Ausgebremst
Profis | 16. Dezember 2020, 12:12 Uhr

Ausgebremst

Ausgebremst

Gegen Mainz verpassen die Herthaner am Dienstagabend (15.12.20) den zweiten Heimsieg in Folge, bauen aber zumindest ihre ungeschlagene Serie aus.

Berlin – Im Duell zwischen Hertha BSC und Mainz 05 lief bereits die Nachspielzeit, als sich eine aus Berliner Sicht symptomatische Szene ereignete. Beim Umschalten erspähten die Blau-Weißen Raum auf der rechten Seite. Mattéo Guendouzi und Jubilar Peter Pekarík, der sein 200. Bundesliga-Spiel bestritt, waren sich über die Rollen des Mitspielers jedoch nicht ganz einig. Die Herthaner verloren wertvolle Sekunden, während sich die 'Nullfünfer' im letzten Drittel wieder sortierten – und so der Labbadia-Elf an diesem glücklosen Abend wieder einmal den Weg zum Tor versperrten. "Unterm Strich steht, dass wir zu wenig Torchancen hatten. Wir haben ein Stück weit zu langsam gespielt und kaum Positionswechsel gehabt. Die Breite hat gefehlt, wir hätten es besser ausspielen müssen. Den Anspruch müssen wir haben", resümierte ein enttäuschter Alexander Schwolow. Aus viel Ballbesitz machte die Elf von der Spree nicht genug. "Der Punkt ist zu wenig für uns, dieses Spiel hätten wir gewinnen müssen", brachte der Keeper seine Enttäuschung auf den Punkt.

Nach gutem Start den Faden verloren

Für dieses Vorhaben sah es in der Anfangsphase am verregneten Dienstagabend im Berliner Olympiastadion gar nicht schlecht aus. Die 'Alte Dame' kam mit Struktur und Schwung aus der Kabine, eroberte viele Bälle und erspielte sich zwischenzeitlich über 80 Prozent Possession des Spielgeräts. Klare Abschlüsse blieben jedoch Mangelware. "Wir haben nach jedem Ballverlust sofort aggressiv gepresst und Ballgewinne gehabt. Mainz hat nur auf das Umschaltspiel gewartet, das aber sehr gut gemacht und aufopferungsvoll verteidigt", urteilte Bruno Labbadia, der angesichts der Englischen Woche ein wenig rotierte und neben Rückkehrer Matheus Cunha auch Deyovaisio Zeefuik und Lucas Tousart in die Startelf beorderte. Der Franzose verzeichnete nach 13 Minuten auch den ersten Abschluss, sein Versuch rauschte jedoch übers Gästetor. Im Verlauf des ersten Durchganges taten sich die Blau-Weißen dann immer schwerer. "Der Gegner stand von der ersten Minute an sehr tief, das ist nie einfach und dafür hatten wir keine Lösungen. In der ersten Halbzeit haben wir sie gut bespielt, ohne zwingend zu werden", beschrieb Labbadia das Geschehen treffend.

Krzysztof Piątek, der immer wieder die gegnerische Defensive anlief, jedoch wie seine Mitspieler kaum einmal in Abschlussposition gelangte, sah es ähnlich. "Die Mainzer haben es uns nicht leicht gemacht und oft mit fünf Abwehrspielern verteidigt. Wir müssen es aber einfach schaffen, uns gemeinsam als Mannschaft Chancen zu erspielen – das kam leider zu kurz", sagte der Angreifer. Kurz vor und nach dem Seitenwechsel wäre das Mainzer Konzept, aus einer stabilen Defensive heraus bei Gelegenheit zuzustechen, beinahe aufgegangen. Eine scharfe Flanke lenkte Jordan Torunarigha beim Klärungsversuch an die Latte (40.), den Mainzer Kevin Stöger störte Zeefuik nach 53 Minuten in gefährlicher Position noch entscheidend. "Wir hätten Mainz da mit zu leichten Ballverlusten beinahe in die Karten gespielt. Zumindest haben wir kein Tor kassiert, diese Gefahr ist in so einem Spiel immer gegeben", ordnete der Berliner Coach die Szenen ein.

Den Spreeathenern gelang es selbst allerdings kaum noch, ins letzte Drittel zu kommen. "Leider sind wir in der zweiten Halbzeit zu unruhig geworden und hatten zu einfache Ballverluste. Das spielt natürlich einem Gegner, der so tief steht, in die Karten, das Positionsspiel war nicht gut, wir hatten die Außenpositionen nicht doppelt besetzt, waren zu hektisch und sind zu weit im Zentrum gewesen", konstatierte Labbadia, der das Dilemma auf den Punkt brachte: "So einen Gegner musst du bespielen, das haben wir im zweiten Durchgang nicht gut gemacht." Neben einem Kopfball von Tousart (69.) standen so lediglich zwei nicht optimal ausgespielte Konteransätze (68., 71.) auf der Habenseite. "Wir müssen anerkennen, dass Mainz gut verteidigt hat. Vorne hatten wir nicht genug Durchschlagskraft, um zum Torerfolg zu kommen", unterstrich Niklas Stark.

Punktgewinn am Niederrhein bleibt unvergoldet

So musste sich der Hauptstadtclub im abschließenden Heimspiel des Kalenderjahres mit einer folgerichtigen Punkteteilung zufriedengeben. Den an diesem Abend ausgebremsten Herthanern gelang es nicht, den in Mönchengladbach erarbeiteten Zähler zu vergolden und nach dem Erfolg im Stadtduell den zweiten Heimsieg in Serie einzufahren. "Das Remis vergangenes Wochenende war ein gutes, dieses hier eher nicht", fand Dedryck Boyata deutliche Worte. "Wir hatten viel den Ball, doch immer, wenn es in Richtung Strafraum ging, haben wir den letzten Pass nicht an den Mann gebracht." Immerhin: Nach dem Remis sind die Hauptstädter nunmehr seit vier Spielen ungeschlagen. "Im Vergleich zum Saisonstart sind wir auf einem guten Weg. Wir holen Siege und Punkte, spielen als Team immer besser zusammen", bestätigte der Kapitän - selbstkritisch genug um zu erkennen, dass die Mannschaft noch einige Schritte gehen muss. "Wir wissen, dass das gegen Mainz nicht gut genug war und deshalb sind wir enttäuscht." Die finale Dienstreise nach Freiburg zum Abschluss der Englischen Woche bietet am Sonntag (20.12.20, 15:30 Uhr) die Gelegenheit, diesem Gefühl entgegenzuwirken. Im Breisgau wollen die Herthaner dann noch einmal Fahrt aufnehmen – und sich selbst sowie allen Fans am vierten Advent drei Punkte unter den Weihnachtsbaum legen. 

(kk/City-Press)

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Leider sind wir in der zweiten Halbzeit zu unruhig geworden, hatten zu einfache Ballverluste. Das Positionsspiel war nicht gut, wir waren zu hektisch.
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-Bruno Labbadia

von Hertha BSC