Florian Wirtz von Bayer Leverkusen führt den Ball. Sein Trainer Gerardo Seoane beobachtet ihn.
Profis | 6. November 2021, 14:03 Uhr

Kiek ma, wer da kommt: Leverkusen

Wie sehr sich aufeinanderfolgende Monate sportlich unterscheiden können, erfuhr Bayer Leverkusen zuletzt. Nachdem die 'Werkself‘ vier ihrer fünf Pflichtspiele im September gewann und auch zum Einstieg in den Oktober klar in Bielefeld (4:0) siegte, kam nach der Länderspielpause der Dämpfer. Fünf Partien ohne 'Dreier‘, dazu das Aus im DFB-Pokal – im Lager von B04 dürften alle froh sein, dass der Monat nun überstanden ist. Den November will Bayer nun nutzen, um die Dinge wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. Der Auftakt verlief mit einem erneuten 4:0-Sieg, diesmal in der UEFA Europa League gegen Real Betis, vielversprechend. „Wir freuen uns, dass wir gewonnen haben, jetzt gilt es zu regenerieren und am Sonntag wieder gut zu spielen“, sagt Trainer Gerardo Seoane. Vor dem Kräftemessen an der Spree nimmt herthabsc.com den DFB-Pokalsieger von 1993 noch einmal unter die Lupe.

Die sportliche Situation: Der Oktober ließ die Rheinländer im Bundesliga-Tableau von Rang 2 auf 4 zurückfallen, zudem verabschiedete sich die Seoane-Elf gegen den Karlsruher SC aus dem Pokal. Mit 17 Zählern aus zehn Vergleichen steht der UEFA-Pokal-Sieger von 1988 in der Liga dennoch nach wie vor mehr als ordentlich da und auf einem Platz, der am Saisonende als großer Erfolg gefeiert werden würde. „Für uns in Leverkusen ist das Erreichen der Champions League so etwas wie ein kleiner Titel“, sagt Geschäftsführer Sport Rudi Völler. International vertreten die Rot-Weiß-Schwarzen den deutschen Fußball in dieser Saison in der Europa League und festigten mit dem eingangs erwähnten Sieg gegen Betis während der Woche die Tabellenführung in der Gruppe G.

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Für uns in Leverkusen ist das Erreichen der Champions League so etwas wie ein kleiner Titel.
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-Rudi Völler

Die Leverkusener im Fokus: Patrik Schick ist mit acht Toren aus neun Bundesliga-Partien Bayers erfolgreichster Torschütze. Der Tscheche verletzte sich allerdings im Derby in Köln und wird wohl erst nach der kommenden Länderspielpause wieder eingreifen können. Nun sind andere junge Ausnahmekönner in den Reihen der Westdeutschen noch mehr gefordert. Flügelflitzer Moussa Diaby ist so ein Kandidat, er überragte gegen Betis mit zwei Toren und zwei Vorlagen. Natürlich richten sich die Blicke auch auf Florian Wirtz. Der 18-Jährige begeistert Fans wie Offizielle und ist wettbewerbsübergreifend Topscorer seines Teams. „Wir haben daran geglaubt, dass er eine große Zukunft hat. Aber dass seine Entwicklung so rasant verläuft, konnte keiner ahnen. Florian hat einfach eine wunderbare Entwicklung genommen. Was er für einen Sprung gemacht hat, ist Wahnsinn“, schwärmt Völler.

Die Schnittstellen: Berührungspunkte zwischen den beiden Teams gibt es einige. Mit Robert Andrich kehrt ein in unserer Fußball-Akademie ausgebildeter Profi ins Olympiastadion zurück. Unser Keeper Marcel Lotka wiederum spielte in der Jugend für den kommenden Kontrahenten, ehe er an die Spree kam. Zudem treffen etliche Nationalmannschafts-Bekannte aufeinander. Jonathan Tah und Niklas Stark kennen sich aus den DFB-Auswahlen, Moussa Diaby und Myziane Maolida kickten gemeinsam für die U-Mannschaften Frankreichs. Exequiel Palacios und Santiago Ascacíbar liefen Seite an Seite für die argentinische 'Albiceleste‘ auf, ebenso wie der bereits erwähnte Leverkusener Schick und Vladimír Darida das vor dem Rücktritt unserer Nummer 6 für Tschechiens Nationalteam taten. Ihr Wiedersehen fällt durch Schicks Verletzung jedoch aus. Dafür treffen sich aber auch alte Club-Teamkollegen. Lukáš Hrádecký und Prince Boateng feierten mit Eintracht Frankfurt 2017/18 gemeinsam den DFB-Pokalsieg. Ishak Belfodil trifft mit Kerem Demirbay und Nadiem Amiri alte Bekannte aus Hoffenheimer Zeiten wieder und außerdem weht auch ein Hauch von Ajax durch unsere Spielstätte wenn Leverkusens Daley Sinkgraven seine alten Amsterdamer Kollegen Deyovaisio Zeefuik und Jurgen Ekkelenkamp wiedersieht.

Malik Fathi und Fredi Bobic klatschen nach ihrem Sieg gegen Leverkusen im Jahr 2004 ab.
Malik Fathi und Fredi Bobic klatschen nach dem Sieg gegen Leverkusen im Jahr 2004 ab.

Die besonderen Duelle: An den bis dato letzten Vergleich beider Teams denken alle Herthanerinnen und Herthaner gerne zurück. 3:0 hieß es im März dieses Jahres bereits nach 45 absolut furiosen Minuten im Berliner Olympiastadion, es war gleichzeitig der Endstand und der höchste Hertha-Sieg aller Zeiten gegen den fünffachen Vizemeister. „Besonders in der ersten Halbzeit ist unser Plan aufgegangen, wir haben sehr gut gearbeitet, standen kompakt und behalten deshalb die drei Punkte hier“, ordnete Niklas Stark die Partie seinerzeit ein. Beim Blick in die Geschichtsbücher sticht auch das 3:1 aus dem Oktober 2004 hervor – nicht nur wegen des blau-weißen Sieges, sondern auch wegen der Berliner Personalien. Unser heutiger sportlicher Geschäftsführer Fredi Bobic bereitete zwei Treffer vor, Arne Friedrich war noch nicht Mitglied unserer Geschäftsleitung, sondern verteidigte hinten rechts. Co-Trainer 'Zecke‘ Neuendorf wurde eingewechselt und hatte zuvor Zeit, sich mit dem ebenfalls auf der Bank sitzenden Pál Dárdai über den Spielverlauf auszutauschen. Oder die beiden erinnerten sich an den Dezember 2001 zurück, als der Sieger im Olympiastadion ebenfalls Hertha BSC hieß. Die Torschützen beim 2:1: Neuendorf und Dárdai.

Die Meinung über unsere Elf: Das eng getaktete Programm nötigt Gerardo Seoane ebenso Respekt ab wie unsere Mannschaft. „Zwischen Donnerstagabend und Sonntagnachmittag liegt nicht so viel Zeit. Es wird mehr auf die mentale Verfassung ankommen als auf die physische: Uns erwartet ein ganz hartes Auswärtsspiel gegen eine Mannschaft, die uns alles abverlangen wird“, verdeutlicht der Trainer der Farbenstädter seine Erwartungen. „Hertha BSC ist eine Mannschaft, die extrem kompakt, sehr zweikampfstark und sehr bissig ist. Wir werden nur wenige Räume bekommen und müssen in den Zweikämpfen die gleiche Härte und Qualität an den Tag legen wie der Gegner“, erwartet der Schweizer von seinem Team ebenso spielerische Lösungen wie körperlichen Einsatz für die Herausforderung in der Hauptstadt.

von Konstantin Keller