"In meiner Karriere habe ich nie aufgegeben!"
"In meiner Karriere habe ich nie aufgegeben!"
herthabsc.de: Peter, die wohl am häufigsten gestellte Frage in diesen Tagen: Wie läuft die Vorbereitung und wie fühlt sich die jährliche Quälerei nach all den Jahren als Profi für dich an?
Pekarik: Die Vorbereitung ist sehr intensiv und anspruchsvoll. Wir trainieren jeden Tag zwei oder drei Mal. Der Körper wird richtig belastet, aber wir wissen, weshalb wir es tun. Von einer harten Vorbereitung profitieren wir die gesamte Saison.
herthabsc.de: Auch wenn die Sommerpause nun schon wieder zwei Wochen zurückliegt und das Faulenzen wie aus einer anderen Zeit erscheint, lass uns kurz zurückblicken: Wie hast du die Zeit ohne Fußball verbracht?
Pekarik: Meine Sommerpause war schön, danke. Die ersten freien Tage habe ich in Berlin verbracht und mich einfach ausgeruht. Danach bin ich mit meiner Frau Lujza für zwei Wochen nach Dubrovnik in Kroatien gefahren. Als wir da waren, waren noch nicht so viele Touristen vor Ort, deshalb konnten wir die Stadt und die Strände sehr genießen. Im Anschluss daran waren wir noch eine Woche in unserem Ferienhaus in der Slowakei, das ohne Nachbarn mitten im Wald steht. Morgens bin ich immer an der frischen Luft gejoggt, dort konnte ich unseren Trainingsplan in aller Ruhe durchziehen.
herthabsc.de: Deine Laune war vermutlich gut, schließlich hast du unmittelbar vor der Pause deinen neuen Vertrag beim Hauptstadtclub unterzeichnet. Damit gehst du in deine neunte Saison an der Spree und bist der dienstälteste Herthaner. Macht dich das stolz?
Pekarik: Ich habe mich sehr gefreut über die Wertschätzung von Hertha und das neue Vertragsangebot. Beide Seiten wollten weiter zusammenarbeiten, das war ein gutes Gefühl – die Verlängerung bedeutet mir sehr viel. Die kommende Saison wird bereits meine zwölfte in Deutschland, meine neunte in Berlin. Den Großteil meiner Karriere hier bei diesem fantastischen Club mit großer Tradition gespielt zu haben, macht mich sehr stolz, aber auch dankbar. So lange bei einem Verein zu bleiben, ist nicht normal, aber so ist es umso schöner, dass meine blau-weiße Phase noch nicht zu Ende ist (grinst).
herthabsc.de: Dabei waren die vergangenen Jahre nicht einfach für einen Vollblutprofi wie dich, der immer spielen möchte. 2017/18 kamst du in der Bundesliga 17 Mal zum Einsatz, das darauffolgende Jahr sogar nur drei Mal. Wie gelingt es dir, nicht nur die Motivation hochzuhalten, sondern dich stets in den Dienst der Mannschaft zu stellen und vor allem immer da zu sein, wenn das Team dich braucht?
Pekarik: Bei Hertha war ich eigentlich sechs Jahre Stammspieler, habe das Team sogar in manchen Spielen als Kapitän angeführt. Aber in der jüngeren Vergangenheit hatte ich immer wieder mit kleineren Verletzungen zu kämpfen, die dazu geführt haben, dass ich nicht richtig um meinen Platz kämpfen konnte. Natürlich war es nicht einfach, so selten zu spielen, aber ich hatte immer den Wunsch und Antrieb, zurückzukommen und der Mannschaft zu helfen. Das hat mir geholfen. In meiner Karriere habe ich nie aufgegeben. Niemals. Professionalität ist mehr als ein Wort für mich. Professionalität heißt für mich, nicht nur harte Arbeit als Individuum und als Spieler in einem Team, sondern auch eine gesunde Lebensweise, die mich antreibt. Wenn ich weiter konsequent an Details arbeite, weiß ich, dass die Freude am Fußball immer bleibt.
herthabsc.de: Nicht umsonst hast du dir den Namen 'Mister Zuverlässig' verdient. Bei den Fans der Blau-Weißen bist du wegen deiner vorbildlichen Einstellung sehr beliebt. Stört es dich da eigentlich noch, wenn dich Experten oder Außenstehende abschreiben?
Pekarik: Ich freue mich sehr über die positive Meinung unserer Fans. Sie sind diejenigen, die uns in jedem Spiel anpeitschen. Ich glaube, sie honorieren, dass ich schon so lange das Beste für Hertha BSC gebe. Vor ihnen zu spielen, motiviert mich unheimlich. Ich gehe mit einem guten Gefühl in die neue Saison.
Gesagt...
[>]Die Fans honorieren, dass ich schon so lange das Beste für Hertha BSC gebe. Vor ihnen zu spielen, motiviert mich unheimlich.[<]
herthabsc.de: Die Saison 2019/20 lief über weite Teile sehr holprig für euch als Mannschaft, aber auch für dich eher wenig zufriedenstellend. Erst Mitte Februar hast du im ersten Spiel unter Alexander Nouri dein erstes Spiel absolviert – im Abstiegskrimi in Paderborn und direkt von Anfang an. Deine Leistung war ansprechend, ihr habt gewonnen, aber du hast dich auch verletzt. Wenn du zurückblickst: Welche Gefühle gingen dir durch den Kopf?
Pekarik: Natürlich haben die vier Trainerwechsel Spuren bei der Mannschaft hinterlassen, das wäre bei anderen Vereinen nicht anders gewesen. Ganz klar: Es war wirklich keine einfache Saison, deshalb waren wir am Ende alle froh, dass wir nach 34 Spieltagen im gesicherten Mittelfeld gelandet sind. Und ja, es stimmt: Auch für mich war es nicht immer einfach. Ich hatte nur die Chance, mich im Training anzubieten und auf meine Chance zu warten. Die kam dann glücklicherweise direkt unter Nouri und endete mit drei ganz wichtigen Punkten – das war entscheidend, auch wenn die Verletzung bitter war.
herthabsc.de: Die folgenden drei Partien musstest du mit deiner Wadenverletzung zuschauen, dann kam corona-bedingt die Zwangspause und der Trainerwechsel zu Bruno Labbadia. Wie hast du diese Phase und den anschließenden Re-Start erlebt?
Pekarik: Vor der Pause haben wir nicht optimal gespielt, die Ergebnisse und der Tabellenstand haben nicht gepasst. Als Trainer Labbadia dann kam, hat er viele Dinge verändert. Wir haben sehr intensiv trainiert, das hat sich vor allem bei unserer körperlichen Präsenz bemerkbar gemacht. Wir haben aber auch taktische Details immer wieder vertieft und damit die Organisation der Mannschaft verändert. Dadurch, dass wir als Kollektiv geschlossener verteidigt und phasenweise gepresst haben, haben wir es dem Gegner schwieriger gemacht. In der Offensive haben wir unser Spiel variabler gestaltet, wir hatten mehr als einen Plan. Mich hat es selbstverständlich gefreut, dass der neue Coach nach dem Re-Start auf mich gesetzt hat. Ich wollte ihm das Vertrauen zurückzahlen und unserer Mannschaft mit meiner Leistung helfen.
herthabsc.de: Unterm Strich lief die Saisonschlussphase versöhnlich. Allerdings hattest du persönlich noch ein großes Ziel in diesem Jahr gehabt: die Teilnahme an der Europameisterschaft. Mit der Slowakei wärst du eigentlich in den Play-offs an den Start gegangen. Aktuell stehst du bei 91 Länderspielen. Eine EM-Teilnahme und die 100 voll machen – ist das dein großer Ansporn?
Pekarik: Ich habe die Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika und die Europameisterschaft 2016 in Frankreich gespielt – ich muss ganz ehrlich sagen, dass die Atmosphäre bei den Turnieren einfach ganz besonders war und ich sie natürlich noch einmal erleben möchte. Im Herbst spielen wir ein wichtiges Play-off-Spiel gegen Irland, um die finale Qualifikationsrunde für die EM 2021 zu erreichen. 100 Ländersiele sind eine großartige Zahl und ein großer Ansporn für jeden Fußballer. Ich werde mein Bestes geben, um das zu schaffen.
herthabsc.de: Dein Bestes wirst du auch an der Spree wieder zeigen wollen.
Pekarik: Natürlich, meine Priorität liegt voll und ganz bei Hertha (grinst). Ich möchte dem Team wieder helfen und vor allem haben wir das Ziel, eine bessere Saison spielen!
(fw/City-Press)