Peter Pekarík und Niklas Stark im Dialog.
Profis | 21. November 2021, 11:03 Uhr

Fehlende Dynamik

Nach dem Schlusspfiff des Berliner Stadtduells am Samstagabend wählten unsere Herthaner unterschiedliche Reaktionen. Einige Profis schauten Richtung Kabinengang, andere verweilten mit leerem Blick auf dem Rasen. Doch Niklas Stark holte alle Teamkollegen zusammen, um trotz der großen Enttäuschung geschlossen vor die eigene Anhängerschaft zu treten. Minutenlang stand unsere Mannschaft vor dem Gästeblock und hörte sich die verständlicherweise kritischen Töne der eigenen Fans an. "Wir sind frustriert und wir wissen auch, dass unsere Fans unzufrieden sind – völlig zurecht. Ich verstehe es", betonte unsere Nummer 5 im Nachgang an den Dialog mit den nach Köpenick mitgereisten Blau-Weißen. Der eingewechselte Prince Boateng, der ganz vorne mit am Zaun dabei war, betrieb unmittelbar nach Abpfiff Ursachenforschung: "Wir waren von der ersten bis zur letzten Minute nicht im Spiel und haben die Zweikämpfe nicht angenommen. Es ist nicht akzeptabel, was wir geboten haben. Wir haben nicht verstanden, wie wichtig das Spiel war. Es hat uns an Herz gefehlt."

Offensiv zu harmlos

Dass unser Mittelfeldspieler so ein deutliches Fazit überhaupt formulieren musste, lag vor allem an der eigenen offensiven Vorstellung in den vorangegangenen 90 Zeigerumdrehungen. Zwar standen nach der Partie acht Torschüsse auf Seiten unseres Hauptstadtclubs auf dem Statistikbogen, doch so wirklich gefährlich war es zu keiner Zeit für FCU-Schlussmann Andreas Luthe. "In der Schlussphase hatten wir alle Stürmer auf dem Platz, das war insgesamt aber offensiv zu harmlos. Uns hat die letzte Konsequenz gefehlt, die Flanken und Pässe kamen im vordersten Drittel nicht an. Wenn wir ehrlich sind, hatten wir nicht einen richtigen Torschuss. Das hat mir gar nicht gefallen", legte Trainer Pál Dárdai auf der Pressekonferenz den Finger in die Wunde.

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Uns hat die letzte Konsequenz gefehlt, die Flanken und Pässe kamen im vordersten Drittel nicht an. Wenn wir ehrlich sind, hatten wir nicht einen richtigen Torschuss.
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-Pál Dárdai

Zwar wiesen unsere Jungs mehr Ballbesitz und eine höhere Passquote auf, beide Werte spielten in der Nachbetrachtung der Niederlage aber leider keine allzu entscheidende Rolle. Denn neben der von Dárdai angesprochenen harmlosen Offensive missfiel dem Übungsleiter vor allem die körperliche Verfassung seiner Elf, die ihm zum Nachdenken anregte. "Ich habe keinen Spieler gesehen, der von der Körpersprache und Dynamik richtig spritzig war. Vielleicht haben wir zu viel trainiert oder den Tag falsch geplant. In den vergangenen drei, vier Spielen war die Mannschaft spritziger und dynamischer. Wenn du müde oder nicht fit bist, kannst du offensiv nicht mitmachen", haderte der Ungar. 

Keine Antwort auf die Unioner Führung – Pekaríks Tor zählt nicht

So gelang es unserer 'Alten Dame' nicht, eine passende Antwort auf den frühen Unioner Führungstreffer durch Taiwo Awoniyi (8.) zu finden. Die Mission, etwas Zählbares aus dem Stadtduell mitzunehmen, erschwerte sich nach exakt 30 Minuten nochmal immens, als Christopher Trimmel im Anschluss an einen Eckball auf 2:0 für die Hausherren erhöhte. "Wir haben viel gespielt, viel gefightet und vieles versucht, um zurückzukommen. Der Spielverlauf hat einfach nicht zu uns gepasst", fasste Geschäftsführer Sport Fredi Bobic das Geschehen auf den Punkt zusammen. Eventuell hätte sich am Ausgang der Partie noch etwas geändert, hätte der vermeintliche Anschlusstreffer mit dem Pausenpfiff von Peter Pekarík seine Berechtigung behalten (45.+1). Nach Auslegung des Videoschiedsrichters entschied Referee Dr. Felix Brych jedoch auf Abseits, die Schulter von Krzysztof Piątek war zuvor Millimeter in der verbotenen Zone. "Wer weiß, was nach dem 2:1 passiert wäre. Aber ich bin kein Typ für 'hätte, wäre, wenn'", kommentierte unser Coach die strittige Szene.

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Wer weiß, was nach dem 2:1 passiert wäre. Aber ich bin kein Typ für hätte, wäre, wenn.
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-Pál Dárdai

Bereits im Bauch der Unioner Arena richtete der 45-Jährige trotz aller Enttäuschung den Blick auf die kommenden Tage, die ganz im Zeichen der Analyse stehen. "Wir schauen mit mehreren Augen auf die Partie, sind sehr ehrlich und direkt miteinander. Daraus ziehen wir unsere Schlüsse und legen die Schwerpunkte fest, um gegen Augsburg zu gewinnen", gab Dárdai transparent Einblicke in die nächsten Arbeitsschritte seines Trainerteams. Die dann hoffentlich erfolgreich erledigten Aufgaben sollen am kommenden Samstag (27.11,21, 15:30 Uhr, jetzt Tickets buchen) dazu führen, dass unsere Spreeathener wieder mit positiven Gefühlen vor die eigene Anhängerschaft treten können.

Hier gibt es unseren Nachbericht in Leichter Sprache.

von Simon Jötten