Kiek ma, wer da kommt: Bremen
Profis | 22. Januar 2021, 17:14 Uhr

Kiek ma, wer da kommt: Bremen

Kiek ma, wer da kommt: Bremen

Rückrunden-Auftakt! Am Samstag (23.01.21, 18:30 Uhr) gastiert Werder Bremen bei Hertha BSC. Die Gegnervorschau stellt den Kontrahenten, seine bekannten Gesichter und seine Ziele vor.

Berlin – Vor etwas mehr als einem Jahr war die Stimmung beim stolzen und ruhmreichen SV Werder Bremen im Keller. Die Mannschaft, mit Ambitionen in die Saison gestartet, hatte soeben gegen Köln den Hinrunden-Abschluss verloren und damit die vierte Niederlage in Folge kassiert. In der Tabelle überwinterte der SVW als Tabellen-17. auf den Abstiegsrängen. In heimischen Zeitungen und Fanforen tauchte nicht selten das Wort 'erbärmlich' auf, wenn es um den Arbeitsnachweis der Profis ging. Bekanntlich schrammten die Hanseaten am Saisonende in der Relegation am zweiten Abstieg der Clubgeschichte gerade so vorbei. Weil sich der Verein mit vereinten Kräften gegen das Desaster stemmte – und in der laufenden Spielzeit größtenteils gefestigter auftritt – ist die Stimmung im Januar 2021 rund um den viermaligen Deutschen Meister und sechsfachen Pokalsieger eine bessere. Wenn auch nicht alles Gold ist, was glänzt. "Wir sind ein bisschen mehr als im Soll", hatte es Florian Kohfeldt zu Beginn dieser Woche umschrieben. Was der Coach der Norddeutschen damit meint, welche Spieler für beide Vereine im Einsatz waren und worauf die Berliner vor dem Duell am Samstag (23.01.21, 18:30 Uhr) achten müssen, schreibt herthabsc.de in der Gegnervorschau.

Die sportliche Situation: Am vergangenen Dienstag unterlag der Traditionsverein zwar erneut zum Ende der Hinserie mit 0:1 in Mönchengladbach, zeigte jedoch eine ansprechende Leistung. Ihr Trainer hatte einen "unglücklichen" Spielausgang gesehen. "Es ist so ein Tag, an dem man Ergebnis und Leistung so ein bisschen trennen muss, was im Fußball immer schwierig ist. Es war eine ausgeglichene Partie und wir hatten einfach die deutlich besseren Chancen", ärgerte sich der 38-Jährige. 18 Zähler haben die Hanseaten vor dem Rückrunden-Auftakt auf dem Konto – das sind vier mehr als zum gleichen Zeitpunkt der zurückliegenden Runde. "Wir werden weitermachen. Der Abstand nach unten ist nicht riesig, aber er ist da. Wenn wir unseren Weg weitergehen, werden wir ihn hoffentlich ausbauen und unsere Saisonziele sehr stabil erreichen", prognostiziert der Fußballlehrer, der im Oktober 2017 auf Alexander Nouri folgte. Übrigens: Zehn Punkte holten die Werderaner in der Fremde. 

Die Bremer im Fokus: Punktuell ragen immer wieder einzelne Akteure aus dem Gesamtkonstrukt der Norddeutschen heraus. Am vergangenen Wochenende legte beispielsweise Außenverteidiger Felix Agu bei seinem Startelf-Debüt gegen Augsburg (2:0) einen Treffer auf und trug sich ebenfalls in die Torschützenliste ein. "Ich sehe in ihm wirklich sehr viel Potenzial. Das Vertrauen in ihn ist groß", lobte Kohfeldt seinen Youngster. Auffällig ist aber auch, dass gleich vier Bremer zu den Dauerbrennern der Liga gehören und alle möglichen 1.530 Minuten auf dem Feld absolviert haben. Neben Torwart Jiri Pavlenka sind das Maximilian Eggestein, Marco Friedl und Routinier Theodor Gebre Selassie, den der Coach gerne über das Saisonende hinaus an der Weser sehen würde. Zuletzt spielte sich ein weiterer gestandener Bundesliga-Akteur in den Mittelpunkt: Ömer Toprak. Der 31-Jährige, der bereits für Freiburg, Leverkusen und Dortmund aktiv war, hatte in seiner Laufbahn immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Aktuell ist er jedoch unverzichtbar für die eigene Hintermannschaft, auch wenn er nicht immer über die volle Distanz gehen kann. "Er ist momentan so wichtig für uns und das hat man gegen Gladbach wieder eindrucksvoll gesehen. Er spielt, solange ihn die Beine tragen", stellt Kofehldt klar.

Die Schnittstellen: Wie immer bestehen zwischen den Spielern beider Clubs lose und engere Kontakte. An erster Stelle zu nennen ist sicherlich Davie Selke, der seit knapp einem Jahr als Leihgabe der Blau-Weißen bei den Bremern stürmt. Während der 26-Jährige in der Saison 2019/20 im Olympiastadion nicht spielberechtigt war, kehrt er nun motiviert an seine alte Wirkungsstätte zurück und macht deutlich, dass die Freundschaft 90 Minuten ruht. "Ich freue mich auf das Wiedersehen! Beide Teams sind in der Tabelle eng beisammen, aber unabhängig davon wollen wir bei Hertha punkten", bekräftigt der Stürmer, der in 76 Ligapartien 14 Mal für die 'Alte Dame' netzte und 15 Treffer vorlegte. Nach wie vor in Kontakt steht der ehemalige Junioren-Nationalspieler mit Physiotherapeut Michael Becker, Marvin Plattenhardt, Mathew Leckie oder Jordan Torunarigha. Bruno Labbadia hat eine grün-weiße Vergangenheit, spielte zwischen 1996 und 1998 im kleinsten Bundesland. Für den Coach der Hauptstädter ist die Begegnung außerdem die 600. als Spieler und Trainer im Oberhaus. Des Weiteren kennen sich die Tschechen Vladimír Darida, Gebre Selassie und Pavlenka, die ehemaligen Kölner Lukas Klünter und Yuya Osako sowie die alten Osnabrücker Nils Körber und Agu. Zusammen für 'Jong Oranje' liefen bereits Deyovaisio Zeefuik, Javairô Dilrosun, Daishawn Redan und Bremens Tahith Chong auf.

Das Hinrundenduell: Gerade einmal vier Monate liegt das erste Duell beider Teams zurück. Am 1. Spieltag der Saison 2020/21 triumphierten die Berliner mit 4:1 (2:0) an der Weser – und lieferten eine passende Reaktion auf das Pokalaus in Braunschweig eine Woche zuvor. Peter Pekarík und Dodi Lukébakio stellten mit einem Doppelpack vor der Pause die Weichen auf Sieg, nach dem Seitenwechsel trafen auch Matheus Cunha und Jhon Córdoba. Der zwischenzeitliche Anschluss durch Selke war zu wenig für die Hausherren. "Es ist schön, dass ich wieder getroffen habe und ich bin froh, dass ich meiner Mannschaft helfen konnte. Aber das Wichtigste ist der Sieg", sagte Pekarík. Selke, in dieser Saison mit einem Topspeed von 34,2km/h übrigens der schnellste Akteur seiner Elf, ordnete das Aufeinandertreffen aus Sicht der Norddeutschen ein. "Wir haben im Vorfeld hart gearbeitet und uns in der Vorbereitung ein gutes Gefühl geholt, leider hat man das in diesem Spiel nur phasenweise sehen können." 

Die Meinung über den Hauptstadtclub: Hart arbeiten wollen die Hansestädter auch im Rückspiel gegen die Spreeathener. "Hertha wird mit aller Macht versuchen, das Spiel zu gewinnen. Wir tun gut daran, auf uns zu gucken, fokussiert zu sein und die absolute Gier mit auf den Platz zu nehmen", forderte Kohfeldt am Freitag (22.01.21) auf der Pressekonferenz und bezog auch zu Selkes Wiedersehen mit seinen Ex-Kollegen Stellung. "Für Davie ist es ohne Frage ein spezielles Spiel in Berlin und wenn wir das richtig kanalisieren, könnte das ein kleiner Vorteil für uns und ihn sein", erklärte der Übungsleiter.

(fw/imago,City-Press)

von Hertha BSC