Die Unioner Knoche und Trimmel klatschen ab.
Profis | 3. April 2021, 14:32 Uhr

Kiek ma, wo dit hinjeht: Union

Berliner Stadtderbys gab es in der Bundesliga insgesamt schon sieben Mal. Was es dabei jedoch noch nicht gab, ist ein Unentschieden. In diesen besonderen Spielen gibt es kein Abwarten - beide Mannschaften geben alles, um am Ende als Sieger vom Platz zu gehen. Das Duell zwischen dem 1. FC Union und Hertha BSC am Sonntag (04.04.21, 18:00 Uhr) wird hier sicherlich keine Ausnahme bilden. In den drei Bundesliga-Duellen zwischen den 'Eisernen' und unseren Blau-Weißen gelang bisher immer der Heimmannschaft der Coup, was laut Unions Robin Knoche auch gerne in dieser Partie so bleiben darf. "Wir können das Selbstvertrauen haben und sagen, dass wir zu Hause gewinnen möchten", so der Verteidiger. Unsere Spreeathener werden jedoch alles dafür tun, diese Regel zu brechen und bei der kürzesten Auswärtsreise des Jahres drei Punkte einzufahren. In der Gegnervorschau nimmt herthabsc.com den Stadtrivalen genau unter die Lupe.

Die sportliche Situation: Die Vorzeichen vor dem Spiel an der 'Alten Försterei' weisen jedoch auf die erste Punkteteilung in der Geschichte des Berliner Bundesliga-Derbys hin. Elf Mal spielten die 'Eisernen' in dieser Spielzeit bereits unentschieden – kein anderes Team erzielte häufiger ein Remis. Sieben dieser Partien fanden in der heimischen Arena statt. Nur am ersten Spieltag der laufenden Saison unterlagen die Köpenicker in ihrem Stadion einem Gegner, seit zwölf Partien ist der FCU zu Hause ungeschlagen. In der Ferne mussten sich die Schützlinge von Urs Fischer jedoch bereits fünf Mal geschlagen geben, unter anderem in der Hinrunde gegen unsere Blau-Weißen. "Wir haben noch ein bisschen was gutzumachen, gerade mit Blick auf das Hinspiel", sagt Marvin Friedrich vor dem Stadtduell. Den sechs Niederlagen und zahlreichen Punkteteilungen stehen insgesamt acht Siege gegenüber, womit die Rot-Weißen aktuell mit 38 Punkten auf Rang 7 der Tabelle liegen. Mit durchschnittlich 120,6 km pro Spiel erbringt der Stadtnachbar die größte Laufleistung aller 18 Mannschaften. Bemerkenswert ist, dass das Team aus dem Südosten der Hauptstadt 55 Prozent seiner 40 erzielten Tore über die Flügel einleitet, wobei die Mannschaft um Kapitän Christopher Trimmel besonders über die rechte Seite gefährlich ist. Von dort aus wurden bereits 14 Treffer eingeleitet, woran der Außenverteidiger meist maßgeblich beteiligt war.

Die Unioner im Fokus: Auf den Spielführer des FCU müssen unsere Blau-Weißen besonders Acht geben. Der 34-Jährige trat in seinen 55 Bundesliga-Spielen 17 Standards, aus denen ein Tor erzielt wurde. Allein in der laufenden Spielzeit waren es vier. 27 Mal in dieser Saison kamen die Rot-Weißen bereits nach einer Trimmel-Ecke zum Torschuss, nur die Eckstöße von Maximilian Arnold und Joshua Kimmich wurden noch häufiger aufs Tor gebracht. Insgesamt lieferte der Österreicher in dieser Saison schon 64 Torschuss-Vorlagen. Einer, der diese Vorlagen in Treffer ummünzt, ist Max Kruse, der in dieser Saison mit zehn Treffern erfolgreichster Torschütze seines Vereins ist. Nach überstandener Muskelverletzung, die sich der Stürmer im Dezember zuzog, zeigte sich der 33-Jährige bei seiner Rückkehr auf den Platz torhungrig und erzielte vier der letzten fünf Treffer für seine Farben. Mit 15 Punkten führt er zudem das teaminterne Scorer-Ranking der Elf von Urs Fischer an.

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Hertha hat sich in der letzten Zeit gefangen. Sie treten kompakter als Mannschaft auf und nutzen die Räume, die sich ihren schnellen Spielern bieten.
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-Robin Knoche

Die Schnittstellen: Am Tag des Derbys wird Sami Khedira 34 Jahre alt und trifft im Falle eines Comebacks nach seiner Wadenverletzung auf Christian Gentner, mit dem er 2007 Deutscher Meister beim VfB Stuttgart wurde. Beide spielten auch schon zusammen mit unserem Sportdirektor Arne Friedrich in der deutschen A-Nationalmannschaft. Für den DFB stand Khedira auch schon mit Max Kruse auf dem Platz, zudem ist der Union-Stürmer mit unserem Keeper Alexander Schwolow bekannt, da beide zeitgleich beim Sport-Club in Freiburg spielten. Auch Nico Schlotterbeck teilt mit unserer Nummer 1 eine gemeinsame Vergangenheit bei den Breisgauern. Ebenfalls von identischen Vereinsstationen kennen sich Jhon Córdoba und Loris Karius aus Mainz, Eduard Löwen und Andreas Luthe aus Augsburg sowie Peter Pekarík und Robin Knoche aus Wolfsburg. Auch zwei ehemalige Nürnberger könnten am Sonntag ein Wiedersehen feiern. Beim Club spielte Niklas Stark gemeinsam mit Cedric Teuchert, doch nicht nur unser Vizekapitän ist für den Köpenicker ein alter Bekannter: Aus den Juniorenmannschaften des DFB kennt der Stürmer auch Löwen, Jordan Torunarigha und Maximilian Mittelstädt. Die Unioner Marvin Friedrich und Grischa Prömel spielten mit Lukas Klünter und Stark ebenfalls gemeinsam für die DFB-Junionrenauswahlen, wobei Friedrich und Stark 2014 U19-Europameister wurden. Auch Marvin Plattenhardt und Schwolow spielten gemeinsam mit dem 'Eisernen' Akaki Gogia in den Nachwuchsteams des DFB. Gerade erst trafen sich Rune Jarstein und Julian Ryerson bei der Reise mit der norwegischen Nationalmannschaft. Beim 1. FC Union gibt es zudem zwei Spieler mit blau-weißer Vergangenheit: Christopher Lenz und Robert Andrich spielten beide schon für die zweite Mannschaft unserer 'Alten Dame'. Dabei standen beide mit unserem heutigen Co-Trainer 'Zecke' Neuendorf zusammen auf dem Platz, Lenz sogar auch mit unserem Chefcoach Pál Dárdai.

Marvin Plattenhardt im Duell mit Max Kruse
Krzysztof Piątek im Duell mit Robin Knoche beim 3:1-Sieg im Hinspiel.

Das Hinrundenduell: Das Hinspiel begann für unsere Elf mit einem Schock, als Taiwo Awoniyi nach 20 Minuten die Führung für die Gäste aus Köpenick erzielte. Doch nur drei Minuten später ereignete sich eine Schlüsselszene der Partie, als Andrich unseren Mittelfeldspieler Lucas Tousart mit einem Tritt gegen den Kopf fahrlässig foulte und für dieses Vergehen die Rote Karte sah (23.). Daraufhin konzentrierten sich die Rot-Weißen mehr aufs Verteidigen, und unsere Spreeathener ließen den Ball laufen, um ein Mittel gegen die kompakt aufgestellte Elf von Urs Fischer zu finden - in der ersten Hälfte jedoch noch ohne Erfolg. Zur zweiten Halbzeit kamen unsere Blau-Weißen entschlossen aus der Kabine, nur wenige Minuten nach dem Seitenwechsel gelang Pekarík im Nachschuss der Ausgleichstreffer (51). Im Anschluss war es Krzysztof Piątek, der sich mit seinen Abschlüssen immer mehr dem Luthe-Tor näherte. Nach einem Fehler im Aufbauspiel schnappte sich Javairô Dilrosun das Spielgerät und legte für den Polen auf, der aus der Drehung zur 2:1-Führung verwandelte (74.). Es dauerte keine drei Minuten nach dem Wiederanstoß, als sich Vorbereiter und Vollstrecker erneut auf den Weg vor das gegnerische Tor machen und unsere Nummer 9 aus 15 Metern zum 3:1-Endstand einschob (77). "Uns war bewusst, wie wichtig das Spiel für uns und die Fans ist. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, besonders mit der Chronologie des Spielverlaufs", resümierte unser Keeper Alexander Schwolow im Anschluss der Partie.

Die Meinung über unsere Elf: Die positive Entwicklung unserer Herthaner haben auch die Nachbarn aus Köpenick bemerkt. "Hertha hat sich in der letzten Zeit gefangen. Sie treten kompakter als Mannschaft auf und nutzen die Räume, die sich ihren schnellen Spielern bieten", beurteilt Knoche die Leistungssteigerung unserer Elf. Dabei sind besonders die unterschiedlichen Fähigkeiten unserer Stürmer aufgefallen. "Córdoba setzt wuchtig seinen Körper ein. Cunha ist variabler, er lässt sich auch mal ins Mittelfeld fallen" stellt der 28-Jährige fest. Ein Sieg ist für seinen Abwehrkollegen Friedrich trotzdem das ausgegebene Ziel: "Wir wollen den Union-Fans was Gutes tun. Am besten mit drei Punkten", kündigt der Verteidiger vor dem Derby am Sonntag an.

von Fiona John