
Kiek ma, wer da kommt: Union
Kiek ma, wer da kommt: Union

Berlin – Von Köpenick nach Westend, eine Strecke von etwa 32 Kilometern und nur rund 50 Busminuten entfernt: Wenn sich der 1. FC Union am Freitag (04.12.20) auf den Weg ins Olympiastadion begibt, ist es nicht nur die kürzeste Dienstreise der Saison, sondern auch Zeit für das Berliner Stadtduell, das um 20:30 Uhr beginnt. "Eine kurze Anreise, aber ein schwieriges Spiel", untermauert Trainer Urs Fischer kurz und knackig die Bedeutung dieses Kräftemessens. "Es ist das Derby, ein spezielles Spiel - wir freuen uns!" Vor dem siebten Aufeinandertreffen der beiden Clubs auf Punktspiel-Ebene hat herthabsc.de den Kontrahenten detailliert unter die Lupe genommen.
Die sportliche Situation: Fußballfans rieben sich am vergangenen Samstag nach etwa sechs gespielten Minuten der Nachmittags-Partien verwundert die Augen. Nach einer schnellen 2:0-Führung gegen Eintracht Frankfurt stand der 1. FC Union in der Blitztabelle auf Platz 2. Auch wenn es am Ende nur zu einem 3:3 gegen die 'Adlerträger' reichte, grüßen die 'Eisernen' nach neun Spieltagen mit 16 Zählern vom 6. Tabellenrang. Ein mehr als ordentliches Zwischenergebnis für ein Team, das im zweiten Jahr Bundesliga-Luft schnuppert. "Bei Entwicklung geht es um Konstanz, das halte ich für verfrüht. Ich würde von einem Schritt sprechen, der bei der Entwicklung helfen kann", hält sich der Coach in puncto übertriebenen Lorbeeren zurück. Ein Faktor für den erfolgreichen Saisonstart ist die Offensive: Mit 21 erzielten Treffern zählt der FCU nach Bayern München (31) gemeinsam mit dem BVB (ebenfalls 21) zur zweitbesten Angriffsreihe in der höchsten deutschen Spielklasse.
Die Unioner im Fokus: Sechs dieser 21 Tore gehen auf das Konto von Max Kruse. Der 32-Jährige, der zu Beginn der laufenden Spielzeit nach Köpenick gewechselt war, ist derzeit in bestechender Form. Beim bereits erwähnten 3:3-Unentschieden gegen Frankfurt gelangen dem Linksfuß zwei Buden. Zu seinen sechs Toren kommen noch fünf weitere Vorlagen hinzu. Mit elf Scorerpunkten weist der Stürmer hinter Robert Lewandowski (18) und Erling Haaland (12) die drittmeisten direkten Torbeteiligungen der Liga auf. "Hoffentlich wird er wieder wichtig fürs Derby, das ist ja auch seine Aufgabe. Max ist ein toller Junge, immer für einen Spaß bereit, aber weiß auch, wann er arbeiten muss. Er ist sich nicht zu schade, Defensivarbeit zu verrichten und lange Wege in Kauf zu nehmen. Ich bin froh, dass es bei ihm im Moment so gut läuft", findet Coach Fischer lobende Worte für seine Nummer 10.
Die Schnittstellen: Die geografische Nähe ist nicht die einzige Parallele zwischen den beiden Clubs. Mit Robert Andrich, Christopher Lenz und Youngster Tim Maciejewski genossen drei Akteure ihre fußballerische Ausbildung in der Hertha BSC Fußball-Akademie. Darüber hinaus stehen sich in den beiden Kadern zwei Cousins gegenüber: Javairô Dilrosun ist mit Unions Sheraldo Becker verwandt. Außerdem feierte der verletzte Christian Gentner, den Bruno Labbadia aus Stuttgarter Zeiten kennt, gemeinsam mit Peter Pekarik beim VfL Wolfsburg 2009 die deutsche Meisterschaft. Cedric Teuchert kickte mit Niklas Stark und zum späteren Zeitpunkt mit Eduard Löwen zusammen beim 1. FC Nürnberg.
Gesagt...
[>]Wir haben schon ein bisschen was zu tun. Bei Hertha ist alles dabei.[<]

Die besonderen Duelle: Bisher kreuzten sich die Wege der beiden Berliner Vereine zwei Mal in der Beletage des deutschen Fußballs und vier Mal in der 2. Bundesliga. Zwei Duelle blieben allen Blau-Weißen besonders in Erinnerung: Im September 2012 führten Sandro Wagner und Ronny mit einem direkt verwandelten Freistoß die 'Alte Dame' zu einem unvergessenen 2:1-Auswärtserfolg in Liga 2. Deutlicher fiel die erste Bundesliga-Begegnung im Olympiastadion aus: Nach Treffern von Vedad Ibisevic, Dodi Lukébakio, Matheus Cunha und Dedryck Boyata im Mai dieses Jahres feierten die Spreeathener einen ungefährdeten 4:0-Erfolg. "Wir wussten ganz genau, was dieses Duell für die Fans bedeutet und wie schmerzhaft die Niederlage im Hinspiel war. Wir haben uns vorgenommen, das diesmal anders zu machen. Ich bin glücklich, dass es uns gelungen ist", kommentierte Torschütze Ibisevic den klaren Derbysieg aus der Rückrunde 2019/20. Ein gutes Omen gefällig? Anstoß dieser Partie war ebenfalls an einem Freitagabend um 20:30 Uhr.
Die Meinung über den Hauptstadtclub: Die Erinnerungen an das 0:4 im Olympiastadion sind auch im Lager der 'Eisernen' noch sehr präsent. "Wir haben schon ein bisschen was zu tun", umreißt Fischer die Aufgabe für seine Schützlinge, um anschließend ins Detail zu gehen. "Die Mannschaft hat in dieser Saison wieder eine gute Mischung zwischen Erfahrung, Unterschiedsspielern, Spielern mit Geschwindigkeit, aber auch Profis, die über das Körperliche kommen. Da ist alles ist mit dabei", beschreibt der Schweizer den Kader der Blau-Weißen aus seiner Sicht. "Wenn du Lukébakio und Cunha Räume zugestehst, wenn sie Geschwindigkeit aufnehmen können, dann sind sie diese Unterschiedsspieler", warnte der 54-Jährige vor Herthas Offensivabteilung.
(sj/City-Press)