Bo Svensson steht gestikulierend am Spielfeldrand.
Profis | 2. Mai 2021, 15:00 Uhr

Kiek ma, wo dit hinjeht: Mainz

Als Bo Svensson am 15. Spieltag der laufenden Saison das Traineramt beim 1. FSV Mainz 05 übernahm, traf der Däne auf ein Team, das mit nur einem Sieg am Tabellenende rangierte und tief im Abstiegsstrudel steckte. Entschlossen nahm sich der ehemalige Profi dem Projekt Klassenerhalt an, betonte bei seiner Vorstellung trotz dieser Lage, dass er keineswegs nur da sei, um kurzfristig in der Liga zu bleiben. Seine Spieler ließen auf dem Platz Taten folgen. Unter Svenssons Leitung stabilisierte sich die Mannschaft, punktete gegen die Topteams aus Dortmund, Leipzig, Leverkusen und Mönchengladbach und verhinderte zuletzt mit einem Sieg gegen den FC Bayern dessen vorzeitige Meisterschaft. „Die Art und Weise über 90 Minuten war schon sehr beeindruckend. Ich bin stolz, Trainer dieser Mannschaft zu sein, aber nicht erst seit dieser Partie“, verriet der Mainzer Coach nach dem 2:1-Erfolg über den deutschen Rekordmeister. Gegen unsere Spreeathener möchte der FSV an den Aufschwung der vergangenen Wochen anknüpfen und den Klassenerhalt nahezu perfekt machen. Vor dem ersten Auftritt unserer Jungs nach der Quarantäne nimmt herthabsc.com die Rheinhessen im Vorfeld des Duells am Montag (03.05.21, 18:00 Uhr) genau unter die Lupe.

Die sportliche Situation: Trotz des sichtbaren Entwicklung verließ Mainz erst vor wenigen Wochen erstmals seit September 2020 die Abstiegszone und kletterte im Tableau mittlerweile auf Position 12. Mit einem kleinen Vorsprung auf Relegationsrang 16 und einem Acht-Punkte-Polster auf den ersten direkten Abstiegsplatz gehen die Rot-Weißen in die entscheidende Phase. Dass die 'Nullfünfer' in dieser komfortablen Position sind, war nach der Hinrunde mit nur sieben Zählern nicht absehbar. Doch 27 Punkte in der zweiten Saisonhälfte bedeuten momentan Rang 5 in der Rückrundentabelle. Dabei sind die Gastgeber seit sieben Bundesliga-Spielen ungeschlagen (fünf Siege, zwei Unentschieden) – ihre längste Serie seit über sechs Jahren. Trotz der eingangs erwähnten Zwangspause hat der Europapokal-Teilnehmer von 2016 nicht an Konstanz verloren, besiegte nicht nur die Münchner, sondern vor auch Werder Bremen (1:0). „Um erfolgreich gegen die Bayern zu sein, benötigt man viele Komponenten: Einen Plan, der funktioniert, Einzelspieler, Teamgeist und eine Top-Top-Leistung", erläuterte Svensson im Anschluss der Begegnung und betonte: „Mentalität, Charakter und Einstellung sind gerade hier in Mainz die Basis für alles." Die Wandlung vom Abstiegskandidaten zu einer erfolgreichen Einheit belegt: In der Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz lief in den vergangenen Monaten einiges richtig.

Die Mainzer im Fokus: Mit dem zwischenzeitlichen 2:0 gegen die Münchner erzielte Robin Quaison seinen insgesamt 29. Treffer im Trikot des FSV und darf sich nun gemeinsam mit Mohamed Zidan und Yunus Malli Rekordtorschütze seines Arbeitgebers nennen. Mit vier 'Buden' ist der schwedische Nationalspieler in der laufenden Runde außerdem auch der erfolgreichste Chancenverwerter. Ohnehin sollten sich unsere Jungs vor dem Stürmer in Acht nehmen: Dem 27-Jährigen gelangen alle Tore im heimischen Stadion. Und: In den sechs zurückliegenden Vergleichen mit unserem Hauptstadtclub steuerte er sechs Treffer bei. Auch Quaisons Kollege aus dem Tor weist gegen uns eine gute Statistik auf. Robin Zentner verlor keine seiner fünf Begegnungen gegen unsere Blau-Weißen (drei Siege, zwei Remis) und kassierte nur zwei Gegentore. Ádám Szalai komplettiert dieses Statistik-Trio: Aus den vergangenen neun seiner insgesamt elf Aufeinandertreffen mit unserer 'Alten Dame' fuhr der ungarische Angreifer mit seinen Kollegen sieben Siege und zwei Remis ein. Nur einmal, in seinem allerersten Heimspiel gegen Hertha BSC, ging der Ungar gegen unsere Elf von der Spree als Verlierer vom Feld. Alle Blau-Weißen werden hoffen, dass sich am Montag dieser Kreis schließt.

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Die Berliner werden alles reinhauen, was sie zur Verfügung haben. Keiner nimmt dieses Spiel auf die leichte Schulter. Das wird eine ganz enge Kiste.
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-Christian Heidel

Die Schnittstellen: Wiedersehensfreude wird es auch am Montag geben. Jhon Córdoba schnürte seine Fußballschuhe zwischen 2015 und 2017 für den kommenden Gegner. Sein früherer Kollege Levin Öztunali gewann mit Lukas Klünter und Niklas Stark 2017 die U21-Europameisterschaft. Darüber hinaus kennt der Mittelfeldakteur auch Eduard Löwen, Maximilian Mittelstädt und Jordan Torunarigha aus Nachwuchsmannschaften des DFB. Von dort ist der Mainzer Danny da Costa auch mit Marvin Plattenhardt, der am Montag noch nicht wieder einsatzbereit sein wird, sowie Stark und Alexander Schwolow bekannt. Moussa Niakhaté reiste bereits zusammen mit Mattéo Guendouzi zur französischen U21-Auswahl, zudem traf der 25-Jährige dort schon auf Lucas Tousart. Beide spielten bereits gemeinsam beim FC Valenciennes. Das Wiedersehen zwischen den ehemaligen Düsseldorfer Dodi Lukébakio und Kevin Stöger muss wegen der Folgen einer Corona-Erkrankung unseres Stürmers ausfallen.

Lucas Tousart im Spiel gegen Mainz 05.
Seine Abschlüsse brachten leider keinen Erfolg: Lucas Tousart beim 0:0-Hinspiel gegen Mainz 05.

Das Hinrundenduell: Das erste Kräftemessen der Saison im vergangenen Dezember endete torlos. Trotz phasenweise 80 Prozent Ballbesitz blieben klare Chancen für unsere Elf rar. So fehlte beispielsweise Tousart an diesem Abend das Abschlussglück (13., 69.). Weil unsere Defensive weitestgehend sicher stand und in den entscheidenden Momenten klären konnte, blieb es beim 0:0. „Wir müssen anerkennen, dass Mainz gut verteidigt hat. Obwohl wir viel Ballbesitz hatten und den Gegner laufen lassen haben, fiel es uns schwer, Lösungen zu finden. Wir hatten vorne nicht genug Durchschlagskraft, um zu einem Torerfolg zu kommen“, resümierte Innenverteidiger Stark im Nachhinein.

Die Meinung über unsere Elf: Trotz des Erfolgs gegen den deutschen Rekordmeister geben sich die Rheinhessen vor dem Kräftemessen bescheiden „Wir müssen versuchen gegen Hertha BSC eine ähnlich gute Leistung auf den Platz zu bringen. Ich bin mir sicher, das Spiel wird schwieriger, als das gegen Bayern. Wir treffen auf eine Mannschaft, die wir gar nicht einschätzen können, da sie jetzt zwei Wochen lang vom Trainingsplatz verschwunden war“, erklärt Christian Heidel. Der Sportvorstand vermutet, dass unsere 'Alte Dame' mit gestärktem Teamgeist aus der Quarantäne kommen wird. „Natürlich kann eine solche Situation auch dazu führen, dass man jetzt ganz eng zusammenrückt und eine ganz andere Stimmung in der Mannschaft hat. Ich glaube, die Berliner werden alles reinhauen, was sie zur Verfügung haben. Keiner nimmt dieses Spiel auf die leichte Schulter. Das wird eine ganz enge Kiste“, bekräftigt der Funktionär.

von Fiona John