Ausgelassener Jubel nach dem 2:1-Treffer.
Profis | 18. September 2021, 10:12 Uhr

Ein Sieg des Willens

Keine Frage, es gibt deutlich schlechtere Debüts als das des Jurgen Ekkelenkamp an diesem Freitagabend im Olympiastadion. Ganze 87 Sekunden benötigte unser Neuzugang nach seiner Einwechslung für seinen ersten Treffer mit der Fahne auf der Brust. Kein Wunder, dass unsere Nummer 10 nach Abpfiff der Partie übers ganze Gesicht strahlte. „Es ist ein großartiges Gefühl“, freute sich der 21-Jährige über das zwischenzeitliche 1:1 (61.). Doch nicht nur für den wichtigen Ausgleich – übrigens nach Ecke von Márton Dárdai – zeichnete sich der junge Niederländer verantwortlich. Auch das Eigentor von Fürths Bauer erzwang Ekkelenkamp (79.) – und ebnete damit den ersten Heimsieg unserer Herthaner. „Schade, dass der zweite Treffer dann nicht meiner war, aber wichtig ist nur, dass der Ball reingegangen ist. Ich möchte der Mannschaft mit möglichst vielen Toren und Assists helfen – das war ein guter Anfang!“, sagte die Offensivkraft fast noch etwas schüchtern.

Rückgrat bewiesen

Dass dieser „gute Anfang“ schließlich in drei Punkten und dem zweiten Erfolg binnen sechs Tagen mündete, war verdient. Daran ließ Trainer Pál Dárdai keine Zweifel. „Es ist ein schöner Moment für alle Herthaner. Das war eine gute Mannschaftsleistung und ein schöner Fight, den wir alle häufiger sehen wollen“, hielt der Coach auf der Pressekonferenz fest. Dabei sprach unser Trainer nicht nur über den "spielintelligenten" Ekkelenkamp, sondern auch über die Leistungssteigerung seiner Schützlinge nach dem Seitenwechsel. „Die Spieler haben im Vergleich zwischen Training und Spiel in der ersten Halbzeit zwei verschiedene Gesichter gezeigt. Ich habe meinen Jungs in der Pause gesagt, dass sie mutig und mit Risiko agieren sollen“, blickte der Ungar auf die ersten 45 Minuten, in denen die letzten Bälle nicht oft genug ankamen. Die dickste Chance vergab der agile Suat Serdar nach einer schönen Einzelaktion (16.). Selbst Fürth-Trainer Leitl musste einräumen, dass dieser Ball normalerweise ins Tor geht. In der Defensive agierten unsere Hauptstädter konsequent – trotz des verletzungsbedingten Wechsels von Dedryck Boyata, für den Linus Gechter (Heimdebüt!) sein zweites Ligaspiel bestritt (27.). Beim Kapitän wie auch bei Myziane Maolida, der in der zweiten Hälfte runter musste, handelt es sich um muskuläre Verletzungen.  

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Ich habe meinen Jungs in der Pause gesagt, dass sie mutig und mit Risiko agieren sollen.
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-Pál Dárdai

Rückstand weggesteckt

Einen Rückschlag setzte es nach Wiederanpfiff dennoch, nachdem Deyovaisio Zeefuik seinen Gegenspieler im Strafraum zu Fall gebracht hatte und Hrgota die Gästeführung per Elfmeter besorgte (57). Dárdai hatte seine ganz eigene Erklärung, was dieser Rückstand mit seiner Elf anstellte. „Ich habe schon zu meinem Trainerteam gesagt, dass es besser wäre, wenn wir ein Tor kassieren würden, weil wir mit einer Blockade gespielt haben. Gott sei Dank war die danach weg. Wie wir mit dem Ball umgegangen sind, mit der nötigen Aggressivität - ich hatte Gänsehaut und dadurch kam auch das Publikum“, schilderte Dárdai seine Eindrücke. Ein Lob hatte unser Übungsleiter für unseren Nachwuchs bereit, schließlich standen in Márton Dárdai und den eingewechselten Dennis Jastrzembski und Gechter drei Eigengewächse in der Defensivkette.

Die Akteure auf dem Rasen schlossen sich der Einschätzung ihres Chefs derweil an. „Wir haben alles gegeben, gepresst und alles reingehauen – und auch, wenn es wie eine Floskel klingt: So etwas braucht ein Team, um in der Bundesliga Spiele zu gewinnen“, lobte Davie Selke, der sich nur zweieinhalb Wochen nach seinem Rippenbruch wieder in den Dienst der Mannschaft stellte, die richtige Reaktion seines Teams.

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Wir haben alles gegeben, gepresst und alles reingehauen – und auch, wenn es wie eine Floskel klingt: So etwas braucht ein Team, um in der Bundesliga Spiele zu gewinnen. Die Fans sehen, wenn wir Spieler auf dem Platz alles für den Club geben.
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-Davie Selke

Punkte als Belohnung

Der verdiente Lohn für Einsatz, Mut und Zielstrebigkeit und einen zweiten Durchgang, in dem es spätestens nach dem 0:1 eigentlich nur auf ein Tor ging, war die Wende. „Kompliment an die Mannschaft, das psychologisch so wegzustecken, gerade bei dem bisherigen Saisonverlauf. Wir haben es mit einer Energieleistung geschafft, das Spiel zu drehen. Die letzte halbe Stunde hat nicht nur allen auf der Tribüne Spaß gemacht, sondern auch viel Kraft für die kommenden Aufgaben gegeben!“, ordnete Alexander Schwolow das Geschehen richtig ein. Sinnbildlich dafür war der Jubel nach dem erlösenden 2:1, als an der Eckfahne vor der Ostkurve nicht nur die Mannschaft, sondern auch Sportdirektor Arne Friedrich und die Co-Trainer ’Zecke‘ Neuendorf und Admir Hamzagić ausgelassen mitfeierten.

An Ort und Stelle versammelten sich unsere Jungs 15 Minuten später wieder – und holten sich den verdienten Beifall der Zuschauerinnen und Zuschauer ab. Sicher auch, weil unsere ’Alte Dame‘ erstmals seit Mai 2020 wieder zwei Bundesliga-Partien in Folge gewonnen hat. „Die Fans sehen, wenn wir auf dem Platz alles für den Club geben. Auch deshalb war hier so eine gute Stimmung. Es waren über 20.000 da, aber es hat sich so angehört, als wäre das Stadion voll gewesen. Auch hierfür ein großes Kompliment!“, bedankte sich Selke für die Unterstützung, ehe er wie alle Herthanerinnen und Herthaner das Stadion mit einem guten Gefühl verließ.

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Hertha BSC feierte erstmals seit Mai 2020 wieder zwei Bundesliga-Siege in Folge. Damals gewannen unsere Blau-Weißen zum Restart nach der Corona-Pause in Hoffenheim und gegen Union.
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von Florian Waldkötter