
Der Unterschied
Der Unterschied

Leverkusen – Die vierminütige Nachspielzeit war fast vorüber, als Jessic Ngankam am Sonntagnachmittag (29.11.20) im Bundesliga-Gastspiel bei Bayer 04 Leverkusen mit ein bisschen mehr Glück der 'Lucky Punch' gelungen wäre. Doch eine Kopfballbogenlampe des eingewechselten Youngsters war mit zu wenig Druck versehen, um Lukas Hradecky zu bezwingen (90.+4). Kurz zuvor vergaben auch die Hausherren eine Chance auf ihren späten Siegtreffer. Lars Bender nickte das Spielgerät hauchzart am Berliner Kasten vorbei (90.+2) – zugegeben: diese Möglichkeit war gefährlicher als Ngankams Kopfball. Dennoch diente diese Nachspielzeit gut für ein Abbild des gesamten Kräftemessens im Rheinland: Es war ein Duell auf Augenhöhe. "Das ist ein leistungsgerechtes Unentschieden auf einem sehr temporeichen Niveau", bilanzierte Hertha-Coach Bruno Labbadia die Partie bei seinem ehemaligen Arbeitgeber.
Bei seiner Analyse erkannte der Fußballlehrer vor allem zwei Aspekte: In der Defensive präsentierten sich seine Schützlinge nach zuletzt fünf Gegentreffern in 45 Minuten gegen Borussia Dortmund sattelfest und ließen kaum etwas zu. Im Spiel nach vorne haperte es allerdings im abschließenden Drittel. "Man muss sagen, dass wir die Mannschaft der Stunde relativ gut in Schach gehalten haben", lobte der 54-Jährige seine Abwehrreihe um Kapitän Dedryck Boyata und Omar Alderete, der eine Viertelstunde vor Abpfiff angeschlagen vom Feld musste. Márton Dárdai ersetzte den Paraguayer in seinem zweiten Bundesliga-Einsatz für den Hauptstadtclub. Während die Akteure aus der Defensive also einen positiven Vermerk in ihr Arbeitszeugnis bekamen, war der Chef mit der Offensivabteilung nicht ganz zufrieden. "Was uns ein bisschen gefehlt hat, war die letzte Durchschlagskraft und die Sauberkeit im vordersten Bereich. Ich kann mich an drei, vier Balleroberungen erinnern, nach denen wir den Pass zu lang gespielt haben. Ansonsten wären wir alleine aufs Tor gelaufen – das ist das Manko", legte der Übungsleiter den Finger in die Wunde. So standen am Ende lediglich nur fünf Torschüsse der Blau-Weißen auf dem Statistikbogen, die zwei gefährlichsten davon setzte Dodi Lukébakio bereits in der Anfangsphase ab (8., 12.).
Mission: Punktgewinn im Stadtduell vergolden
Während Labbadia also sowohl die positiven als auch die negativen Aspekte des Auftritts der Spreeathener am Rhein festmachte, definierte er den entscheidenden Unterschied zu den vorangegangenen Duellen mit den Spitzenmannschaften der Liga. "Wir haben gegen fast alle Top-Teams gespielt. Wir haben sowohl gegen München und Leipzig knapp, sowie gegen Dortmund klar verloren. Deshalb ist es wichtig, dass wir gegen so einen Gegner gepunktet und zu Null gespielt haben", unterstrich der Trainer die Bedeutung der guten Defensivarbeit, an deren Ende der erste Punktgewinn gegen eine Mannschaft aus der aktuellen Top Vier der höchsten deutschen Spielklasse stand. "Nach der Partie gegen Dortmund wollten wir in Leverkusen eine Reaktion zeigen, und wir können eine Menge Positives aus diesem Spiel mitnehmen. Gegen so einen starken Gegner können wir mit einem Punkt sehr gut leben - gerade auswärts", pflichtete auch Boyata seinem Coach bei. Sportdirektor Arne Friedrich resümierte treffend: "Wir haben insgesamt unseren Job gemacht und nehmen diesen Zähler gerne mit nach Berlin!"
Diesen gewonnenen Zähler beim Tabellendritten – den insgesamt achten der laufenden Saison – möchte die 'Alte Dame' am kommenden Wochenende vergolden. Schon am Freitagabend (04.12.20, 20:30 Uhr) gastiert der 1. FC Union zum Berliner Stadtduell im Olympiastadion. "Es geht um viel Prestige, aber vor allem auch um drei Punkte – die sind ganz wichtig für uns. Wir freuen uns auf das Spiel und es wird genauso wie die Partien in den vergangenen Wochen ein sehr, sehr intensives Duell", warf der Übungsleiter einen Blick auf die Eröffnungspartie des 10. Spieltages voraus. Wie groß sein Tatendrang bereits zum jetzigen Zeitpunkt ist, vermittelte der Trainer unmittelbar nach Abpfiff im Rheinland: Labbadia ging schnurstracks auf seine Spieler um Matheus Cunha zu, umarmte sie, klatschte intensiv mit ihnen ab und suchte gestikulierend den Dialog – mit dem Wissen im Hinterkopf, dass die nächste wichtige Aufgabe unmittelbar vor der Tür steht.
(sj/City-Press)
Gesagt...
[>]Deshalb ist es wichtig, dass wir gegen so einen Gegner gepunktet und zu Null gespielt haben.[<]