Myziane Maolida schießt gegen den 1. FC Köln aufs Tor, Davie Selke steht versetzt hinter ihm.
Profis | 10. Januar 2022, 10:48 Uhr

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Nach einer starken Balleroberung von Maximilian Mittelstädt gegen Anthony Modeste ging es ganz schnell. Erst verlagerte Suat Serdar diagonal auf rechts, ehe Marco Richter mit einem schönen Steilpass Vladimír Darida auf die Reise schickte. Unsere Nummer sechs leitete die Kugel gekonnt auf Myziane Maolida weiter, für den sich im Eins-gegen-eins gegen Kölns Schlussmann Marvin Schwäbe die große Gelegenheit ergab, auf 1:0 zu stellen. Doch der Keeper parierte (28.). Nicht weit von Myziane stand auch Davie Selke freistehend einschussbereit. Wäre diese ausgelassene Chance nach einem sehr ansehnlichen Angriff nicht schon bitter genug, köpfte Modeste die Gäste aus dem Rheinland auf der anderen Seite in Führung (29.). So hart kann der Fußball eben manchmal sein. „Im Gegenzug an eine klare Chance mit zwei Spielern vor dem Tor haben wir das 0:1 kassiert, das war natürlich sehr bitter und der Knackpunkt der Partie“, kommentierte Darida die für ihn spielentscheidende Situation.

Couragierter Beginn – Statistiken pro blau-weiß

Diese Szenen binnen 120 Sekunden waren nicht nur die ausschlaggebenden Details an diesem Sonntagnachmittag, sondern auch symbolisch für die kompletten 90 Minuten. „Bis zum gegnerischen letzten Drittel haben wir es immer wieder geschafft, uns gut rauszuspielen“, lobte Trainer Tayfun Korkut, um dann aber den Finger in die (entscheidende) Wunde zu legen. „Auf den letzten 30 Metern haben wir die ein oder andere falsche Entscheidung getroffen. Bevor das 0:1 gefallen ist, hatten wir drei richtig gute Möglichkeiten – aber es geht darum, die zu verwerten“, haderte unser Coach mit der Chancenverwertung. Zwar hatten unsere Spreeathener mit elf Abschlüssen drei weniger als der FC, besaßen mit 53 Prozent aber mehr Ballbesitz, spielten deutlich mehr Pässe (442:393) und gewannen einen Tick mehr Zweikämpfe (51 Prozent). Vor allem in der Anfangsphase traten unsere Blau-Weißen couragiert und strukturiert auf, erarbeiteten sich die erste zwingende Möglichkeit durch Myziane (5.) und ließen hinten nichts zu. Erst nach rund 20 Minuten traten die Domstädter vermehrt in der Offensive auf und kamen durch Louis Schaub, Ondrej Duda und Uth zu gefährlichen Abschlüssen (19., 21.).

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Nach einer knappen halben Stunde gingen die Schützlinge von Steffen Baumgart dann aber nicht nur wie bereits erwähnt in Führung, sondern stellten per Doppelschlag durch Ex-Herthaner Duda wenige Augenblicke später auch auf 2:0 (32.). Wie schon beim ersten Tor war auch bei beim zweiten Treffer eine Flanke der Ausgangspunkt. Vor diesen Momenten hatte Jordan Torunarigha im Vorfeld der Partie gewarnt. Schließlich ist der 1. FC Köln das Team, das im bisherigen Saisonverlauf die meisten Flanken geschlagen hat. Diese bekam unsere Alte Dame deutlich zu spüren. „Wir waren am Anfang dominant und hatten unsere Chancen, haben diese aber nicht verwertet. Die zwei schnellen Gegentore haben uns stärker beunruhigt als das der Fall sein sollte“, erklärte Lukas Klünter, der in der Schlussphase nach 120 Tagen und überstandener Schulterverletzung sein Comeback feierte.

Darida verkürzt mit dem ersten Freistoßtor der Saison

Im zweiten Abschnitt investierte unser Hauptstadtclub nochmal alles, um sich gegen den Zwei-Tore-Rückstand zu stemmen – und der erste Schritt gelang der Korkut-Elf nach 57 Minuten. Darida schlenzte einen Freistoß aus dem Halbfeld an Freund und Feind vorbei zum 1:2 ins lange Eck. Mit seinem ersten Saisontreffer erzielte unsere Nummer 6 auch das erste Freistoßtor unseres Clubs in der laufenden Spielzeit. Für den Tschechen war es außerdem das erste Erfolgserlebnis nach solch einer Situation in seiner Karriere. „Im zweiten Durchgang waren wir dran und haben verdient den Anschluss hergestellt“, betonte Darida, dessen Ansicht auch sein Chef teilte. „Die Mannschaft hat in der zweiten Halbzeit alles versucht“, untermauerte Korkut, der mit frischen Kräften – unter anderem Jurgen Ekkelenkamp und Prince Boateng – die Offensive belebte. Doch bis auf einen Kopfball und Distanzschuss von Prince (71., 86.) sowie einen noch zur Ecke abgefälschten Versuch von Marco Richter (89.) ließen die Gäste nichts mehr zu. Als alle Herthaner aufgerückt waren, verlor Darida in der Nachspielzeit das Kunstleder an den eingewechselten Jan Thielmann, der erst Alexander Schwolow umkurvte und anschließend ins leere Tor zum 3:1-Endstand einschob (90.+2).

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Wir müssen daran ansetzen, dass wir auf den letzten Metern ruhiger werden. Wir wollen die Aufs und Abs, die wir gerade haben, abstellen und lösungsorientiert arbeiten.
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-Tayfun Korkut

Blick auf Wolfsburg – Duo fehlt gelbgesperrt

So mussten unsere Jungs nach zuvor fünf ungeschlagenen Heimspielen in Folge den Platz beim Rückrundenauftakt erstmals wieder als Verlierer verlassen. „Insgesamt war unsere Leistung leider nicht gut, aber nächste Woche gegen Wolfsburg haben wir die große Chance, es wieder besser zu machen“, ordnete Ekkelenkamp die 90 Minuten selbstkritisch ein und warf den Blick bereits auf die Dienstreise zum VfL Wolfsburg am kommenden Samstag (15.01.22, 15:30 Uhr). Bei den Grün-Weißen, die am Sonntagabend mit dem 0:1 beim VfL Bochum die sechste Niederlage in Serie kassierten, erwartet Korkut ein anderes Spiel als gegen Köln. Dabei muss der Übungsleiter auf Serdar und Prince verzichten, das Duo sah gegen Köln seine fünfte Gelbe Karte. „Am Wochenende erwartet uns ein neues Spiel, mit einem neuen Gegner, der ein anderes System und eine andere Art und Weise hat, Fußball zu spielen. Darauf bereiten wir uns so gut wie möglich vor“, gab der Übungsleiter die Richtung für die anstehenden Trainingstage vor, um auch Einblicke in die geplanten Inhalte zu geben. „Wir müssen daran ansetzen, dass wir auf den letzten Metern ruhiger werden. Wir wollen die Aufs und Abs, die wir gerade haben, abstellen und lösungsorientiert arbeiten", schloss Korkut sein Statement. Die Übungsformen auf dem Schenckendorffplatz sollen dann dazu führen, dass die kleinen, aber spielentscheidenden Details am Samstag in Niedersachsen wieder in Richtung unserer Blau-Weißen ausschlagen.

Hier gibt es unseren Nachbericht in Leichter Sprache.

von Simon Jötten