Kiek ma, wo dit hinjeht: Bielefeld
Profis | 9. Januar 2021, 11:04 Uhr

Kiek ma, wo dit hinjeht: Bielefeld

Kiek ma, wo dit hinjeht: Bielefeld

Am Sonntag (10.01.20, 18:00 Uhr) schließen die Herthaner den 15. Bundesliga-Spieltag bei Aufsteiger Arminia ab. Die Gegnervorschau.

Berlin – Positive Überraschungen waren im Jahr 2020 insgesamt gesehen ein eher seltenes Gut. Rein sportlich kann sich Herthas kommender Kontrahent Arminia Bielefeld dieses Prädikat aber mit Fug und Recht auf die Fahne schreiben. Der DSC bestätigte sein starkes Kalenderjahr 2019 und überflügelte letztlich die gesamte Konkurrenz der 2. Bundesliga. "Bielefeld verfolge ich immer noch gerne", verrät Alexander Schwolow, der einst ein Jahr auf Leihbasis in der Leineweberstadt spielte. "Im Aufstiegsjahr haben sie wirklich attraktiven Fußball gespielt. Es war beeindruckend, wie sie aufgetreten und letztlich auch aufgestiegen sind! Arminia hat eine tolle Mannschaft, die ihren Weg unbeirrt gehen möchte - auch wenn das in der Bundesliga natürlich etwas schwieriger ist als in der zweiten Liga", sagt der Berliner Keeper. Vor dem Duell auf der Alm hat herthabsc.de die Ostwestfalen unter die Lupe genommen. 

Die sportliche Situation: Wie von Schwolow angemerkt, weht für die Elf von Trainer Uwe Neuhaus in der deutschen Eliteklasse ein rauerer Wind. Nach 14 Spielen liegt der Aufsteiger mit zehn Zählern auf dem Relegationsrang 16, im DFB-Pokal war in der 1. Hauptrunde in Essen direkt Schluss. Bei Betrachtung der Ergebnisse fällt jedoch auf, dass die Arminen regelmäßig gegen die Teams aus der eigenen Tabellenregion punkten – die drei Saisonsiege gelangen gegen die Tableaunachbarn aus Köln, Mainz und Gelsenkirchen. "Natürlich hofft man, dass man gerade gegen die Mannschaften in der eigenen Reichweite Punkte holen kann", sagt Coach Neuhaus, der sein Augenmerk für das Duell mit den Hauptstädtern insbesondere auf Kompaktheit gelegt hat. "Wir haben diese Woche in jedem Training an der defensiven Grundordnung gearbeitet, sodass wir das am Sonntag wieder abrufen können", unterstreicht der Trainer einen möglichen Erfolgsschlüssel.

Die Bielefelder im Fokus: Wer über Arminia Bielefeld spricht, kommt nicht an Fabian Klos vorbei. Der 33-Jährige stieß 2011 zu den Schwarz-Weiß-Blauen und erspielte sich den Status einer Clublegende. 154 Tore in 342 Pflichtspielen, die Meisterschaften in der dritten Liga sowie der 2. Bundesliga und drei Titel als Torschützenkönig sprechen für sich. Neben Klos sticht Ritsu Dōan ins Auge, die Leihgabe der PSV Eindhoven ist Topscorer, sicherte mit einem Tor sowie einer Vorlage den bislang letzten Heimerfolg gegen Mainz und erhielt von Neuhaus auch für seinen Fleiß im vergangenen Spiel gegen Borussia Mönchengladbach ein Lob. Gleichzeitig bemühte sich der Bielefelder Fußballlehrer, die Erwartungen an den Japaner ein wenig zu bremsen. "Man darf nicht von Ritsu verlangen, dass er in jeder Situation immer wieder im Eins-gegen-eins den Gegner ausspielt. Wir dürfen von ihm keine Wunderdinge erwarten", so der 61-Jährige.

Die Schnittstellen: Für Alexander Schwolow wird die Dienstreise an den Teutoburger Wald wie eingangs erwähnt eine Rückkehr an alte Wirkungsstätte darstellen. In der Spielzeit 2014/15 stand der Keeper auf Leihbasis zwischen den Pfosten der 'Blauen'. "Auch wenn ich nur eine Saison bei Arminia gespielt habe, war es eine sehr schöne und erfolgreiche Zeit mit der Meisterschaft in der dritten Liga und dem Einzug ins Pokalhalbfinale", schwärmt 'Schwolli'. "Ich werde Bielefeld immer in sehr guter Erinnerung behalten. Ich habe mich in der Stadt sehr wohl gefühlt und bin auf viele nette Menschen getroffen!" Auf einen ähnlich guten Rückblick hofft Arne Maier. Der Rechtsfuß schloss sich im vergangenen Oktober per Leihe für den Rest der Spielzeit 2020/21 dem DSC an, bisher bestritt der Mittelfeldspieler drei Partien. "Wenn er langfristig vernünftig trainieren kann, dann wird er auch wieder spielen", sagt Uwe Neuhaus. "Er arbeitet immer wieder richtig gut." Auf einige Einsätze mehr im Arminia-Trikot kommt der Berliner Coach: Bruno Labbadia schnürte zwischen 1998 und 2001 die Schuhe für die Bielefelder. Dabei verdiente sich der Angreifer mit 52 Toren in 106 Pflichtspielen den Spitznamen 'Pistolero von der Alm'. Sportdirektor Arne Friedrich kehrt nicht nur zu seinem ehemaligen Arbeitgeber, sondern auch in seine Heimat zurück. Geboren im knapp 40 Kilometer entfernten Bad Oeynhausen entwickelte sich der Verteidiger in Bielefeld zum Profi – wenig später folgte der Wechsel zur 'Alten Dame'. "Ich freue mich sehr zurückzukommen. Es fühlt sich aber schon anders an als noch zur aktiven Zeit. Als Spieler lebst du noch mehr von den Emotionen und der wunderbaren Anspannung am Spieltag. Als Sportdirektor hast du zwar Erfolgsdruck, kannst während der Partie allerdings nicht so groß Einfluss auf den Ausgang des Spiels nehmen", schildert Friedrich seine Emotionen vor der Rückkehr.

Gesagt...

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Wenn er langfristig vernünftig trainieren kann, dann wird er auch spielen. Er arbeitet richtig gut.
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-Uwe Neuhaus

Die besonderen Duelle: Das letzte Erstliga-Duell auf der Alm ist schon eine Weile her. Im Februar 2009 trotzten die Arminen den Hauptstädtern ein 1:1 ab, mussten am Saisonende aber dennoch den Gang ins Unterhaus antreten. Bis zum Wiederaufstieg 2020 kam es neben einem Hertha-Erfolg zu Zweitligazeiten (3:1 in der Saison 2010/11) auch zu zwei Wiedersehen im DFB-Pokal. Im Oktober 2014 bezwang der DSC die 'Alte Dame' vom Punkt, zwischen den Bielefelder Pfosten stand ein gewisser Alexander Schwolow. "Gelegentlich muss ich schon nochmal an das Pokalspiel denken. Damals haben wir Hertha im Elfmeterschießen rausgeworfen – und ich habe zwei Strafstöße gehalten. Danach sind wir bis ins Halbfinale gekommen, das war eine geile Erfahrung und mehr, als ich mir für mein erstes Profijahr hätte erträumen können", erinnert sich der Hertha-Schlussmann. Ein gutes Jahr später gelang zum Saisonauftakt 2015/16 die Pokal-Revanche – beim bisher letzten Pflichtspiel-Kräftemessen beider Teams siegten die Spreeathener in der 1. Hauptrunde mit 2:0.

Die Meinung über den Hauptstadtclub: Uwe Neuhaus erkennt bei der Labbadia-Elf viel Potenzial. "Die Berliner haben eine richtig gute Mannschaft, die auch immer wieder zeigt, was sie können. Sie gehören eigentlich ein Stückchen weiter oben in die Tabelle", ordnet der DSC-Trainer den kommenden Kontrahenten ein. "Ich glaube, dass Hertha BSC langfristig kein Kandidat für den nackten Abstiegskampf ist. Aber es ist auch eine Mannschaft, die noch keine zwei Spiele in Folge gewinnen konnte. Wir müssen einfach unsere Punkte holen - egal gegen wen, und ohne auf andere zu blicken", richtet der Übungsleiter den vollen Fokus aufs eigene Team.

(kk/dpa,City-Press)

von Hertha BSC