
Belohnt!
Belohnt!

Berlin – Balleroberung, Umschaltspiel, Torerfolg! Als Matheus Cunha in der 52. Minute in der eigenen Hälfte das Spielgerät behauptete, einige Meter machte und die runde Kugel über Vorlagengeber Vladimír Darida vor den Füßen von Jhon Córdoba landete, der nur noch zum 2:0 einschieben musste, kannten die Berliner kein Halten mehr: Auf dem Platz bildete die Mannschaft eine riesige Jubeltraube und an der Seitenlinie sprangen die Verantwortlichen um Trainer Bruno Labbadia vor Freude in die Luft. Sie alle wussten: Diese zweite Bude unmittelbar nach dem Wiederanpfiff im Olympiastadion gegen den FC Schalke 04 war ein echter Wirkungstreffer! "Wir wollten unbedingt das zweite Tor machen und keinen Millimeter nachlassen. Das hat die Mannschaft hervorragend gemacht", lobte Labbadia, während Schalkes neuer Übungsleiter Christian Gross, in dessen Trainerstab sich mit Rainer Widmayer und Werner Leuthard zwei ehemalige Angestellte des Hauptstadtclubs befinden, feststellte: "Das zweite Gegentor hat uns das Genick gebrochen, dann war der Elan weg."
Schwolow gegen Uth hellwach – Berliner Chancen häufen sich
Dieser Elan war den Gästen, die mit 29 sieglosen Bundesliga-Spielen im Gepäck in die Hauptstadt reisten, in der ersten halben Stunde unter der Leitung des Schweizer Fußballlehrers noch anzumerken. Mark Uth besaß zwei gute Einschussmöglichkeiten, doch vor allem die zweite vereitelte Alexander Schwolow bärenstark (11., 28.). "Am Anfang war es etwas zäh. Schalke stand sehr kompakt und hat die Räume sehr eng gemacht, wir mussten erstmal ins Spiel finden. Das wurde aber von Minute zu Minute besser", empfand auch Labbadia, der seine Startelf im Vergleich zur Begegnung in Freiburg auf vier Positionen veränderte und kurzfristig auf den verletzten Javairô Dilrosun (Bandverletzung am Knie) verzichten musste. Die Leistungssteigerung der Blau-Weißen nach 30 Minuten war deutlich sichtbar – die Chancen häuften sich, die Herthaner agierten immer aktiver und zielstrebiger im offensiven Drittel. Folgerichtig fiel der umjubelte 1:0-Führungstreffer durch das zweite Saisontor von Mattéo Guendouzi (36.), der mit seiner anschließenden Jubelgeste verriet, dass Nachwuchs im Hause Guendouzi erwartet wird. "Wir sind verdient in Führung gegangen – das hat uns gutgetan. Wir haben es uns erarbeitet, dass wir in der zweiten Halbzeit genauso weitergemacht haben, das war auch unsere Ansprache in der Pause", ordnete der Berliner Coach das 1:0 ein und schlug damit die Brücke zum eingangs beschriebenen Leistungshoch im zweiten Durchgang.
An diesem Samstagabend (02.01.21) fielen die Treffer zu den richtigen Zeitpunkten. Mit dieser komfortablen herausgespielten Führung im Rücken ließen die Spreeathener im gesamten zweiten Abschnitt keinen Zweifel am vierten Saisonsieg aufkommen. Die auffälligen Offensivkräfte Cunha und Darida kurbelten immer wieder Tormöglichkeiten an. Eine von diesen – nach dem zweiten Assist des Tschechen – verwertete der kurz zuvor eingewechselte Krzysztof Piątek zum 3:0-Endstand (82.). Es war das vierte Erfolgserlebnis in der laufenden Spielzeit des Polen – alle nach Einwechslungen. Kurios: Immer wenn Hertha BSC in dieser Saison eine Bundesliga-Partie gewann, erzielten die Blau-Weißen mindestens drei Treffer. Ein weiterer Glücksmoment ereignete sich vier Zeigerumdrehungen vor Abpfiff: Das 17-jährige Eigengewächs Luca Netz feierte bei seiner dritten Kaderzugehörigkeit sein Debüt in der Beletage des deutschen Fußballs. Ein rundum gelungener Jahresauftakt für die 'Alte Dame' – und das nur 13 Tage nach dem ernüchternden sowie enttäuschenden 1:4 im Breisgau. "Vielleicht steckte das Spiel in Freiburg noch ein wenig im Hinterkopf, aber unterm Strich steht das 3:0 und ein guter Start ins neue Jahr. Ich hoffe, dass wir in den nächsten Wochen daran anknüpfen können", resümierte der starke Darida.
'Schwolli' auf Platz vier - Herthaner überzeugen auch statistisch
Dieser zweite Heimerfolg in 2020/21 hielt auch für Alexander Schwolow eine positive Randnotiz bereit. Es war der vierte Zu-null-Sieg der aktuellen Runde für den Torwart. Damit kletterte 'Schwolli' auf den vierten Platz im Ranking der Bundesliga-Torhüter mit den meisten 'Weißen Westen'. "Ich freue mich, dass ich der Mannschaft mit der Parade gegen Uth in Durchgang eins helfen konnte", sagte der Schlussmann, der diesen Erfolg anschließend einordnete. "Das war insgesamt ein erster, ganz wichtiger Schritt. Im Januar warten aber noch fünf weitere Spiele. Wir sind immer positiv geblieben, gehen diese nächsten Aufgaben jetzt frohen Mutes an und wollen in der Spur bleiben!" So verließen die Hauptstädter, die auch alle wichtigen Statistiken - 62 Prozent Ballbesitz, 21 Torschüsse, 58 Prozent gewonnene Zweikämpfe, 454 gespielte Pässe und 112,5 gelaufene Kilometer - deutlich für sich entschieden, mit strahlenden Augen den Platz.
Trotz der zufriedenstellenden Stimmungslage wusste Coach Labbadia diesen Dreier richtig zu bewerten. "Wir haben uns viel vorgenommen, deshalb ist es natürlich schön, dass wir den Sieg eingefahren haben. Es macht nicht alles gleich viel besser, aber jetzt ist es ein Stück leichter und das hat die Mannschaft gebraucht. Es war in der Art und Weise ein guter Sieg", formulierte der 54-Jährige, der am zweiten Tag des neuen Jahres nochmal einen kurzen Blick in den Rückspiegel warf. "Wir haben uns mit den beiden Partien vor der Winterpause den gezeigten Auswärtstrend etwas kaputt gemacht. Manchmal ist das aber eben so, dass man auf den Boden fällt und wieder aufstehen muss. Das haben wir gemacht. Ich bin froh, dass wir uns belohnt haben", hob Labbadia hervor, ehe er bereits auf die noch fünf anstehenden Aufgaben im vollgepackten Januar schaute. "Wir haben das gegen Schalke sehr gut gemacht und eine geschlossene Mannschaftsleistung gezeigt. Das nehmen wir auf alle Fälle mit und bleiben dran. Wir haben da echt Bock drauf!" Die nächste Möglichkeit, diese Lust auf und am Fußball zu zeigen, bietet sich dem Hauptstadtclub am kommenden Sonntag (10.01.21, 18:00 Uhr) bei Aufsteiger Arminia Bielefeld. Dann gerne wieder nach dem Schema: Balleroberung, Umschaltspiel, Torerfolg!
(sj/imago,City-Press)
Gesagt...
[>]Manchmal ist das aber eben so, dass man auf den Boden fällt und wieder aufstehen muss. Das haben wir gemacht.[<]