
Der Rückkehrer: Nils Körber
Der Rückkehrer: Nils Körber


Insgesamt drei Jahre spielte Schlussmann Körber fernab der Heimat. In der Saison 2017/18 hütete der gebürtige Berliner das Tor von Drittligist Preußen Münster und kam – auch wegen Verletzungen – insgesamt auf 20 Partien. Anschließend wechselte das blau-weiße Eigengewächs für zwei Spielzeiten zum VfL Osnabrück. Bei den Lila-Weißen avancierte der ehemalige Junioren-Nationalspieler nicht nur zum absoluten Leistungsträger und hielt seinen Kasten 16 Mal sauber, sondern stieg auch als Meister in die 2. Bundesliga auf. Beachtliche Erfolge für einen Jungspund, der sich anschickte, erste Spuren auf diesem Niveau zu hinterlassen. Dementsprechend groß war seine Vorfreude auf die neuen Herausforderungen, doch nach einem vielversprechenden Auftakt durchkreuzte eine langwierige Bauchmuskelverletzung die Ambitionen des Torwarts, der von Anfang September bis Jahresende ausfiel. "Wir standen am Anfang der Saison, auf die 2. Bundesliga haben wir als Mannschaft im Vorjahr so lange hingearbeitet. Der Verein war nach acht Jahren wieder zweitklassig, nachdem wir verdient Drittligameister geworden sind. Jede Verletzung ist bitter, aber das Gefühl nach diesem Mal war wirklich kein schönes. Aber es kommen auch wieder bessere Zeiten", hatte der 23-Jährige herthabsc.de zum Jahresausklang 2019 Einblicke gewährt.
Nach Rückschlagen zurückgekommen
Die besseren Zeiten sollte schon bald kommen, damit hatte Körber Recht behalten – leider nur kurzzeitig. Aber der Reihe nach: Im ersten Spiel des Jahres rutschte der Torhüter nach einem Platzverweis des Kollegen Philipp Kühn wieder ins Team und überzeugte erneut. Das Glückt währte allerdings nur zweieinhalb Partien, ehe ihn eine Handverletzung zur erneuten Pause zwang. Bis zum letzten Spieltag Ende Juni verstrichen auch corona-bedingt Monate, bis der Junioren-Pokalsieger von 2015 wieder zwischen den Pfosten stand. Dennoch blickt er positiv zurück. "Ich habe mich als junger Torwart weiterentwickelt und viel gelernt, indem ich mein Spiel auf die Herausforderungen im Seniorenbereich eingestellt habe. Die cleveren Gegenspieler, die Atmosphäre – das war ich so aus der Jugend natürlich nicht gewohnt, aber das hat mich auch gepusht. Deshalb bewerte ich die Leihen als sehr positiv."
Keine Spur von Hadern oder Zaudern trotz der Rückschläge, die selbst für gestandene Spieler nicht immer leicht zu verdauen sind. Doch das ist nicht der Stil des Keepers. "Ich würde gar nicht von Höhen und Tiefen sprechen, ich versuche immer das Positive zu sehen. Ich habe Fuß gefasst im Profibereich und meine Leistung auf höherem Niveau gebracht. Klar haben mich Verletzungen hier und da ausgebremst, aber ich bin immer wieder gestärkt zurückgekommen", sagt der Herthaner, der 2011 in den Nachwuchs der 'Alten Dame' gewechselt war. In den Phasen, in denen er zum Zuschauen verdammt war, schaute er sich immer und immer wieder eigene Spielszenen an. Eine Art aktive Bewältigung sozusagen. "Es ist immer die Frage, wie man mit Rückschlägen umgeht und ich bin stärker aus ihnen hervorgegangen. Das Analysieren hat mir für mein Spiel geholfen, als ich wieder fit war."
Sicherlich auch, weil ihm der erstmalige Schritt raus aus Berlin als Persönlichkeit gutgetan hat. "Anfangs war es schwierig, weit weg von der Familie und den Freunden zu sein. Aber ich habe mich auf beiden Stationen schnell wohlgefühlt. Ich bin reifer und selbstständiger geworden, definitiv", berichtet der junge Mann. Abgerissen ist die Verbindung zu den alten und neuen Wegbegleitern ohnehin nie, privat wie sportlich. "Der Kontakt zu Zsolt Petry und Ilja Hofstädt (Nachwuchskoordinator Torwartausbildung; Anm. d. Red.) war eigentlich durchgängig da. Wir haben uns über meine Spiele ausgetauscht und vor allem Zsolt hat mir immer wieder Hinweise gegeben. Ich glaube, als wir uns zur Leihe entschieden haben, hat er sich meine Entwicklung genau so vorgestellt", freut sich Körber. An freien Tagen oder Phasen schaute er immer wieder gerne an der Spree vorbei.
Lernen und verbessern
Nun ist Körber zurück in der Heimat. Das Konzept der Leihe ist in seinem Fall voll aufgegangen. Der Hauptstadtclub darf sich auf einen Torwart freuen, der sportlich und persönlich den nächsten Schritt in seiner Entwicklung genommen hat. Nach seiner Rückkehr ins gewohnte Umfeld möchte der Keeper daran anknüpfen. "Ich hatte eine schöne Zeit, vor allem in Osnabrück mit dem Aufstieg und der 2. Liga, aber nun freue ich mich, wieder in Berlin zu sein", so der Schlussmann, der in jeder Trainingseinheit versucht dazuzulernen und sich nicht scheut, den Rat der älteren Kollegen Jarstein und Schwolow einzuholen. "Mit Rune habe ich schon zusammentrainiert, als ich aus der Jugend kam. Er hat einen tollen Charakter, wir verstehen uns gut – auf und neben dem Platz. Alex kenne ich erst ein paar Tage, aber auch da ist es bisher ein super Verhältnis. Ich kann mir von beiden den einen oder anderen Tipp abholen", bestätigt der 23-Jährige.
Seine Erwartungen an sein erneutes Engagement bei seinem Stammverein formuliert Herthas Nummer 29 bescheiden, aber wohl überlegt. "Jetzt möchte ich Leistung zeigen – im Training und in den Testspielen und mich dem Trainer anbieten. Alles weitere sieht man dann. Aber natürlich sind wir Torhüter trotz des guten Verhältnisses im Konkurrenzkampf." Ziele hat sich Körber dennoch gesteckt, wenngleich er sie nicht lautstark herauskrakeelt, sondern wohl überlegt formuliert: "Ich habe in den vergangenen Jahren gemerkt, dass ich weit kommen kann, wenn ich weiter fokussiert trainiere und lebe." Und wie schnell es im Fußball manchmal gehen kann, hat der Herthaner in den zurückliegenden Jahren schließlich an eigener Haut erfahren.
(fw/City-Press)
Gesagt...
[>]Es ist immer die Frage, wie man mit Rückschlägen umgeht und ich bin stärker aus ihnen hervorgegangen.[<]