Den Faden verloren
Profis | 20. Januar 2021, 11:22 Uhr

Den Faden verloren

Den Faden verloren

Ausgelassene Chancen und zwei Nackenschläge lassen die Herthaner im Spiel gegen Hoffenheim das Minimalziel der Hinrunde verfehlen.

Berlin – Eine alte Fußball-Weisheit besagt: "Wer die Tore vorne nicht macht, bekommt sie hinten rein." Zwar ist es so eine Sache mit alten Sprichwörtern und ihrem Wahrheitsgehalt, doch ganz von der Hand zu weisen sind sie eben nicht. Ein Beleg, wenn auch ein schmerzhafter, war die Partie der Herthaner gegen die TSG Hoffenheim am Dienstagabend (19.01.21). Die Blau-Weißen verzeichneten mehr gewonnene Zweikämpfe, mehr Ballbesitz und mehr zwingende Torchancen – doch nach der letzten Hinrunden-Begegnung leuchtete eine 0:3-Niederlage auf der Anzeigetafel im Olympiastadion. "17 Punkte nach 17 Spielen sind ganz klar zu wenig. Es ist eine große Enttäuschung für uns – vor allem nach diesem Spiel. Daraus müssen wir keinen Hehl machen. Wir hatten die Möglichkeiten zumindest unser Minimalziel von 20 Punkten zu erreichen", sagte Trainer Bruno Labbadia nach Abpfiff.

Ein Schlüsselmoment 

Dabei fanden seine Schützlinge im Duell zweier Mannschaften, die in der bisherigen Hinserie ihren eigenen Ansprüchen zu oft hinterhergelaufen waren, mit ordentlichen Ballstafetten früh den Weg in die Spitze. Die Belohnung war in Griffweite, doch Krzysztof Piątek vergab mit einem verschossenen Strafstoß (12.). "Wir hätten die ersten 30 Minuten nicht besser beginnen können und haben das Spiel komplett diktiert", befand Labbadia, legte den Finger aber in die Wunde: "Wir erzielen momentan zu wenige Treffer. Die Chancenverwertung war ein Manko. Wir haben es auch vom Elfmeterpunkt nicht geschafft, ein Tor zu erzielen, aber wir hatten auch weitere gute Einschussmöglichkeiten."

Die Reaktion stimmte zwar, allerdings verpassten Jhon Córdoba und Peter Pekarík, der seinen 150. Bundesliga-Einsatz für die Spreeathener bestritt, die Führung bei einer Doppelmöglichkeit (17.). "Wir hatten die Chancen - so wie beim Elfmeter - aber so ist Fußball: Wenn du nicht triffst, kannst du nicht gewinnen", zeigte sich Piątek besonders selbstkritisch. Stattdessen nahm das Unheil seinen Lauf und Sebastian Rudy versenkte aus dem Nichts den von Mattéo Guendouzi abgefälschten Ball (33.). "Wir haben in der ersten Halbzeit bis auf wenige Ausnahmen ein sehr gutes Spiel gezeigt. Aber mit dem ersten Schuss ist Hoffenheim in Führung gegangen, das hat die Mannschaft ein Stück weit beeinflusst und ist irgendwo auch sinnbildlich für die Hinrunde", resümierte Labbadia. Sportdirektor Arne Friedrich befand: "Uns fehlt ein bisschen der Killerinstinkt."

Das Geschehen wiederholt sich 

Nach dem Seitenwechsel kamen die Berliner mit neuem Schwung aus der Kabine, Córdoba per Kopf (46.) und Matheus Cunha (50.) mit einem Freistoß näherten sich dem gegnerischen Gehäuse gleich wieder an. Der erlösende Ausgleich wollte trotz erkennbarer Bemühungen aber nicht fallen. "Wir haben uns in der Halbzeitpause vorgenommen, dass wir die gleiche Richtung weitergehen wie vor dem 0:1. Wir hätten den Ausgleich machen müssen", ärgerte sich der Fußballlehrer, dessen Schützlinge mit zunehmender Spieldauer immer unruhiger wurden. "Wir müssen alle gemeinsam - auch das Mittelfeld und die Abwehr - daran arbeiten, mehr Torgefahr auszustrahlen, denn wir haben vorne nicht den letzten Pass gefunden", beschrieb Niklas Stark diese Phase. Entscheidende Spielminuten, die an die erste Hälfte erinnerten, nicht zuletzt, weil Andrej Kramarić einen abgefälschten Ball verwertete und das zu Beginn erwähnte Sprichwort aufs Neue bemühte (68.). Der nächste Nackenschlag für die Herthaner. "Wir haben mit dem zweiten Torschuss der Hoffenheimer den zweiten Gegentreffer kassiert. Danach haben wir den Faden verloren. Es war ein unglücklicher Spielverlauf für uns", haderte Labbadia. Der direkt verwandelte Freistoß von Kramarić zum 0:3 setzte dem gebrauchten Abend endgültig das i-Tüpfelchen auf (87.).

Einige Zeigerumdrehungen später waren die Hauptstädter erlöst und suchten geknickt den Weg in die Kabine, das nasskalte Wetter im Olympiastadion wirkte beinahe mit Symbolcharakter. Welche Gedanken sich die Spieler machten, offenbarten Stark und Piątek. "Wir müssen dringend damit anfangen, mehr Zählbares aus den Partien mitzunehmen", sagte der deutsche Nationalspieler. Sein polnischer Kollege ergänzte: "Die Hinrunde war einfach nicht gut. Wir müssen Lösungen für die zweite Saisonhälfte finden." Ein Vorhaben, das aus Sicht aller Blau-Weißen gar nicht schnell genug umgesetzt kann, schließlich beginnt der zweite Teil der Spielzeit bereits am Samstag (23.01.21, 18:30 Uhr) mit der Heimpartie gegen Werder Bremen.

(fw/City-Press)

Gesagt...

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Die Hinrunde war einfach nicht gut. Wir müssen Lösungen für die zweite Saisonhälfte finden.
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-Krzysztof Piątek

von Hertha BSC