
Neue Leidenschaft zur Jahrtausendwende
Neue Leidenschaft zur Jahrtausendwende

Berlin - Brasilien und Hertha BSC – das passt zusammen! Die Liste mit brasilianischen Fußballern, die während ihrer Profikarriere das blau-weiße Trikot überstreiften, ist gefüllt mit 16 Namen. Im aktuellen Kader vertritt Matheus Cunha seine Heimat beim Hauptstadtclub. Weltweit brachte keine andere Nation mehr Importe zu den Blau-Weißen als das Land aus Südamerika. Nach der Jahrtausendwende avancierte Alex Alves mit seinem Wechsel von Cruzeiro Belo Horizonte zu Hertha BSC im Januar 2000 zum Vorreiter – und machte aus einem brasilianischen Teenager ganz nebenbei einen Exil-Herthaner, der inzwischen seit über 20 Jahren der 'Alten Dame' die Treue hält. Fábio Chaves Clemente ist 33 Jahre alt und wuchs in Alfenas im Zentrum des Landes auf, heute lebt der Fußballfan in Belo Horizonte, dem Ort, an dem die deutsche Nationalmannschaft während der Weltmeisterschaft 2014 im Halbfinale Geschichte schrieb.
Im Körper des sympathischen Mannes schlagen zwei Herzen: Das eine für den heimischen Erstligisten Cruzeiro Belo Horizonte, das andere für die 'Alte Dame' in Berlin. Als Bindeglied fungierte der bereits erwähnte Alex Alves, denn der Stürmer ging bekanntermaßen für beide Mannschaften auf Torejagd. "Er war in Belo Horizonte ein Idol und Top-Torjäger. Ich habe ihn nach seinem Wechsel nach Berlin weiter begleitet", verrät Chaves Clemente im Gespräch mit herthabsc.de.
Ein Faible für Länderkunde und Fußball-Simulationen
Als Heranwachsender verfolgte er das Abenteuer von Herthas ehemaliger Nummer 7 in der deutschen Hauptstadt ganz genau und fühlte sich mit der Zeit immer mehr zur 'Alten Dame' hingezogen. Der Brasilianer beschäftigte sich nicht nur mit den Spreeathenern, sogar in einer Manager-Simulation wählte der treue Anhänger die Blau-Weißen aus und kämpfte mit ihnen um Erfolge. Zunächst gestaltete sich das Fansein jedoch schwierig, schließlich war die Digitalisierung vor 20 Jahren noch nicht so fortgeschritten, wie das heutzutage der Fall ist. An Bundesliga-Übertragungen im brasilianischen Fernsehen war zunächst gar nicht zu denken, der Fußballfan hielt sich über die wenigen Nachrichten im Internet über die aktuellen Geschehnisse bei Hertha BSC auf dem Laufenden.
Das Internet war für den damaligen Jugendlichen ohnehin der Ort, an dem er sich informierte und es sich in seiner eigenen digitalen Bibliothek gemütlich machte. Der Brasilianer interessierte sich bereits früh für Deutschland und die Geschichte des Landes, denn der langjährige Herthaner hat ein Faible für Länderkunde. In der Universität studierte der Fußballfan Geografie, nun ist der 33-Jährige als Berater für eine der größten Stahl- und Bergbaufirmen der Welt tätig. Der Konsultant beschäftigte sich besonders mit der Zeit rund um das geteilte Deutschland sowie die Jahre nach der Wiedervereinigung - dabei faszinierte den Geografen die Rolle Berlins. "Ich habe viel über die Geschichte der Stadt gelernt. Ich identifiziere mich mit Berlin und wurde bisher immer sehr gut aufgenommen, außerdem habe ich dort Freude gefunden. Ich bewundere die Stadt für die Weltoffenheit vor Ort", schwärmt der Exil-Herthaner.
Chaves Clemente weiß, wovon er spricht. Ende 2014 reiste er über den Atlantik nach Europa und landete in der deutschen Hauptstadt am Flughafen Tegel. "Als ich das erste Mal in der Stadt gelandet bin, war es wie ein Traum, der wahr wurde. Ich habe mir damals meinen Kindheitstraum erfüllt", beschreibt der 33-Jährige die Ankunft. Rund ein halbes Jahr später reiste der Brasilianer erneut an und ging während seines Aufenthalts zum ersten Mal ins Olympiastadion. Im Februar 2015 betrat der Fußballfan die Heimspielstätte der Blau-Weißen und sah am 23. Spieltag der Saison 2014/15 einen 1:0-Erfolg der Spreeathener gegen den FC Augsburg. Salomon Kalou erzielte in der Schlussphase den Siegtreffer. "Vom Eintritt ins Olympiastadion bis hin zum späten Siegtreffer war alles fantastisch", berichtet der Fan über seinen ersten Besuch im Haus der 'Alten Dame'. Darüber hinaus sah Chaves Clemente Niederlagen gegen die TSG Hoffenheim im März 2017 sowie gegen den FC Bayern München im Januar 2020.
Nicht einmal zwei Wochen nach dem Duell mit dem deutschen Rekordmeister wechselte Matheus Cunha als 16. Brasilianer in der Vereinsgeschichte zum Hauptstadtclub. "Ich kenne ihn seit seinen Auftritten für Brasiliens U23. Meiner Meinung nach ist er eine tragende Figur im Berliner Spiel und wird in Zukunft noch viel Freude bereiten. Es freut mich, einen aufblühenden Brasilianer bei Hertha BSC zu sehen", erklärt der Exil-Herthaner abschließend. In den ersten Monaten an der Spree hat Cunha auf jeden Fall überzeugt, fünf Tore in elf Partien stehen zu Buche. Mit jedem weiteren schraubt der Offensivspieler die Ausbeute von insgesamt 223 Treffern der Zuckerhut-Kicker in der Hertha-Vereinsstatistik weiter nach oben. Chaves Clemente wird das sicher freuen.
(pm/privat)
Schlägt dein blau-weißes Herz ebenfalls im Ausland? Dann melde dich mit deiner Geschichte per Mail unter redaktion@herthabsc.de.
Gesagt...
[>]Meiner Meinung nach ist Matheus Cunha eine tragende Figur im Berliner Spiel.[<]