
Ein einzigartiges Souvenir in den eigenen vier Wänden
Ein einzigartiges Souvenir in den eigenen vier Wänden

Berlin - Ob in Mexiko, Kanada, Japan - oder in einer gerade einmal 8.000-Einwohner-Gemeinde in der Schweiz. Die blau-weißen Farben sind überall auf der Welt vertreten. Stefan Dietsche ist Exil-Herthaner in Au, einer kleinen Gemeinde im Osten der Schweiz, ganz in der Nähe des Bodensees und der Grenze zu Österreich. Der 28-Jährige verfolgt die 'Alte Dame' seitdem er zehn Jahre alt ist. Das Fansein begann anfangs aus einfachen Gründen und wurde nach und nach zur größten Leidenschaft des gebürtigen Schweizers. "Ich kannte den Verein damals nur von den Bildern aus der Sportzeitschrift. Das Logo, das Trikot und das Stadion haben mir gefallen", erzählt der Herthaner im Gespräch mit herthabsc.de über die Anfangszeit mit seinem Lieblingsverein.
Der junge Dietsche schaute früher gemeinsam mit seinem Vater die Zusammenfassungen der Bundesliga-Spiele im Fernsehen und verliebte sich in die Spielweise eines extravaganten Brasilianers im Kader der Blau-Weißen: Marcelinho. "Er ist der Spieler, wieso ich mich immer mehr für den Hauptstadtclub interessiert habe", verrät der Servicekoordinator eines Messintrumente-Herstellers, dessen erstes Trikot von Hertha BSC selbstverständlich den Namen des Dribbelkünstlers auf der Rückseite trug. Mit 14 Jahren sah der Fußballfan Marcelinho und Co. während eines Trainingslagers in Österreich zum ersten Mal hautnah und nicht nur aus der Flimmerkiste.
Etwa ein Jahr später machte sich der gebürtige Auer auf die Reise zu einem Bundesliga-Spiel der 'Alten Dame' in München und setzte sich für die rund 200 Kilometer in einen Reisebus, in dem der Teenager mit seinem blau-weißen Trikot deutlich in der Unterzahl war. "Speziell in der Gemeinde und allgemein in der Schweiz gibt es kaum Hertha-Fans. Wenn ich mein Trikot trage, fragt mich jeder, wieso ich Fan des Vereines bin. Das verstehen kaum welche", verrät der ausgebildete Polymechaniker über das blau-weiße Fansein in seinem Land. Über die Jahre hat der Familienmensch jedoch sein Umfeld zu Anhängern des Hauptstadtclubs gemacht. Gemeinsam mit seinem dreieinhalb Jahre jüngeren Bruder teilt der Schweizer die Leidenschaft zur 'Alten Dame', auch der Vater begeistert sich für die Passion seiner Söhne. Darüber hinaus nimmt Dietsche häufig seine Partnerin oder seine Freunde mit auf die Reisen zu den Spreeathenern - pro Saison sieht der 28-Jährige etwa sieben Spiele des Hauptstadtclubs und tourt dafür durch die gesamte Bundesrepublik.
Im April 2010 ging es für den Schweizer zum ersten Mal ins Olympiastadion. Zu seinem 18. Geburtstag bekam der Fußballfan einen Trip in die deutsche Hauptstadt geschenkt und sah am 32. Spieltag der Saison 2009/10 eine 0:1-Niederlage gegen den FC Schalke 04 - wenige Wochen vor dem Abstieg aus der Bundesliga. "Bis auf das Spiel war alles ausgezeichnet. Wir waren für mehrere Tage vor Ort und haben uns die ganze Stadt angeschaut. Ich habe mich in Berlin verliebt", erklärt der Auer. Für Exil-Herthaner ist das Fansein kein leichtes. Den Hauptstadtclub sieht man nur selten im Stadion, außerdem kommen die langen Reisen auf die Liste der Nachteile im Leben eines Fans in der Ferne. "Wir fragen uns manchmal, wieso wir das machen und oft einen ganzen Tag dafür opfern - aber einen Monat später gehen wir trotzdem wieder hin", versucht der Herthaner das Unerklärliche zu beschreiben. Dennoch schafft diese Leidenschaft auch Momente für die Ewigkeit.
Gesagt...
[>]Marcelinho ist der Spieler, wieso ich mich immer mehr für den Hauptstadtclub interessiert habe.[<]

Einen davon erlebte Dietsche an einem nasskalten Tag im März 2018 nach dem Abpfiff beim 0:0-Unentschieden gegen den VfL Wolfsburg. Der gebürtige Schweizer reiste mit einer großen Fahne an, die Landsmann Fabian Lustenberger nach dem Spiel entdeckte. Der Publikumsliebling kam in die Kurve und überreichte dem Fan sein Trikot aus dem Spiel. Ein unvergesslicher Moment für den Exil-Herthaner, der anschließend im Gäste-Zimmer einen Ehrenplatz für das einzigartige Souvenir fand. "Fabian Lustenberger ist sowohl auf als auch neben dem Platz ein toller Typ. Ich habe ihn bereits einige Male getroffen und kurz mit ihm geredet. Das Trikot war sozusagen das i-Tüpfelchen für mich. Sein Abschied aus Berlin war sehr traurig", erzählt der Amateurfußballer.
Seit Anfang dieses Jahres ist der Schweizer zudem Vereinsmitglied von Hertha BSC. Der 28-Jährige spielte schon häufiger mit dem Gedanken, ehe dann sein Bruder ihm die Entscheidung abnahm und zu Weihnachten die Mitgliedschaft schenkte. Ein erneuter Berlin-Ausflug stand bis vor wenigen Monaten auf dem Plan, doch aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus verpasste Dietsche das Stadtderby gegen den 1. FC Union im Olympiastadion. Das schmälerte die Freude über den 4:0-Heimsieg jedoch nicht - schließlich besteht in der kommenden Saison (hoffentlich) eine weitere Chance, dieses Duell live zu erleben.
(pm/privat)
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