Davie Selke jubelt mit seinen Teamkollegen über seinen Treffer.
Profis | 12. Dezember 2021, 10:40 Uhr

Geduld zahlt sich aus!

Für einen Moment hatte man glatt vergessen, dass das Olympiastadion an diesem Samstagnachmittag coronabedingt nur spärlich gefüllt war - so laut jubelten unsere Herthaner nach Davie Selkes spielentscheidende 2:0 in der fünften Minute der Nachspielzeit. Nach dem erlösenden Treffer im Spiel gegen Arminia Bielefeld begrub die ganze Mannschaft unseren Torschützen in einer blau-weißen Jubeltraube unter sich. „Ich bin sehr glücklich, vor allem wenn ich erlebe, wie die Jungs sich gefreut haben. Das ist einfach schön. Danke auch an alle Fans, die mich immer unterstützt haben, jetzt konnte ich etwas zurückgeben“, gab Selke später Einblicke in seine Gefühlswelt und hob im nächsten Atemzug die Bedeutung des Tores hervor: „Das war pure Freude, pure Erleichterung – für mich und für das Team."

Jovetić belohnt engagierten Auftritt

Diese Szene war der Schlusspunkt einer Partie, in der unsere Herthaner von Beginn an den Ton angegeben haben. „Wir wollten dominant auftreten und das hat die Mannschaft hervorragend gemacht. Von daher bin ich sehr zufrieden mit der Leistung und mit den drei Punkten, aber auch damit, dass wir über 90 Minuten nicht unsere Linie verlassen haben", lobte Tayfun Korkut, der vor seinem Heimdebüt ein Geduldsspiel erwartet hatte - und damit Recht behielt.

Zielstrebig, aber mit der nötigen Ruhe in den Aktionen riss unsere Elf früh Lücken in den gegnerischen Defensivverbund. Denn auf unbequeme Ostwestfalen waren unsere Spreeathener ideal vorbereitet. „Seit der ersten Trainingseinheit hat Tayfun Korkut gefordert, dass wir spielerisch hinten rauskommen, egal wie eng es ist und wie viel Gegnerdruck wir bekommen. Das setzt unsere Mannschaft sehr gut um und ich glaube, dass es unseren Fans auch mehr Spaß macht, wenn wir uns so die Torchancen erarbeiten", sagte Suat Serdar. Unsere Nummer 8 selbst hatte Pech, dass ein Bielefelder mit dem Kopf auf der Linie klärte (14.). Schon zuvor hatten der Mittelfeldspieler (12.) und Niklas Stark (10.) vielversprechende Möglichkeiten, einen Distanzschuss von Vladimír Darida entschärfte Schlussmann Ortega im Verlauf der ersten Hälfte mit großer Mühe (36.). „Wir haben als Team von der ersten Minute an gut gearbeitet, hätten aber viel früher in Führung gehen müssen“, beschrieb der nach einer Erkältung wiedergenesene Serdar diese Phase der Begegnung. 

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Seit der ersten Trainingseinheit hat Tayfun Korkut gefordert, dass wir spielerisch hinten rauskommen, egal wie eng es ist und wie viel Gegnerdruck wir bekommen. Das setzt unsere Mannschaft sehr gut um.
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-Suat Serdar

Die Ruhe bewahrt 

Das mehr als verdiente 1:0 durch Stevan Jovetić nach herrlichem Steckpass von Santiago Ascacíbar zählte wegen Abseits nicht (41.). Doch schon acht Minuten nach dem Seitenwechsel rückte unser montenegrinischer Angreifer nach einer mustergültigen Kombination wieder in den Mittelpunkt. Nach Hereingabe von Marvin Plattenhardt und Ablage von Ishak Belfodil drosch unsere Nummer 19 das Spielgerät sehenswert in den Knick. „Die Führung haben wir stark herausgespielt, Ishak hatte einen guten Kontakt und eine gute Übersicht – und am Ende war es ein ganz schönes Tor", sagte der Angreifer nach seinem sechsten Pflichtspieltreffer im elften Spiel schmunzelnd.

Wie schon in der Vorwoche in Stuttgart wusste der 32-Jährige, bei wem er sich zu bedanken hatte. „Ishak und ich harmonieren auf dem Platz super, wir haben eine gute Chemie", bestätigte unser Angreifer das, was alle Fans zuletzt immer wieder mit Freude erleben durften: Es wächst etwas zusammen! Aber nicht nur in der Offensive, sondern auch in der Defensive. „Gegen Leverkusen und Augsburg hat uns das 1:0 nicht gereicht, gegen Bielefeld war es deshalb mental nicht ganz so einfach nach dieser Vorgeschichte", befand Jovetić. Doch unsere Alte Dame hielt die Arminen jederzeit in Schach - und verdienten sich als Kollektiv so das zweite Mal in der Liga die weiße Weste. 

Als Einheit überzeugt und gepunktet

Für Coach Korkut eine von mehreren positiven Erkenntnissen an diesem 15. Spieltag. „Wir haben auch gesehen, dass die komplette Bank funktioniert hat. Alle haben sich reingehauen, als sie reingekommen sind und ich bin mit jedem zufrieden, der einen Beitrag geleistet hat“, unterstrich unser Überungsleiter den Erfolg als Team, das mit dem fünften Saisonsieg den Abstand auf die Abstiegsplätze vergrößerte. Symbolisch dafür, dass Jovetić der erste Herthaner war, der Selke beim eingangs erwähnten Jubel in die Arme sprang. „Davie ist noch da, Krzysztof Piątek natürlich auch. Am wichtigsten ist ohnehin, dass wir siegen und Hertha BSC weiter nach oben bringen. Denn am Ende sind wir alle da, um das Beste für den Verein zu geben", brachte es unser Sommer-Neuzugang auf den Punkt. 

Für unsere beiden Torschützen und das gesamte Team gilt es jetzt, den positiven Schwung in die englische Woche mitzunehmen und sich auf die kommende Aufgabe am Dienstag bei FSV Mainz 05 (14.12.21, 20:30 Uhr) zu fokussieren. „Trotz dieses Erfolgs wird es für uns nicht entspannter. Jetzt wollen wir in Mainz punkten. Wenn wir so spielen und fighten wie in diesem Spiel, dann ist alles drin“, richtete Serdar seinen Blick auf das Duell mit seinem Ex-Klub. Und wie schön wäre es eigentlich, wenn unsere Jungs auch bei den Rheinhessen nach einer überzeugenden Vorstellung einen Grund zum Jubeln hätten? 

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Am wichtigsten ist, dass wir siegen und Hertha BSC weiter nach oben bringen. Denn am Ende sind wir alle da, um das Beste für den Verein zu geben.
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-Stevan Jovetić

von Moritz Büscher, Florian Waldkötter