
Kiek ma, wo dit hinjeht: Köln
Kiek ma, wo dit hinjeht: Köln

Berlin – Neujahrsvorsätze sind allgegenwärtig: Im Privatleben, im Beruf oder in der Freizeit. Doch nicht nur Menschen, sondern auch Sportvereine und Fußballmannschaften setzen Vorhaben und Ziele für das anstehende Kalenderjahr auf die Prioritätenliste. Nach einem außergewöhnlichen vergangenen Jahr und einer minimalen Weihnachtspause wollten die Bundesligisten positiv in das neue Jahr starten – der 1. FC Köln bildete natürlich keine Ausnahme. Doch das Unterfangen der Rheinländer erfuhr früh einen Dämpfer. Mit zwei Niederlagen und ohne Treffer versäumte das Team von Trainer Markus Gisdol einen gelungenen Auftakt. "Die Mannschaft ist sich bewusst, dass sie die gesamte Saison darum kämpfen muss, die Liga zu halten. Es gehört zur Charakterfestigkeit dazu, Niederlagen abzuschütteln – auch deutliche", sagt der Übungsleiter. Vor dem Heimspiel gegen den Hauptstadtclub am Samstag (16.01.21, 15:30 Uhr) beschäftigt sich herthabsc.de im Detail mit den 'Geißböcken'.
Die sportliche Situation: Neben den beiden jüngsten Pleiten gegen Augsburg (0:1) und in Freiburg (0:5) konnte der Aufsteiger von 2019 seine beiden abschließenden Ligapartien des zurückliegenden Jahres gegen Leverkusen (0:4) und in Leipzig (0:0) ebenfalls nicht gewinnen. Mit dem einen Zähler aus den vergangenen vier Begegnungen sind die Domstädter in diesem Zeitraum der aktuell schwächste Bundesligist. Darüber hinaus ist keine andere Mannschaft derzeit so lange torlos. Allgemein gab es in der Vereinsgeschichte nur eine längere Serie ohne ein eigenes Erfolgserlebnis: In der Saison 2001/02 waren es ganze zehn Spiele in Folge – ewiger Bundesliga-Negativrekord für alle Clubs. Bedingt durch diese Phase rutschten die Gisdol-Schützlinge erstmals seit dem 8. Spieltag wieder auf einen der letzten drei Plätze – aktuell steht der FC auf dem Relegationsrang 16. "Es geht nicht um die Frage, ob Stoßstürmer oder nicht, ob Dreier- oder Viererkette. Es ist völlig egal, in welcher Formation du spielst, wenn der Zugriff und die richtige Einstellung fehlen", nennt Gisdol Gründe für die Durststrecke.
Die Kölner im Fokus: Weitere Faktoren sind die Heimschwäche und eine anfällige Defensive. Die Rheinländer sind seit 13 Aufeinandertreffen zu Hause im deutschen Oberhaus sieglos – laufender Vereinsnegativrekord. So liegt der bis dato letzte Dreier vor eigenem Publikum bereits 321 Tage zurück – damals war noch ein gewisser Jhon Córdoba unter den Torschützen (29.02.20, 3:0 gegen Schalke 04). Des Weiteren hapert es auch in der Abwehr: In diesen vergangenen 13 Spielen am Rhein gab es immer mindestens ein Gegentor. In 2020/21 sind es sogar mehr als zwei im Schnitt (18 Gegentreffer in acht Heimduellen) – kein anderer Bundesligist musste so oft eine Bude zulassen. In der Offensive sind die 'Geißböcke' von ihren Mittelfeldspielern abhängig. Während die Abwehrakteure noch gänzlich ohne Torerfolg blieben und die Angreifer immerhin vier Treffer beisteuerten (keine Sturmreihe traf seltener), zeigten sich Ellyes Skhiri (3), Ondrej Duda, Elvis Rexhbecaj und Dominick Drexler (alle 2) für den Großteil der Tore verantwortlich. "Wir brauchen wieder diese Gier. Dieses zweikampforientierte Spiel. Diesen Einsatz gegen den Ball. Darauf aufbauend wollen wir natürlich vernünftig Fußball spielen", fordert der Coach.
Gesagt...
[>]Es ist völlig egal, in welcher Formation du spielst, wenn der Zugriff und die richtige Einstellung fehlen.[<]

Die Schnittstellen: Wiedersehen macht Freude! Dies gilt für den bereits genannten Duda genauso wie für Marius Wolf, Lukas Klünter und den ebenfalls schon erwähnten Córdoba. Während 'Klünti' 2018 vom Rhein an die Spree wechselte, schloss sich der kolumbianische Stürmer erst im vergangenen September der 'Alten Dame' an. Den umgekehrten Weg gingen Duda und Wolf in der zurückliegenden Sommer-Transferperiode. "Wie ich schon häufiger gesagt habe: Ich hatte eine gute Zeit in Berlin. Ich wünsche Hertha wirklich alles Gute, aber ganz klar ist, dass ich das Spiel am Samstag mit Köln gewinnen möchte. Es wird eine interessante Begegnung und für mich natürlich auch eine ganz besondere Partie", freut sich Duda auf das Wiedersehen. "Ich möchte es den alten Kollegen auf dem Platz zeigen, das macht natürlich nochmal ein bisschen mehr Spaß. Wir wollen das Spiel gewinnen und müssen genau die Komponenten an den Tag legen, die wir in Freiburg vermissen lassen haben. Wir müssen alles reinwerfen und eklig spielen", ergänzt Marius Wolf, der noch regelmäßigen Kontakt zu Jordan Torunarigha und Niklas Stark hat. Für Trainer Bruno Labbadia ist es ebenfalls eine Rückkehr an alte Wirkungsstätte. Der Ex-Profi spielte in der Saison 1994/95 für den 'Effzeh'. "Das war eine intensive Zeit. Der 1. FC Köln ist ein Verein, bei dem es immer nur 'hop oder top' gibt. Wenn es gut läuft, bist du schnell bekannt und beliebt in der Stadt, aber es gibt auch die andere Seite", sagt der Fußballlehrer rückblickend.
Die besonderen Duelle: Die Historie hält einige spezielle Berührungspunkte zwischen beiden Teams bereit. So stellte sich 1969 beim 1:0-Heimsieg der Herthaner der immer noch gültige Bundesliga-Zuschauerrekord auf: 88.075 Fans wohnten diesem Duell bei. "Es war schön, vor einer solchen Kulisse spielen zu dürfen", schwärmte Kölns Wolfgang Overath damals. Ein weiterer Höhepunkt in der Geschichte der Blau-Weißen ereignete sich erneut gegen den dreimaligen Deutschen Meister. Kurz nach der Jahrtausendwende holten die Spreeathener noch einen 0:2-Rückstand auf und siegten mit 4:2 – auch dank des ansehnlichen Anschlusstreffers von Alex Alves von der Mittellinie, gleichzeitig 'Tor des Monats September 2000' sowie 'Tor des Jahres 2000'. Ein weiterer Glücksmoment: Mit dem 2:1-Auswärtssieg in der Domstadt am 12. Mai 2013 machte der Hauptstadtclub die Zweitligameisterschaft perfekt.
Die Meinung über den Hauptstadtclub: Nach der Pleite im Breisgau ist der Verein um Wiedergutmachung bemüht. In der Trainingswoche stand die Aussprache auf dem Programm. "Ich finde es gut, wenn sich die Spieler untereinander unterhalten und sich gegenseitig sagen, was wir verbessern können. Wir ziehen alle zu 100 Prozent an einem Strang. Es ist schwierig zu sagen, was uns in der Partie gegen Hertha BSC erwartet. Es ist wichtig, dass wir eine richtige Position in dem Spiel finden", erklärt Gisdol. "Hertha hat am vergangenen Wochenende genau wie wir kein gutes Spiel gemacht. Deshalb ist am Samstag natürlich Brisanz in der Begegnung", schildert Geschäftsführer Sport Horst Heldt seine Erwartungen vor dem Kräftemessen am 16. Spieltag.
(sj/imago,City-Press)