren es acht Einsätze, danach zwölf und im Vorjahr 14. In der laufenden Runde kannst du noch auf 18 Begegnungen kommen – eine kontinuierliche Steigerung. Was dürfen wir uns in Zukunft noch von dir versprechen?

Torunarigha: Ich freue mich, dass ich mehr Einsatzzeit bekomme und werde alles dafür geben, meinen Platz in der Startelf zu verteidigen. Ich weiß, was ich kann, aber bin mir sicher, dass ich mit meiner Entwicklung noch nicht am Ende bin. Im Endeffekt hilft nur viel Spielpraxis, um besser zu werden. Gerade als Innenverteidiger gehört einfach auch Erfahrung dazu, um Situationen zu lesen und das Stellungsspiel zu verbessern.

herthabsc.de: Gegen Freiburg hatte die 'Alte Dame' acht Eigengewächse im Aufgebot, wenn man Omar Rekik dazuzählt. Neben Arne Maier und Maximilian Mittelstädt, der erkrankt fehlte, bist du eines der Gesichter des blau-weißen Nachwuchses, gehörst aber längst zu den 'Etablierten'.
Torunarigha: Irgendwie schon, ja (grinst). Es ist schön zu sehen, dass immer wieder junge Spieler aus der Akademie nachrutschen. So war es damals bei Arne, Maxi und mir, so ist es jetzt mit Jungs wie Lazar Samardzic oder Jessic Ngankam. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie das damals bei mir war. Die Chance, in den Profifußball zu stoßen, ist bei Hertha BSC groß. Hier wird Talenten eine Chance gegeben, aber ihnen wird auch nichts geschenkt. Die Jungs müssen jetzt weiter dranbleiben und sich festbeißen. Natürlich spreche ich da auch ein bisschen aus Erfahrung. Wenn es möglich ist, helfe ich ihnen dabei. Ich hoffe, dass wir alle noch viel zusammen erreichen werden.

herthabsc.de: Gerade im Abwehrzentrum herrscht bei den Blau-Weißen dichtes Gedränge. Neben dir kämpfen in Karim Rekik, Niklas Stark und Dedryck Boyata drei Profis mit Länderspielerfahrung um zwei Plätze. Wie erlebst du diesen Konkurrenzkampf?

Torunarigha:
Es sind Floskeln, aber der Konkurrenzkampf macht uns besser. Wir dürfen nie nachlassen, pushen uns so gegenseitig, immer mehr zu machen – davon profitiert unterm Strich auch die Mannschaft. Und darum geht es noch immer: als Team gewinnen! Ich versuche, meine Stärken einzubringen, aber natürlich ist es hilfreich, sich hier und da mal etwas bei Karim, Nik oder Dedo abzuschauen. Wie ich eingangs schon gesagt habe: Ich bin erst 22, ich kann und muss noch viel lernen.

herthabsc.de: Auch wenn noch zwei Spiele ausstehen. Welches Fazit würdest du nach dieser turbulenten und kuriosen Saison ziehen?

Torunarigha: Puh, das ist wirklich schwierig. Die Saison war verrückt – nicht zuletzt wegen Corona und der langen Pause. Normalerweise wären wir jetzt schon am Ende der Sommerpause und die Vorbereitung auf 2020/21 würde bald beginnen. In dem vergangenen Jahr hatten wir ein paar gute, aber leider auch genug schlechte Phasen mit drei Trainerwechseln und zu viel Unruhe. Es ist ganz klar, dass wir unserem Anspruch nicht ganz gerecht geworden sind. Mitte März wären wir aber wohl zufrieden gewesen, wenn uns jemand gesagt hätte, dass wir drei Spiele vor Schluss nicht mehr nach unten blicken müssen. Mich stimmt optimistisch, wie wir nach dem Re-Start aufgetreten sind. Wir haben noch viel Arbeit vor uns, aber ich habe ein gutes Gefühl für die neue Saison. Aber erstmal gilt die Konzentration Leverkusen und Gladbach.

(fw/City-Press)

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Hier wird Talenten eine Chance gegeben, aber ihnen wird auch nichts geschenkt. Die Jungs müssen jetzt dranbleiben und sich festbeißen.
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-Jordan Torunarigha

von Hertha BSC