Abgekocht
Profis | 26. September 2020, 13:02 Uhr

Abgekocht

Abgekocht

Beim Heimauftakt gegen die SGE gewannen die Herthaner gegen einen abgebrühten Kontrahenten am Freitagabend (25.09.20) lediglich an Erfahrung.

Berlin – Zumindest der Abschluss versöhnte: Als die Herthaner nach dem Schlusspfiff in Richtung Ostkurve liefen, um sich bei den anwesenden Anhängern für deren Unterstützung zu bedanken, empfingen diese die blau-weißen Profis nach der Heimniederlage gegen Eintracht Frankfurt mit tröstendem Applaus und Anfeuerungen. Torhüter Alexander Schwolow, der sich seine Heimpremiere sicherlich anders vorgestellt hatte, verschenkte zunächst seine Handschuhe an die Fans, ehe der Schlussmann vor den Mikrofonen klare Worte fand. "Insgesamt war es zu wenig. Man hat im vergangenen Spiel gegen Bremen gesehen, was wir können. Aber wir müssen auch verstehen, dass wir uns so nicht abkochen lassen dürfen", sagte der Schlussmann.

"Haben uns den Schneid abkaufen lassen"

Dabei bezog sich Schwolow vor allem auf die ersten 45 Minuten. Vor 4.000 zugelassenen Zuschauerinnen und Zuschauern entwickelte sich ein intensives Spiel, geprägt von vielen Zweikämpfen und Duellen. Oftmals hatten die Gäste aus Hessen dabei Vorteile und kamen dem Berliner Tor dadurch näher. Sinnbildlich dann die Szene nach einer guten halben Stunde, als Dedryck Boyata bei einem Zweikampf im eigenen Strafraum gegen André Silva kein ideales Timing fand und den Frankfurter foulte – der Portugiese verwandelte den fälligen Strafstoß selbst (30.). "Wir haben nicht das umgesetzt was wir wollten, waren zu zögerlich. Die Erfahrung und Körperlichkeit der Eintracht haben den Ausschlag gegeben", sagte Bruno Labbadia im Anschluss. Die Herthaner antworteten mit wütenden Angriffen, einen Versuch von Dodi Lukébakio nach Vorlage von Maximilian Mittelstädt kratzte Eintracht-Torhüter Trapp aber gerade noch weg (32.). Nur sechs Minuten nach der Führung legten die 'Adler' im Gegenzug nach ruhendem Ball nach. Bas Dost köpfte eine Freistoßflanke von Daichi Kamada in die Maschen (36.). "Wir haben die erste Halbzeit verpennt. Die Frankfurter waren uns einfach körperlich komplett überlegen. Wir waren fast wie eine Schülermannschaft – das muss man so hart sagen", ärgerte sich der auch in dieser Szene machtlose Schwolow rückblickend. "Im zweiten Durchgang haben wir es dann etwas besser gemacht und uns nicht mehr so den Schneid abkaufen lassen."

Die Umstellungen fruchten – doch der Anschluss blieb aus

Tatsächlich halfen die Umstellungen, die Bruno Labbadia und sein Trainerteam in der Pause vornahmen. Die Einwechslungen von Deyovaisio Zeefuik, Arne Maier und Jhon Córdoba brachten frischen Schwung, auch wenn Maier nach nur 20 Minuten verletzungsbedingt leider wieder ausgewechselt werden musste. Lucas Tousart scheiterte mit einem Versuch am gut aufgelegten Kevin Trapp (52.), ein Lukébakio-Kopfball nach einem Freistoß von Matheus Cunha verfehlte den Kasten der SGE nur denkbar knapp (57.). Der Brasilianer (61.) und Neuzugang Córdoba (64.) verbuchten weitere offensive Annäherungen, der so wichtige Anschlusstreffer blieb aber aus. "Die Mannschaft hat sich nie aufgegeben und hatten in Hälfte zwei etliche Chancen, um zu verkürzen. Wenn wir früher das 1:2 gemacht hätten, wäre es interessant geworden", sagte Labbadia. Stattdessen musste der Coach jedoch mit ansehen, wie seine Mannschaft aus relativ heiterem Himmel den dritten Gegentreffer schlucken musste – ein Schlenzer von Sebastian Rode, der nicht energisch genug angegriffen wurde, beendete die blau-weißen Hoffnungen auf Zählbares an diesem Abend (70.). "Es lag komplett an uns und wir müssen uns an die eigene Nase fassen", betonte Schlussmann Schwolow nach dem Spiel.

Gesagt...

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Wir haben nicht das umgesetzt, was wir wollten. Erfahrung und Körperlichkeit haben den Ausschlag gegeben.
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-Bruno Labbadia

Torunarigha erzwingt den Ehrentreffer

Immerhin: Zumindest den Ehrentreffer konnten die Herthaner ihren anwesenden Anhängern noch schenken. Nach einer feinen Einzelaktion von Jordan Torunarigha lenkte Frankfurts Hinteregger dessen scharfen Hereingabe ins eigene Netz (76.). Kurz aufkeimende Hoffnung auf eine späte Wende erstickten die Gäste jedoch. Die Eintracht nahm Tempo aus dem Spiel und brachte den Auswärtserfolg so ins Ziel. "Wir nehmen viele Lehren aus dem Spiel mit, auch wenn es sich nicht gut anfühlt", fasste Bruno Labbadia die Berliner Gefühlslage anschließend zusammen. Der Coach sieht sich nun einer etwas kuriosen Statistik gegenüber. Nach zuvor elf ungeschlagenen Spielen als Cheftrainer gegen die Elf vom Main kassierte Labbadia im zweiten Spiel als Hertha-Coach die zweite Niederlage gegen die Eintracht, die zudem auch die zweite Heimniederlage überhaupt unter seiner Leitung darstellte.

So blieben der 'Alten Dame' an diesem Abend nur die Erkenntnisse aus der Partie – und der eingangs beschriebene, halbwegs versöhnliche Abschluss. Nun müssen die Blau-Weißen die richtigen Schlüsse aus dem Geschehen im Olympiastadion ziehen, um im äußerst anspruchsvollen Auswärtsspiel beim FC Bayern München (04.10.20, 18:00 Uhr) Chancen auf etwas Zählbares zu haben. Im kommenden Heimspiel gegen den VfB Stuttgart (17.10.20, 15:30 Uhr), das nach der Länderspielpause ansteht, hoffen alle Herthanerinnen und Herthaner auf eine erneute Gelegenheit auf gegenseitigen Applaus zwischen Mannschaft und Fans – idealerweise dann auch mit einem positiveren Resultat auf der Anzeigetafel.

(kk/City-Press)

von Hertha BSC