Lucas Höler und Christian Streich vom SC Freiburg im Austausch an der Seitenlinie.
Profis | 25. Februar 2022, 13:00 Uhr

Kiek ma, wo dit hinjeht: Freiburg

Kollektiv und Kontinuität sind zwei Stichwörter, die wohl jedem Fußballfan zum SC Freiburg einfallen. Der Verein aus Baden-Württemberg steht für unaufgeregtes, gewissenhaftes Arbeiten und neben hoher Grundintensität nicht zuletzt in diesem Jahr auch für spielerische Klasse. Diese bekam bereits so mancher Kontrahent zu spüren: Der SC gewann nicht nur das Hinrundenduell mit unseren Blau-Weißen, sondern stellte im Saisonverlauf auch neue Club-Rekorde auf. Der 6:0-Erfolg bei Borussia Mönchengladbach am 14. Spieltag ist beispielsweise der höchste in der Freiburger Vereinsgeschichte. Auch im vergangenen Spiel gelang ein Sieg beim FC Augsburg, den die Elf von Trainer Christian Streich nun im neuen heimischen Stadion gegen unsere Herthaner vergolden möchte. „Die Aufgabe ist nicht ohne für uns, ich habe Respekt davor. Wir gehen am Samstag auf den Platz und wollen da weitermachen, wo wir gegen Mainz angefangen haben und was wir in Augsburg überwiegend fortsetzen konnten“, beschreibt der langjährige Coach, der seit Januar 2012 in der Verantwortung steht, die Herangehensweise. Vor dem Aufeinandertreffen im Schwarzwald nimmt herthabsc.com unseren kommenden Kontrahenten unter die Lupe.

Die sportliche Situation: Nach 23 Spieltagen liegt der viermalige Europapokalteilnehmer auf Rang sechs, der am Saisonende die Qualifikation für die UEFA Conference League bedeuten würde. Auch im DFB-Pokal sind die Weiß-Roten noch im Rennen und reisen im Viertelfinale zum VfL Bochum. „Wir müssen viel machen, um Erfolg zu haben. Bisher gelingt uns das gut, auch wenn wir mal Rückschläge haben. Trotzdem sind wir immer wieder rausgekommen. Wenn wir so weitermachen, können wir dieses Jahr viel erreichen – die Qualität dazu haben wir“, unterstreicht Ermedin Demirović angesichts dieser starken Zwischenbilanz das gewachsene Freiburger Selbstbewusstsein.

Die Freiburger im Fokus: Vincenzo Grifo sticht als Topscorer naturgemäß etwas aus der Mannschaft der Südbadener heraus. Allein die Tatsache, dass sich drei weitere Mitspieler mit vier Treffern den Titel des Toptorschützen mit dem Italiener teilen, zeigt jedoch das starke Freiburger Kollektiv, welches das Fundament für den Höhenflug darstellt. In diesem Umfeld können sich einzelne Akteure dann Stück für Stück verbessern – ein gutes Beispiel stellt Lucas Höler dar, dem sein Trainer in seinen knapp vier Jahren im SCF-Trikot „eine gute Entwicklung“ attestiert. Der Angreifer arbeitet unermüdlich für das Team und hat mit vier Toren bereits jetzt seine Trefferquote des Vorjahres erreicht. „Ich fühle mich extrem wohl mit der Mannschaft, weil es einfach Freunde von mir sind. Das ist ein super Zusammenhalt, den ich so bisher noch nirgendwo hatte“, betont der 27-Jährige den guten Teamgeist. „Es macht extrem Spaß, mit den Jungs auf dem Platz zu stehen. Wir kämpfen alle zusammen und man kann sich auf jeden verlassen!“

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Es macht extrem Spaß, mit den Jungs auf dem Platz zu stehen. Wir kämpfen alle zusammen und man kann sich auf jeden verlassen!
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-Lucas Höler

Die Schnittstellen: In Vladimír Darida und Alexander Schwolow wäre die Dienstreise ins Breisgau gleich für zwei Herthaner zur Rückkehr an eine alte Wirkungsstätte geworden – unsere Nummer 1 fällt nach seiner Corona-Infektion jedoch aus. Schwolow wurde bei den Badenern zum Profi und trug, abzüglich einer einjährigen Leihe zu Arminia Bielefeld, insgesamt zwölf Jahre lang das Trikot des Sport-Clubs. Unser Tscheche spielte zwischen 2013 und 2015 für die Süddeutschen, ehe er den Sprung in die Hauptstadt wagte. Auf das Wiedersehen freut sich Vladi dennoch jedes Mal: „Partien gegen Freiburg sind für mich immer etwas Besonderes! Auch wenn ich nicht mehr mit so vielen Spielern zusammengespielt habe, kenne ich den Staff und natürlich auch den Trainer noch gut“, berichtete unsere Nummer 6 bereits vor dem Hinspiel. Auch Dirk Dufner hat eine Freiburger Vergangenheit. Unser Direktor Kadermanagement war beim SCF zwischen Mai 2007 und April 2013 als Sportdirektor tätig. Darüber hinaus könnten sich am Samstag etliche alte Bekannte aus Auswahlteams über den Weg laufen. Davie Selke und Nils Petersen holten 2016 in Rio de Janeiro olympisches Silber. Der große Wurf gelang dem Freiburger Janik Haberer Seite an Seite mit dem gesperrten Marc Kempf, Niklas Stark, Lukas Klünter und Selke: Gemeinsam wurde das Quintett 2017 U21-Europameister. Diesen Titel verpassten Maximilian Eggestein, Maximilian Mittelstädt, Suat Serdar und Marco Richter 2019 nur denkbar knapp – sie unterlagen in der Neuauflage des 2017er-Endspiels gegen Spanien.

Maxi Mittelstädt zieht im Zweikampf an Freiburgs Keitel vorbei.
Maxi Mittelstädt zieht an Freiburgs Keitel vorbei, doch am Ende jubelten im Hinspiel die Gäste.

Das Hinrundenduell: In einer umkämpften Begegnung brachten zwei ruhende Bälle den Gästen einen 2:1-Sieg. Philipp Lienharts Kopfball zur Führung (17.) beantwortete Joker Krzysztof Piątek (70.) noch – der ebenfalls kurz zuvor eingewechselte Nils Petersen sicherte der Streich-Elf nach einer Ecke jedoch den Auswärtserfolg (78.). „Nach dem Ausgleich haben wir gemerkt, dass wir dran sind. Es ist sehr ärgerlich, dass wir durch zwei Standardgegentore die Partie verloren haben. Mit etwas Glück hätten wir mehr mitnehmen können“, konstatierte Mittelstädt im Anschluss.

Die Meinung über unsere Elf: Trotz der unterschiedlichen Tabellensituation geht man im Breisgau mit Respekt in den Vergleich mit unseren Hauptstädtern. „Angeschlagene Boxer sind immer gefährlich. Wer Hertha gegen Leipzig gesehen hat, weiß, dass die Mannschaft extreme Qualität hat. Sie haben kein schlechtes Spiel gemacht und werden uns einiges abverlangen“, betont Angreifer Demirović. „Trotzdem glaube ich, dass wir als Sieger vom Platz gehen sollten und auch werden, wenn wir alles auf den Platz bringen, was wir können!“ Auch sein Trainer hat in der vergangenen Partie zwischenzeitlich eine gute Perfomance unseres Teams gesehen. „Wir haben uns die 60 Minuten vor der roten Karte ganz genau angeschaut, und die waren überwiegend gut. Ich bin gespannt, wie Hertha gegen uns spielt“, sagt Streich.

von Konstantin Keller