Kiek ma, wo dit hinjeht: Bremen
Profis | 18. September 2020, 15:43 Uhr

Kiek ma, wo dit hinjeht: Bremen

Kiek ma, wo dit hinjeht: Bremen

Am Samstag (19.09.20, 15:30 Uhr) gastieren die Blau-Weißen zum Auftakt in die neue Bundesliga-Spielzeit beim SV Werder Bremen. Wir analysieren die Norddeutschen in der Gegnervorschau.

Berlin - Neue Saison, neue Herausforderungen, neue Ziele! Oder? Werder-Coach Florian Kohfeldt hält sich diesbezüglich ein wenig bedeckt. "Ich habe nicht das Gefühl, dass die Mannschaft ein konkretes Ziel als Reizpunkt braucht", sagte der Übungsleiter vor dem Auftakt in die neue Spielzeit. Eines ist dennoch klar: Eine Zittersaison wie 2019/20, in der die Grün-Weißen den Abstieg erst in der Relegation abwendeten, soll es in der Hansestadt nicht erneut geben. "Wir wollen es schaffen, wieder unseren Fußball zu spielen, Fußball mit einem hohen Wiedererkennungswert", stellte der gebürtige Siegener klar. Mit dem Anstoß am Samstag (19.09.20, 15:30 Uhr) richten die Norddeutschen den Blick endgültig wieder in die Zukunft. In der Gegnervorschau schaut herthabsc.de genauer auf den Konkurrenten aus der Hansestadt.

Die sportliche Situation: Die Bremer haben die rund einmonatige Verschnaufpause laut eigenen Angaben genutzt, um die schlechte Vorsaison abzuhaken. "Es herrschte vom ersten Tag an eine sehr positive Stimmung, eine große Freude, sich wiederzusehen, wieder etwas Neues anzupacken", weckte Kohfeldt Aufbruchstimmung, die durch sieben Siege in sieben Testspielen weiter anwuchs. Für den Cheftrainer aber kein Grund, in Euphorie zu verfallen. "All diese Siege haben keinen Wert für das, was jetzt kommt. Wir haben eine ordentlich bis gute Vorbereitung gespielt. Die Basis haben wir gelegt, aber jetzt wird’s wichtig", mahnte der 37-Jährige zuletzt vor dem DFB-Pokalspiel beim FC Carl Zeiss Jena an. Die Worte kamen bei seinen Schützlingen an: Beim Viertligisten feierten die Grün-Weißen einen 2:0-Erfolg, bei dem Josh Sargent sowie Neuzugang Tahith Chong von Manchester United die Tore erzielten. Nun steht also das Kräftemessen am Samstag an, das für den SVW auch eine Art Neuanfang darstellt. "Wir sind unglaublich heiß darauf zu zeigen, für welchen Fußball wir stehen, welchen Hunger wir haben, es besser zu machen. Es ist ein neues Kapitel, das wollen wir schreiben", zeigt sich der Fußballlehrer vor dem Saisonauftakt ehrgeizig.

Die Bremer im Fokus: Einer, der in diesem neuen Kapitel eine Hauptrolle einnehmen soll, ist Josh Sargent. Der 20-jährige Stürmer machte in der Vorbereitungsphase auf sich aufmerksam und spielte sich in die Anfangsformation seines Chefs. "Ich kann mir momentan keine Startaufstellung am ersten Spieltag ohne Josh vorstellen", verriet der Trainer bereits. Der US-Amerikaner wechselte im Januar 2018 in die U23 des Double-Siegers von 2004 und arbeitete sich Stück für Stück nach oben. Im Mittelfeld stellt Davy Klaassen nach überstandener Knieverletzung wieder eine Option dar und könnte zum Saisonauftakt in die Startelf zurückkehren. In seinen bislang zwei Jahren an der Weser verpasste der 27-Jährige lediglich zwei Pflichtspiele und stand sonst immer auf dem Rasen. Kohfeldt muss am 1. Spieltag jedoch auf zwei Leistungsträger verzichten. Abwehrmann Ömer Toprak fällt im Zentrum aus, Angreifer Milot Rashica, dem in der vergangenen Spielzeit 15 Scorerpunkte gelangen, steht wegen einer Knieprellung ebenfalls nicht zur Verfügung und liebäugelt darüber hinaus mit einem Wechsel.

Die Schnittstellen: An der Seite von Sargent könnte am 1. Spieltag Davie Selke zum Einsatz kommen. Der Angreifer stürmt auf Leihbasis von Hertha BSC bei den Grün-Weißen, zum Ende der neuen Saison besitzen die Bremer eine Kaufverpflichtung, die an gewisse Bedingungen geknüpft ist. "Ich bin mit vielen Jungs aus Berlin in Kontakt und freue mich, alle wiederzusehen. Der Wechsel-Wunsch ging ja von mir aus. Da gibt es gar kein böses Blut. Von mir aus kann Hertha eine erfolgreiche Saison spielen – an 32 Spieltagen...", sagte der 25-Jährige. Nicht nur der Rechtsfuß trifft am Samstag auf alte Bekannte, schließlich kickten Lukas Klünter und Yuya Osako gemeinsam beim 1. FC Köln. Nils Körber sowie Felix Agu waren zusammen beim VfL Osnabrück aktiv und Deyovaisio Zeefuik spielte mit Davy Klaassen beim AFC Ajax. Klaassen kennt zudem Karim Rekik von Reisen zur niederländischen Nationalmannschaft. Ähnlich sieht das beim Berliner 'Jong Oranje'-Trio um Deyovaisio Zeefuik, Javairô Dilrosun und Daishawn Redan aus, das mit Außenbahnspieler Chong bereits mehrfach mit den Jugendteams der Niederlande unterwegs war. Zudem kennt Vladimir Darida das Bremer Duo Jiri Pavlenka sowie Theodor Gebre Selasse von der tschechischen Auswahl. Arne Maier und Maximilian Mittelstädt erreichten mit Maximilian Eggestein während der U21-Europameisterschaft im Sommer 2019 das Finale und unterlagen dort nur knapp der spanischen Auswahl. Darüber hinaus beförderte Bruno Labbadia in seiner ersten Amtszeit als Cheftrainer des Hamburger SV den damaligen Nachwuchsspieler Christian Groß und setzte den Verteidiger im Januar 2010 während eines Bundesliga-Spiels auf die Bank.

Die besonderen Duelle: Die rund 315 Kilometer lange Dienstreise nach Bremen war in der Vergangenheit nicht selten eine Fahrt, die sich die Herthaner im Nachhinein sparen hätten können. Als Gründungsmitglieder trafen beide Mannschaften bereits 1963 an der Weser zum ersten Mal in der Bundesliga aufeinander, damals endete das Kräftemessen mit einem 2:2-Remis. Es folgten über drei Jahrzehnte, in denen die Blau-Weißen die Auswärtsfahrten in den Norden sieglos abschlossen. Im November 1997 endete die Negativserie jedoch mit einem langersehnten Erfolg. Damals ging der Hauptstadtclub durch ein Eigentor in Führung, ehe Michael Preetz in der Schlussphase den Endstand markierte. In den Folgejahren fanden die Spreeathener Gefallen an Siegen an der Weser - und gewannen in den nächsten neun Saisons weitere drei Mal. Zuletzt war die 'Alte Dame' im März 2006 erfolgreich, als Kevin-Prince Boateng, Marcelinho sowie Yildiray Bastürk für einen 3:0-Sieg sorgten und drei Punkte in die Hauptstadt brachten. Der Auftakt in die neue Spielzeit 2020/21 bietet somit die Möglichkeit nicht nur einen guten Start hinzulegen, sondern auch einen Fluch zu besiegen. "Ein Erfolgserlebnis zu Saisonbeginn hilft immer, das zeigt auch unsere jüngere Vergangenheit", blickt Vladimír Darida auf das anstehende Duell.

Die Meinung über den Hauptstadtclub: Die Grün-Weißen gehen nach einer makellosen Vorbereitung und dem Weiterkommen im DFB-Pokal mit einer breiten Brust in das anstehende Duell - doch die Hansestädter sind sich der Gefahr seitens der Berliner bewusst. "Hertha BSC hat viel Qualität im Kader. Vielleicht war das Ausscheiden ein Weckruf für sie. Wir brauchen eine sehr gute Leistung, es wird eine echte Herausforderung für uns", sagte Ludwig Augustinsson vor dem anstehenden Duell. Der Cheftrainer des Außenverteidigers teilt diese Meinung. "Sie sind von ihrer Qualität - insbesondere in der Offensive - ein Anwärter auf das internationale Geschäft. Beim Ausscheiden im DFB-Pokal war Pech dabei, es war offensiv ein gutes Spiel. Hertha wird strukturiert und aggressiv sein", erklärte Kohfeldt auf der Pressekonferenz vor dem Aufeinandertreffen. Am Samstag wird sich zeigen, wer den besseren Einstieg in das neue Kapitel findet.

(pm/imago)

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Hertha BSC hat viel Qualität im Kader. Vielleicht war das Ausscheiden ein Weckruf für sie.
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-Ludwig Augustinsson

von Hertha BSC