Myziane Maolida und Suat Serdar bejubeln das 3:1 in Bochum.
Profis | 13. September 2021, 10:41 Uhr

Effektiver Debütantenball

Im Bochumer Ruhrstadion lief bereits die 78. Minute, als eine sinnbildliche Szene das Duell zwischen dem gastgebenden VfL und unserer 'Alten Dame' entschied. Der umtriebige Aufsteiger hatte die gut gestaffelte Berliner Hintermannschaft mit einem Angriffsversuch über den Flügel nicht überwinden können. Notgedrungen versuchte der amtierende Zweitligameister sein Glück durch die Mitte und ging unserer Elf damit in die Falle. Linus Gechter eroberte energisch die Kugel, Vladimír Darida schickte gedankenschnell den startenden Myziane Maolida auf die Reise. Unsere neue Nummer 11 marschierte bis vor den gegnerischen Strafraum, nahm Maß – und zirkelte die Kugel zum entscheidenden 3:1 in die Maschen. Sinnbildlich war diese Szene nicht nur wegen der Effektivität unserer Spreeathener, die in Durchgang zwei bis dato vor allem defensiv gefragt waren – auch, dass zwei Debütanten entscheidend beteiligt waren, passte ins Bild. „So, wie wir beim 3:1 gekontert haben, wollten wir eigentlich auch schon in Durchgang eins zuschlagen“, verriet Pál Dárdai im Anschluss an die Partie. „Bochum hat sehr mutig gespielt, und bei einer Balleroberung kannst du dann sofort in die Tiefe gehen. Ich bin froh, dass uns so noch das dritte Tor gelungen ist!“

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Die Fünferkette hat gut funktioniert – wir haben auf dem Platz viel gesprochen. Das war vor allem defensiv ein guter Anfang.
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-Niklas Stark

Denn beim erfolgreichen Debütantenball, der nach 90 umkämpften Minuten die ersten Saisonzähler für unsere Hauptstädter bedeutete, war neben Effektivität auch Geduld gefragt. „In der ersten Halbzeit war es eher ein Kampfspiel – mit vielen Duellen auf dem gesamten Platz. Bochum hat immer wieder versucht, eine Seite zu überladen, aber wir haben dafür im Zentrum häufig Überzahl geschaffen und so in vielen Szenen Balleroberungen geschafft“, analysierte unser Coach. Der Ungar hatte nämlich nicht nur Marco Richter, Dennis Jastrzembski und Ishak Belfodil ihre Startelfpremieren mit der Fahne auf der Brust ermöglicht, sondern auch seine Defensive neuformiert – und damit spürbar stabilisiert. „Die Fünferkette hat gut funktioniert, wir haben auf dem Platz viel gesprochen. Das war vor allem defensiv ein guter Anfang“, sagte Niklas Stark.

Niklas Stark setzt sich gegen VfL-Leihgabe Eduard Löwen durch.
Durchgebissen: Niklas Stark setzt sich gegen VfL-Leihgabe Eduard Löwen durch.

Serdars doppelte Torpremiere

Offensiv präsentierten sich unsere Berliner hingegen eiskalt. Eine Balleroberung von Stark leitete eine gute Einzelaktion von Suat Serdar ein, der nach 37 Minuten die Führung besorgte. „Abkappen und auf die lange Ecke zu zielen, habe ich mehrfach im Training geübt – ich bin sehr glücklich, dass das im Spiel geklappt hat“, verriet unser Torschütze. Dieses 1:0 stellte noch so eine Premiere dar, war er für unsere Nummer 8 doch der erste Pflichtspieltreffer im Hertha-Jersey. Dabei geholfen hatten auch weitere taktische Anpassungen im Spielverlauf. „Wir sind schwer reingekommen. Darauf hat unser Trainer reagiert und umgestellt. Anschließend haben wir mit zwei Spielern auf der Acht agiert, dann lief es besser“, erläuterte der 24-Jährige. Besser kam es aus Sicht unseres Hauptstadtclubs erst Recht sechs Minuten nach der Führung, als unsere Neuverpflichtung aus Gelsenkirchen gemeinsam mit Belfodil im Bochumer Strafraum den Ball eroberte und das schnelle 2:0 folgen ließ (43.). Balsam für die blau-weiße Seele: „Bei meinen Toren hatte ich auch ein wenig Glück, dennoch waren wir natürlich froh, dass wir mit der Führung in die Pause gegangen sind“, bestätigte Serdar.

Bundesliga-Debüts für Gechter und Myziane

Denn dass die Hausherren noch nicht bezwungen waren, war allen Herthanerinnen und Herthanern bewusst. Dárdai brachte zum zweiten Durchgang mit Maximilian Mittelstädt und dem eingangs erwähnten Debütanten Gechter zunächst frisches Defensivpersonal und stärkte nach einer guten Stunde mit Myziane auch unsere Offensive. Die nicht aufsteckenden Bochumer verkürzten trotz dieser Maßnahmen wenig später durch Simon Zoller (59.) und drückte unsere Jungs in die Defensive. „Die ganze Mannschaft hat nach dem Anschlusstreffer, sicher auch vor dem Hintergrund unseres Starts, erst einmal einen Schritt nach hinten gemacht“, beobachtete Dárdai. „Es hat insgesamt nicht immer schön ausgesehen, aber das Wichtigste in einer solchen Situation ist, da gemeinsam rauszukommen. Wenn einer dachte, wir würden in einem Stadion, das zehn Jahre auf Bundesliga-Fußball warten musste, gegen eine mutige Bochumer Mannschaft Wunderfußball spielen – der kennt die Dynamik des Fußballs nicht“, unterstrich der Ungar.

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Es hat insgesamt nicht immer schön ausgesehen, aber das Wichtigste in einer solchen Situation ist, da gemeinsam rauszukommen.
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-Pál Dárdai

Jene Dynamik zwang unsere Elf mit dem entscheidenden Nadelstich zum 3:1 aber wieder auf ihre, unsere Seite. Der engagierte VfL steckte nie auf, doch nach 90 Minuten waren die ersten Saisonpunkte im Sack. „Wir haben in den richtigen Situationen für Entlastung gesorgt und die Konter gefahren, waren vorne sehr effizient und konnten so das Spiel für uns entscheiden“, fasste Stark das Geschehen treffend zusammen. „Ich bin stolz auf die Jungs, wie sie den vielen Inhalt, den sie in der Pause bekommen haben, umgesetzt haben. Das Ergebnis ist schön, wir waren unheimlich effektiv und haben die Tore dann auch schön ausgespielt“, sprach Dárdai seinen Profis ein Lob aus.

Voller Fokus auf den Freitagabend und Fürth

Mit diesem wichtigen Erfolgserlebnis gehen unser Trainer und sein Team nun in eine kurze Arbeitswoche. An deren Ende soll bereits am Freitagabend (17.09.21, 20:30 Uhr) gegen die SpVgg Greuther Fürth nachgelegt werden. „Wir müssen weiterarbeiten und wollen am Freitag gegen Fürth die nächsten drei Punkte einfahren“, richtete Doppeltorschütze Serdar den Blick nach dem Schlusspfiff schnell auf die Franken. Sein Übungsleiter pflichtete unserem Mittelfeldakteur bei. „Das war ein unglaublich wichtiger erster Schritt. Jetzt haben wir ein Heimspiel, das müssen wir auch gewinnen. Dann haben wir sechs Punkte und uns zunächst einmal etwas befreit“, untermauerte Dárdai. Gelingt es seinen Schützlingen erneut, Effizienz vor dem gegnerischen Kasten mit erfolgreichen Einständen und Premieren zu kombinieren, ist dieser zweite 'Dreier' in Serie für unsere neuformierte Mannschaft definitiv möglich!

von Konstantin Keller