
'!Nie wieder': Hertha BSC gedenkt Opfern des Nationalsozialismus
'!Nie wieder': Hertha BSC gedenkt den Opfern des Nationalsozialismus

Berlin - Am 27. Januar 2021 jährt sich zum 76. Mal der Tag, an dem die Überlebenden im Konzentrationslager Auschwitz durch die Rote Armee befreit wurden. Mit dem 'Erinnerungstag im deutschen Fußball' gedenken die DFL und die Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga am 18. und 19. Spieltag der Opfer des Nationalsozialismus, auch Hertha BSC beteiligt sich. CEO Carsten Schmidt und Paul Keuter, Mitglied der Geschäftsleitung des Hauptstadtclubs, legten am Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen einen Kranz nieder. Gemeinsam mit Herthas Kooperationspartnern - dem LSVD, dem schwulen Anti-Gewalt-Projekt MANEO und dem lesbisch-schwulen Fanclub Hertha-Junxx - gab es ein stilles Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus. Mit vor Ort waren die MANEO-Beiratsmitglieder Lala Süsskind, Seyran Ateş und André Schmitz, Bastian Finke, Christian Rudolph vom LSVD, Phil von den Hertha-Junxx sowie Herthas Vize-Präsident Thorsten Manske.
In diesem Jahr soll besonders an die Menschen erinnert werden, die die Nationalsozialisten aufgrund ihrer sexuellen und geschlechtlichen Identität als 'Abartige und Homosexuelle' brutal verfolgt haben. Insgesamt wurden Tausende zu Haftstrafen verurteilt oder in Konzentrationslager verschleppt. Dort hatten sie, stigmatisiert durch den 'Rosa Winkel', ein rosa Stoffdreieck auf ihrer Häftlingskleidung, kaum Überlebenschancen. "Totgeschlagen, totgeschwiegen" – mit diesen beiden Worten erinnern heute winkelförmige Gedenktafeln an verschiedenen Orten in Deutschland an ihr Schicksal. Bis 1969 verurteilte man die Überlebenden mit dem 'Rosa Winkel' aufgrund des von den Nationalsozialisten verschärften Paragraphen 175 StGB, was Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung beinhaltete. Gestrichen wurde er 1994. 2002 hob der Bundestag alle NS-Urteile nach Paragraph 175 auf, 57 Jahre nach dem Befreiungstag.
"Ich begrüße, dass auch Hertha den Erinnerungstag nutzt, um auf das Thema sexuelle und geschlechtliche Identität aufmerksam zu machen. Antidiskriminierung lässt sich nicht auf einzelne Bereiche beschränken. Im Nationalsozialismus wurden Menschen verschiedener Gruppen verfolgt, inhaftiert und ausgelöscht, die nicht der menschenverachtenden NS-Ideologie entsprachen", äußerte sich Rudolph vom Lesben- und Schwulenverband Deutschland. "Die deutsche Geschichte mahnt uns, jede Form von Homophobie, Rassismus und Menschenfeindlichkeit zu bekämpfen", so Bastian Finke.

"Es ist wichtig, immer und immer wieder an alle Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern, um nicht zu vergessen und sich dafür einzusetzen, dass solche Verbrechen nie wieder passieren können. Deswegen ist es elementar, die Vielfalt unserer Gesellschaft zu fördern und zu schützen sowie gegen jegliche Form von Diskriminierung und Hass aufzustehen", sagt Paul Keuter. Auch der kommende 19. Spieltag bei Eintracht Frankfurt steht unter dem Motto '!Nie wieder'. Die Kapitäne beider Mannschaften tragen die Farben des Regenbogens am Arm. Außerdem beteiligt sich Hertha BSC an der internationalen Kampagne '#WeRemember'.
Gegen das Vergessen, für die Vielfalt
Nicht nur am 27. Januar setzt sich Hertha BSC mit der Aufarbeitung der Vergangenheit zu Zeiten des Nationalsozialismus auseinander. Mit dem Projekt 'Aus der eigenen Geschichte lernen' beschäftigen sich Anhängerinnen und Anhänger der Herthaner zusammen mit dem Fanprojekt der Sportjugend, der Sportschule im Olympiapark Poelchau-Schule und der Fanbetreuung mit der Historie ihres Clubs und erforschen diese. So gab es etwa historische Stadionführungen, Zeitzeugengespräche oder die Spurensuche zu Dr. Hermann Horwitz und Eljasz Kaszke, gemeinsame Gedenkstättenfahrten mit Fans des Karlsruher SC und Hertha BSC nach Auschwitz oder gemeinsame Bildungsfahrten mit Jugendspielern der Akademie und dem FC Liverpool. Dafür erhielt der Hauptstadtclub wichtige Auszeichnungen wie den 'Julius Hirsch-Preis' oder den Preis 'Aktiv für Demokratie und Toleranz' für sein Engagement. Der Gedenktag durch die Initiative '!Nie wieder' existiert seit 2004, sie hat sich die Botschaft der Überlebenden des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau zu eigen gemacht. Auch gegen Antidiskriminierung und für Vielfalt, für die Rechte von LGBTIQ macht sich der Hauptstadtclub stark. Jedes Jahr wird im Rahmen der 'Pride Weeks' die Regenbogenfahne vor der Geschäftsstelle gehisst, auch veranstaltet die 'Alte Dame' Workshops gegen Homophobie für die Akademie-Spieler.
Es gehört zu den unumstößlichen Menschenrechten, die eigene sexuelle und geschlechtliche Identität frei leben zu können. Der deutsche Fußball hat den Mut und das Verantwortungsbewusstsein, sich für jene Werte und Vorstellungen einzusetzen, die dem Fußball von jeher innewohnen. Er bekennt sich zur europäischen Wertegemeinschaft, zur Demokratie und Toleranz – individuell ebenso wie gemeinschaftlich und auf allen Ebenen. Diskriminierung und Ausgrenzung haben im Fußball keinen Platz und müssen mit Zivilcourage in die Schranken gewiesen werden.
(DFL,lb/City-Press)