Mannschaftskreis vor dem Spiel gegen Union
Profis | 5. April 2021, 11:00 Uhr

Ein Punkt, viel Arbeit

Ein kleines Novum am Ostersonntag: Im vierten Bundesliga-Stadtduell zwischen unseren Blau-Weißen und dem 1. FC Union gab es zum ersten Mal keinen Gewinner. Nachdem zuvor immer das Heimteam das bessere Ende für sich behalten hatte, durchbrach unsere 'Alte Dame‘ zum Abschluss des 27. Spieltags diese Mini-Serie. Nach 90 intensiven Minuten, die teils rassig, teils fesselnd, aber vor allem nach dem Seitenwechsel eher durch Kampf als durch Spielkultur glänzten, leuchtete ein 1:1 auf der Anzeigetafel an der 'Alten Försterei‘. "Wir müssen zufrieden sein mit dem Punkt, den wir uns erarbeitet haben. Es war von beiden Seiten kein schönes Spiel. Am Ende ist ein Punktgewinn“, ordnete Pál Dárdai die Partie ein, deren eigentlicher Verlauf kurz zusammengefasst wohl etwa so aussieht: Vorteil Union, Vorteil Hertha – und nach dem Seitenwechsel zwei Mannschaften, die sich gegenseitig neutralisierten.

Ein Punktgewinn aus blau-weißer Sicht sicher auch, weil unsere Mannschaft einen denkbar ungünstigen Start in dieses Derby erwischt hatte und durch den Treffer von Ex-Herthaner Robert Andrich früh zurücklag (10.). "Genau das, was Union gemacht hat, wollten wir machen. Die Mannschaft sollte ins Risiko, in die 1:1-Duelle gehen, pressen und dadurch Chaosmomente schaffen. Stattdessen konnten wir froh sein, dass wir nicht das 0:2 bekommen haben“, ärgerte sich der Ungar über die Anfangsphase und spielte dabei auf einen Lattentreffer von Julian Ryerson an (12.). Vorteil für Rot-Weiß. Für den 45-Jährigen war eine typische Rudelbildung für so ein Derby um Mattéo Guendouzi und Grischa Prömel ein Weckruf, auch wenn zuvor Jordan Torunarigha nach einer Ecke ebenfalls am Aluminium gescheitert war (19.). "Ab diesem Moment waren wir besser - auch fußballerisch. Wir haben uns geschüttelt und einiges korrigiert, denn vorher waren wir wie gelähmt“, befand unser Rekordspieler, der gemeinsam mit Co 'Zecke' Neuendorf an der Seitenlinie Meter um Meter machte und unsere Männer coachte, anfeuerte und anpeitschte.

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Wir haben uns geschüttelt und einiges korrigiert, denn vorher waren wir wie gelähmt.
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-Pál Dárdai

Weckruf und der verdiente Ausgleich

Mit jeder Zeigerumdrehung steigerte sich unser Team, gewann die wichtigen Zweikämpfe und drückte die so heimstarken Hausherren, die ihre einzige Niederlage in Köpenick am 1. Spieltag kassiert haben, weiter in die eigene Hälfte. "Unsere Reaktion nach dem Gegentor war ordentlich, da haben wir uns gewehrt“, beschrieb Alexander Schwolow, der kurzfristig Rune Jarstein nach dessen positivem Corona-Befund vertrat, diese Phase. Der Treffer zum 1:1 von Dodi Lukébakio, der erneut vom Punkt die Nerven behielt, war der verdiente Lohn. "Es war von beiden Seiten sehr viel Intensität im Spiel, viele Duelle, viele Zweikämpfe. Dadurch war es auch auf dem Rasen eine sehr emotionale Partie", sagte der Torschütze, der seinen Strafstoß erneut bravourös verwandelt hatte. "Ich habe mich nur darauf fokussiert, für das Team zu treffen, und alles andere ausgeblendet. Danach hatten wir Rückenwind.“ Vorteil Blau-Weiß.

Bildergalerie: Die Bilder zum Spiel: 1. FC Union - Hertha BSC

Das Pendel schien vor Wiederanpfiff tatsächlich in unsere Richtung ausgeschlagen zu sein – doch mit Beginn des zweiten Durchgangs verwandelte sich ein bis dato interessantes Derby zu einer eher zähen Angelegenheit. "Ich habe den Jungs in der Pause gesagt, dass wir mehr in die Tiefe kommen müssen, um den Gegner zu Fehlern zu zwingen. Aber wir haben zu kompliziert gespielt. Wir hätten mehr nach vorne verteidigen müssen, aber wir hatten keinen Ballbesitz, keine dynamischen Balleroberungen und zu wenig Druck auf den Gegner“, legte Dárdai den Finger in die Wunde. "Besonders die zweite Halbzeit können wir vergessen – aber vorher müssen wir darüber reden, wie das passieren konnte. Vielleicht war es wieder Kopfsache und ich muss wieder mehr mit den Spielern reden. Wir werden das analysieren und darüber diskutieren. Ich will die Jungs überzeugen." Verschweigen darf man an dieser Stelle aber auch nicht, dass die Unioner sich trotz einem Plus an Ballbesitz die Zähne an unserer kompakten Defensive ausbissen. Treffend fasste es Deyovaisio Zeefuik zusammen. "Wir wollten alles reinwerfen, aber es haben nicht alle Dinge funktioniert. Natürlich wollten wir diesen Derbysieg holen, aber wenn wir schon nicht gewinnen können, dürfen wir zumindest nicht verlieren."

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Wir wollten alles reinwerfen, aber es haben nicht alle Dinge funktioniert. Natürlich wollten wir diesen Derbysieg holen, aber wenn wir schon nicht gewinnen können, dürfen wir zumindest nicht verlieren.
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-Deyovaisio Zeefuik

So verpasste es unsere Mannschaft zwar, den Wunsch aller Herthanerinnen und Herthaner nach dem zweiten Derbysieg in dieser Saison zu erfüllen. Doch trotz selbstkritischen Tönen ist ebenfalls festzuhalten, dass unsere Blau-Weißen nicht nur gegen die Köpenicker seit drei Spielen ungeschlagen sind, sondern auch nur eines der vergangenen vier Ligaspiele verloren haben. "Nach dem Leverkusen-Spiel war ich sehr erleichtert, weil wir richtig Druck hatten und die Mannschaft richtig gut gespielt hat. Die Leistung gegen Union war nicht in Ordnung, aber früher hätten wir so ein Spiel noch verloren. Dennoch wollte jeder zumindest das Unentschieden halten, deshalb nehmen wir den Punkt mit“, beendete Pál Dárdai seine Einschätzung – und blickte dabei schon auf das kommende Spiel am Samstag (10.04.21, 15:30 Uhr) gegen Borussia Mönchengladbach. "Da", machte unser Coach ganz klar, “müssen wir ganz eindeutig besser spielen.“

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Die Leistung gegen Union war nicht in Ordnung, aber früher hätten wir so ein Spiel noch verloren. Deshalb nehmen wir den Punkt mit.
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-Pál Dárdai

von Florian Waldkötter