Trainer Urs Fischer gibt an der Seitenlinie Anweisungen an seine Mannschaft.
Profis | 19. November 2021, 11:32 Uhr

Kiek ma, wo dit hinjeht: Köpenick

Nicht nur in unserem blau-weißen Lager steigt die Vorfreude auf das Stadtduell beinahe minütlich, auch in Köpenick nehmen Kribbeln und Anspannung zu. Daran ändern auch die jüngsten Rückschläge – wenn man sie denn als solche bezeichnen möchte – in der Bundesliga und im Europapokal nichts: Die späten Gegentreffer in Köln und gegen Stuttgart entrissen sicher geglaubte Punkte, die Pleite gegen Feyenoord erschwert die Chancen auf ein Weiterkommen in der UEFA Europa Conference League deutlich. „Die Jungs haben unter der Woche einen sehr guten Eindruck gemacht und gezeigt, dass sie bereit für die Aufgabe sind“, sagt Urs Fischer unbeeindruckt davon. Der FCU-Coach weiß, dass die bevorstehenden 90 Minuten leidenschaftlich werden. „Wir brauchen eine besondere Leistung, um das Derby zu gewinnen.“ Worauf sich unsere ’Alte Dame‘ einstellen muss, bringen wir euch in der Gegnervorschau auf herthabsc.com näher.

Die sportliche Situation: Die Unioner sind nach wie vor in drei Wettbewerben vertreten. In der Bundesliga belegen die Rot-Weißen mit 17 Punkten den achten Tabellenplatz, jedoch wartet der Aufsteiger von 2019 seit drei Partien auf einen Sieg. Die Punkteteilungen beim FC aus der Domstadt (2:2) und gegen Stuttgart (1:1) rahmen die erste Heimniederlage der Saison gegen Bayern München (2:5) ein. „Wir haben Köln und die anderen Partien aufgearbeitet und abgehakt. Wir werden jetzt alles reinhauen, um einen Derbysieger aus Köpenick zu haben“, macht Mittelfeldmann Grischa Prömel einen aufgeräumten Eindruck. In der UEFA Europa Conference League steht das Team von Trainer Urs Fischer mit dem Rücken zur Wand: Die zwei jüngsten Niederlagen gegen Feyenoord Rotterdam bedeuten nach drei Zählern aus vier Begegnungen den letzten Rang. Und im DFB-Pokal? Da empfangen unsere Herthaner den FCU bekanntlich im Achtelfinale im Olympiastadion.

[>]
Die Jungs haben unter der Woche einen sehr guten Eindruck gemacht und gezeigt, dass sie bereit für die Aufgabe sind. Wir brauchen eine besondere Leistung, um das Derby zu gewinnen.
[<]

-Urs Fischer

Die Unioner im Fokus: Zwei Akteure stechen besonders hervor. Einer von ihnen ist Taiwo Awoniyi, der Topscorer im Angriff der ‘Eisernen‘. Der Nigerianer kommt in den bisherigen elf Bundesliga-Auftritten auf sieben Treffer. „Er ist wichtig für uns und erzielt wichtige Tore. Im Moment läuft’s bei ihm wirklich sehr gut", äußert sich Fischer mit lobenden Worten über seinen bulligen Stürmer. Doch nicht nur der 24-Jährige sorgt für Erfolgsmomente, auch die eingewechselten Akteure um Andreas Voglsammer bringen neuen Schwung in die Partien: Nur der FC Bayern erzielte ein Jokertor mehr als der DFB-Pokalfinalist von 2001 (vier). Zu den Schlüsselspielern gehört auch Andreas Luthe. Der Keeper verpasste in dieser Saison noch keine Minute und hielt seinen Kasten in drei der vergangenen vier Partien zu Hause sauber. 

Die Schnittstellen: In einer guten Verfassung ist auch Genki Haraguchi, der schon vier Assists aufweisen kann. Der Offensivspieler schnürt seit dieser Saison die Schuhe für die Köpenicker, zwischen 2014 und Anfang 2018 trug der Japaner die blau-weiße Fahne auf der Brust. Mit seinen Leistungen hat der 30-Jährige bei Manager Oliver Ruhnert Eindruck hinterlassen. „Genki hat viele Ideen, er bereitet unheimlich viele Dinge mit dem vorletzten Ball vor“, beschreibt der Verantwortliche die Qualität des ehemaligen Hannoveraners. Nicht für die Gegenseite aktiv, aber eng durch einen gemeinsamen internationalen Erfolg verbunden, ist ein Quartett: Niklas Stark, Lukas Klünter, Davie Selke und FCU-Akteur Levin Öztunali gewannen 2017 die U21-Europameisterschaft. Zudem treffen in Marco Richter, dem bereits erwähnten Luthe und Rani Khedira drei Gesichter aufeinander, die sich bereits aus Augsburger Zeiten kennen.

Die Emotionen müssen raus: Vedad Ibišević bejubelt seinen Führungstreffer im Derby.
Die Emotionen müssen raus: Vedad Ibišević bejubelt seinen Führungstreffer im Derby.

Das besondere Duell: An einen der vier Leistungsvergleiche im deutschen Oberhaus denken alle Herthanerinnen und Herthaner besonders gerne zurück. Im Mai 2020 schickte unsere 'Alte Dame' den Stadtnachbarn mit 4:0 zurück nach Köpenick. Nicht nur für unsere Fans, sondern auch für Vedad Ibišević war die Partie speziell, erzielte unser jetziger Offensivtrainer damals doch sein letztes Tor im Olympiastadion. „Nach einer schönen Flanke von ‘Platte‘ habe ich den Führungstreffer gemacht. Am Ende war es für uns ein perfektes Spiel – den Sieg haben wir vor allem unseren Fans gewidmet“, hebt der Bosnier den Stellenwert des ersten Derby-Erfolgs in der Bundesliga hervor. Die weiteren Treffer erzielten Matheus Cunha, Dodi Lukébakio und Dedryck Boyata.

Die Meinung über unsere Elf: Union-Trainer Fischer hat unsere Mannen in den zurückliegenden Wochen genauestens verfolgt, die defensive Stabilität ist auch ihm nicht entgangen. „Hertha BSC hat sich richtig gut gefangen. In den vergangenen Spielen standen sie kompakt, hatten eine gute Organisation und haben wenig zugelassen. Nach Balleroberungen und im Umschaltspiel sind sie gefährlich“, nimmt der 55-Jährige die positive Entwicklung unserer Elf wahr. Auch aufgrund der taktischen Flexibilität sieht der Schweizer eine knifflige Herausforderung auf seine Mannschaft zukommen. „Die Herthaner lassen sich manchmal tiefer fallen, in anderen Spielen standen sie dafür höher – ich erwarte am Samstag eine Mischung. Ich glaube, dass es eine schwierige Aufgabe und ein enges Spiel wird – am Ende werden Kleinigkeiten entscheiden.“

von Moritz Büscher