Defensiv-taktische Glanzleistung
Profis | 21. Juni 2020, 13:09 Uhr

Defensiv-taktische Glanzleistung

Defensiv-taktische Glanzleistung

Die Herthaner überzeugten gegen das Top-Team aus Leverkusen mit einer herausragenden Abwehrleistung und gefährlicher Offensive.
Berlin - Die Aktion war schmerzhaft, aber erfolgreich: Lucas Alario hatte Rune Jarstein in der 76. Spielminute knapp vor Herthas Strafraum überköpft, der Ball trudelte in Richtung Torlinie, doch Jordan Torunarigha erreichte das Spielgerät im Vollsprint gerade noch vor selbiger und verhinderte so den Anschlusstreffer. Nach dieser heldenhaften Tat mache der erneut starke Innenverteidiger unliebsame Bekanntschaft mit der unteren Tornetzaufhängung – nach kurzer Behandlungspause stand Herthas 25 weiterhin ebenso, wie die Null. Dass der Treffer aufgrund der Abseitsposition des Leverkusener Angreifers ohnehin nicht gezählt hätte, schmälerte den Einsatz keinesfalls. Ohnehin war es "defensiv-taktisch eine Glanzleistung", wie Trainer Bruno Labbadia seinem Team anerkennend bescheinigte. Leverkusen hatte zu diesem Zeitpunkt bereits sein komplettes Offensivarsenal auf dem Rasen, doch die Blau-Weißen verteidigten den 2:0-Vorsprung souverän und ließen kaum eine zwingende Torchance der 'Werkself' zu.
Beim Blick auf die Ballbesitz-Statistik offenbarte sich, welche Mannschaft an diesem Nachmittag noch Ambitionen hatte, sich für die UEFA Champions League zu qualifizieren – gut Zweidrittel der Zeit hatten die Gäste von Trainer Peter Bosz das Leder, doch die Hauptstädter waren optimal vorbereitet: "Wir haben gewusst, dass eine starke Mannschaft auf uns zukommt", erklärte Niklas Stark, der aufgrund der fast schon tragischen Verletztenmisere nach zweieinhalb Jahren wieder einmal im defensiven Mittelfeld aufgeboten wurde – und ein klasse Spiel machte. "Wir hatten einen klaren Plan, den jeder Einzelne brutal umgesetzt hat. Jeder hat super gearbeitet. Den Sieg haben wir als Mannschaft errungen! Wir haben uns bei jeder Aktion gepusht. Wenn man einem guten Gegner auf den Sack gehen kann, macht auch das Verteidigen Spaß", so Herthas Nummer 5 mit einem Blitzen in den Augen.

Zuckertor zur Führung


Nach einer Anfangsphase, die eher den Rheinländern gehörte und in der sich Bayer 04 dem Tor von Rune Jarstein das ein oder andere Mal annäherte, meldeten sich die Labbadia-Schützlinge im Spiel an. Mit schnellem Umschaltspiel nach Ballgewinnen sorgten sie für Entlastung und stressten die rot-weiß-schwarze Defensive. Mit Erfolg: Nach 22 Minuten bekam Matheus Cunha in zentraler Position im Strafraum das Spielgerät auf den Fuß und beförderte diesen sehenswert in den Knick. "Das 1:0 von Matheus war ein super Tor, zwei schnelle Kontakte und ein super Schuss. Dass er das kann, hat er schön häufiger bewiesen", erkannte auch Stark an. Vor allem aber hatten die Blau-Weißen in der Folge die Partie noch besser im Griff. Herthas Brasilianer, der erstmals wieder in der Startelf stand, wäre um ein Haar der Doppelschlag gelungen, scheiterte aber drei Minuten nach dem Führungstreffer frei vor dem Tor an Leverkusens Schlussmann Lukas Hradecky (25.).
Nach der Pause kamen die Gäste verständlicherweise neu motiviert und mit frischem Offensivpersonal aus den Kabinen, die Herthaner verteidigten jedoch weiterhin aufmerksam und einsatzfreudig. Nur zwei Minuten nach Wiederbeginn warf sich Marvin Plattenhardt in den Schuss von Diaby und blockte diesen (47.). Herthas Außenverteidiger hatte das Spiel über einiges mit dem raketenschnellen Flügelspieler zu tun, bremste diesen aber mehrfach gekonnt aus. Die immer offensiver werdende 'Werkself' eröffnete den Berlinern vermehrt Räume. Krzysztof Piątek war einer der Nutznießer: "Wir haben gut verteidigt, Teamspirit gezeigt und viele Chancen herausgespielt. In der ersten Halbzeit haben wir mehr verteidigt, die zweite Halbzeit war offensiver." In der 54. Minute zeigte der polnische Angreifer seine ganze Klasse, dribbelte sich durch den gegnerischen Strafraum, ließ mehrere Leverkusener alt aussehen – am Ende drückte Dodi Lukébakio den Ball über die Linie. "Vor dem zweiten Treffer war ich in guter Position und wollte schießen, normalerweise gehört der Ball mir, aber Dodi hat den direkt gemacht", nahm es Herthas Nummer 7 mit Humor und als Teamplayer. "Die drei Punkte sind am wichtigsten."

Erstmal zwei verdiente freie Tage 

Bis in die Nachspielzeit ließen die Blau-Weißen die Angriffswellen der Gäste ins Leere laufen und blieben weiter das gefährlichere Team. Kurz vor Abpfiff verpasste Marko Grujic, der sein 50. Bundesliga-Spiel für die 'Alte Dame' machte, gar noch den dritten Treffer. "Auch wenn es ein Arbeitssieg war, war es am Ende ein verdienter Sieg. Wir wollten den Fans zeigen, dass wir die Spiele am Saisonende ernst nehmen und für sie gewinnen", erklärte Niklas Stark. Zum Abschluss der Bundesliga-Spielzeit 2019/20 steht noch ein weiteres Duell mit einem Anwärter auf die 'Königsklasse' auf dem Programm – am kommenden Samstag (27.06.20, 15:30 Uhr) tritt der Hauptstadtclub bei Borussia Mönchengladbach an. Die Mannschaft hat sich nach der Englischen Woche erstmal zwei freie Tage verdient, ehe es in die Vorbereitung auf das Kräftemessen mit den 'Fohlen' geht. Mit einer weiteren taktischen Glanzleistung dürfte auch dort etwas Zählbares möglich sein.

(war/City-Press)

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Die drei Punkte sind am wichtigsten.
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-Krzysztof Piątek

von Hertha BSC