
Vom Praktikanten zum Exil-Herthaner
Vom Praktikanten zum Exil-Herthaner

Berlin – Die deutsche Hauptstadt bildet mit ihrer Vielzahl an Sehenswürdigkeiten ein beliebtes Ziel für Touristen aus aller Welt. Reisende, die Berlin einen Kurztrip abstatten, machen sich nur selten ohne ein Foto mit dem Brandenburger Tor, dem Reichstagsgebäude oder der Gedenkstätte der Berliner Mauer auf den Heimweg. Wer dagegen mehrere Monate in der 3,7 Millionen Einwohner-Stadt verbringt, lernt die Kultur gut kennen und sammelt weitere prägende Momente, die den Urlaubern meistens verborgen bleiben. Diese Erfahrung machte auch Matthew Cooke, der von Oktober 2015 bis Juni 2016 in der Hauptstadt lebte. "Mit meiner Zeit in Berlin verbinde ich Lebensfreiheit, Essen aus aller Welt und natürlich Hertha BSC", sagt der Engländer und fügt noch schmunzelnd an: "Ach ja und die S- und U-Bahn – zurückbleiben bitte!"
Vor etwas mehr als fünf Jahren wagte der Exil-Herthaner, der in Nottingham aufgewachsen ist, für neun Monate den Sprung von der Insel in den Nordosten der Bundesrepublik. Cooke, der zu dieser Zeit an der Universität Aston in Birmingham Deutsch und Spanisch studierte, absolvierte in einem Übersetzungsbüro am Ku'damm ein Praktikum. In Charlottenburg-Wilmersdorf wohnend, machte die Begeisterung für die 'Alte Dame' auch vor dem Briten keinen Halt. So besuchte der damalige Student im Januar 2016 erstmals das Olympiastadion und sah ein 0:0 gegen den FC Augsburg. Trotz des torlosen Remis zeigte sich der Praktikant begeistert. "Die Stimmung war echt super und ganz anders als bei einem Spiel in England! Es war viel familienfreundlicher und obwohl kein Tor gefallen ist, habe ich die Erfahrung sehr genossen", erinnert sich der Bachelor-Absolvent. Die Leidenschaft für den Hauptstadtclub war entfacht, noch im darauffolgenden Mai machte sich der Familienmensch ein weiteres Mal auf den Weg in die Arena in Westend. Jedoch stand trotz der frühen Führung durch Vladímir Darida nach 90 Minuten ein 1:2 gegen den SV Darmstadt auf der Anzeigetafel.
Alles dreht sich um Berlin - fast alles
Diese Niederlage tat der Liebe zur 'Alten Dame' aber keinen Abbruch: Als ganz besonderes Erinnerungsstück an seine Zeit an der Spree besitzt Cooke noch immer das Heimtrikot der Blau-Weißen aus der Saison 2015/16 – jener Spielzeit, in der aus dem Praktikanten ein Exil-Herthaner wurde. "Ich habe das Jersey zum 21. Geburtstag von meinen Großeltern bekommen, als sie zu Besuch waren, um mich während meines Aufenthalts hier zu sehen", erklärt der mittlerweile 25-Jährige. Auch nach seiner Zeit in Deutschland verlor der Engländer den Verein nie aus den Augen und unterstützt ihn aus den eigenen vier Wänden, wie er erzählt: "Ich verfolge inzwischen jede Begegnung und schaue die Partien auch regelmäßig im Fernsehen." Überraschend kommt das nicht, schließlich verbindet der Anhänger der 'Alten Dame' noch einen weiteren ganz besonderen Augenblick mit der Stadt. Denn 2017 verlobten sich Cooke und seine Freundin in Berlin. Im November des darauffolgenden Jahres kehrte das Paar an den Ort seines Glücks zurück. Auf dem Programm stand dabei auch ein weiterer Besuch in der Heimspielstätte der Spreeathener. Allerdings musste sich das Team von Pál Dárdai auch gegen RasenBallsport Leipzig geschlagen geben (0:3). Es war das bis dato letzte Heimspiel für den Fan - die Sehnsucht wächst weiter, ganz besonders in der aktuellen Situation. "Ich würde so gerne einen Heimsieg sehen und hoffe, bald wieder bei einem Spiel im gefüllten Olympiastadion dabei zu sein, um die außergewöhnliche Stimmung zu erleben", beschreibt der der Mann aus den Midlands seinen Wunsch.
Nachdem der Exil-Herthaner und seine Freundin jeweils ihr Studium erfolgreich abgeschlossen hatten, zogen es die beiden in Erwägung, in die Hauptstadt der Bundesrepublik zu ziehen, die Familie hielt sie aber in England. "Mir wurde ein Job in Berlin angeboten. Wir sind aber beide sehr familienorientiert und werden deshalb auch weiterhin in Großbritannien wohnen. Daher werden wir Berlin einfach regelmäßig besuchen", verrät Cooke. Statt ins Weltmeisterland von 2014 ging es 2018 zurück in die Heimatstadt Nottingham, die für den Sportfan das ein oder andere Highlight bereithält. "Dort gibt es zwei große Fußballmannschaften sowie eines der besten Eishockeyteams des Landes", berichtet der Brite, der auf der Insel dem regionalen Club Notts County die Daumen drückt. Bekannt ist die Stadt den meisten Leuten aber insbesondere wegen der Geschichte um Robin Hood. Und wie der Held aus der Legende, möchte auch der 25-Jährige schnellstmöglich wieder auf die Jagd gehen – nach unvergesslichen Erlebnissen im Olympiastadion.
(mb/privat)
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Gesagt...
[>]Ich hoffe, bald wieder bei einem Spiel im gefüllten Olympiastadion dabei zu sein, um die außergewöhnliche Stimmung zu erleben.[<]