
Ein Unikat im Schrank
Ein Unikat im Schrank

Hertha-Fan Dirk Johl sammelt Trikots der Blau-Weißen. Auf dem Kleiderbügel hängt ein ganz besonderer Schatz – ein Trikot von Pál Dárdai, das weder die 18 noch die 8 ziert.
In der Tat werden nun manche mit den Schultern zucken, schließlich ist die Faszination für die Spielkleidung des Lieblingsvereins beileibe nichts Ungewöhnliches. Längst hat sich eine weltweite Tauschbörse entwickelt, eine große Community der Trikotsammler, die ständig auf der Jagd nach den seltenen Stücken ist. Manche jagen die Jerseys von Nationalmannschaften, andere wiederum die eines bestimmten Spielers oder ihres Lieblingsvereins. "Hertha BSC ist mein Verein, meine Farben sind blau-weiß. Daher liegt auf der Hand, nach welchen Trikots ich schaue", sagt Johl. Allerdings hat der gebürtige Treuenbrietzener, der seit 20 Jahren in Potsdam wohnt, ein blau-weißes Kleidungsstück in seiner Sammlung, um das ihn viele beneiden. Ein Trikot von Pál Dárdai aus der Saison 1996/97 – mit der Nummer 25.
Dárdai wundert sich über das Trikot
25? Echte Herthanerinnen und Herthaner werden sich nun irritiert am Kopf kratzen, schließlich hat der Rekordspieler der 'Alten Dame' in seinen 373 Pflichtspielen für die Spreeathener entweder die 18 oder 8 getragen. "Das Trikot habe ich 2004 oder 2005 im Internet ersteigert, damals für 50 Euro. Zuletzt habe ich Angebote im vierstelligen Bereich bekommen. Aber für mich hat es einen ideellen Wert. Ich werde es niemals verkaufen", betont Johl, den Dárdai selbst auf einer Autogrammstunde auf die ungewöhnliche Rückenbeflockung aufmerksam gemacht hat. "Pál meinte, dass er mit dieser Nummer kein einziges Spiel bestritten hat, aber der Flock trotzdem original ist", schildert Johl die Begegnung, die ihn recherchieren ließ. "Vielleicht wurde das Trikot mal für ein Testspiel oder Hallenturnier beflockt, aber eigentlich hat Marc Arnold damals die 25 getragen. Eine Antwort habe ich bislang nicht gefunden."

Einen besonderen Platz hat das Oberteil dennoch – oder gerade deshalb – in der Sammlung eingenommen. "Es ist mein Lieblingstrikot", bestätigt Johl, dessen erstes Sammlerstück aus der Saison 1990/91 stammt. „Das Trikot mit der Nummer 10, die Theo Grieß immer getragen hat", antwortet der Familienvater, dessen Sohn Johann die blau-weiße Leidenschaft teilt, wie aus der Pistole geschossen. Ob es dabei 'matchworn' ist, also vom Spieler in einer Partie getragen wurde oder nicht, ist für den Sammler irrelevant.
Die Verbindung zu den Blau-Weißen hat Johl also in die nächste Generation weitergegeben. Er selbst fiebert schon seit den 1980ern mit den Blau-Weißen. "In der DDR war Westfernsehen verboten, aber samstags gab’s für mich immer die Berliner Abendschau mit der Zusammenfassung der Hertha-Spiele", erinnert sich der Personaldienstleister, der die Affinität für den Ballsport von seinem Vater vererbt bekommen hat. Umso emotionaler war sein erster Besuch im Olympiastadion, über das torlose Remis der Herthaner im Oktober 1990 gegen den 1. FC Köln berichtet der Herthaner enthusiastisch. "Ein unvergessliches Erlebnis, die eine oder andere Träne habe ich da vergossen", verrät Johl, der damals noch nicht ahnen konnte, was er in nun mehr über drei Jahrzehnten alles mit seiner 'Alten Dame' erleben würde. "Für mich ist Hertha BSC ein wichtiger Teil meines Lebens, unter der Woche freue ich mich immer auf die Spiele am Wochenende. Dieser Verein hat so viel Potenzial, ich würde mir wünschen, dass Berlin irgendwann das Team bekommt, das die Stadt verdient." Unabhängig vom sportlichen Abschneiden steht für Johl etwas ganz anderes fest. "Wenn ich weiterhin Trikots sammle, muss ich irgendwann einmal anbauen. Aber das Dárdai-Trikot wird immer seinen besonderen Platz behalten."
(fw/privat)