Die Unioner Trimmel, Knoche und Khedira klatschen ab.
Profis | 8. April 2022, 16:55 Uhr

Kiek ma, wer da kommt: Union

Das Saisonziel von 40 Punkten hat der 1. FC Union bereits geknackt. Ein 1:0 gegen Köln am vergangenen Spieltag brachte die Zähler 39, 40 und 41 – nun korrigierten die Köpenicker ihre Ambitionen nach oben. „Wir sind uns einig und werden versuchen, noch einmal an die Ränge 5 und 6 heranzukommen“, sagt Trainer Urs Fischer, der klare Vorstellungen hat. „Unseren jetzigen Platz möchten wir zumindest verteidigen – aufgrund der Konstellation im DFB-Pokal könnte es sein, dass der erneut für die Qualifikation zur UEFA Conference League reicht.“ Dort feierten die Eisernen in der aktuellen Spielzeit nach 20 Jahren ihr Comeback auf der internationalen Bühne – ein Ausflug, den man nur zu gerne wiederholen würde. Dafür müssen weitere Punkte her. Die erste Chance dazu bietet sich im Berliner Stadtduell gegen unsere Alte Dame. „Es stehen für uns noch einige echte Highlightspiele an – das erste am Samstag“, betont der Coach des FCU, dessen Team herthabsc.com vor dem Kräftemessen noch einmal unter die Lupe nimmt.

Die sportliche Situation: Nach 28 Spieltagen stehen unsere Nachbarn im Bundesliga-Tableau auf Rang 7. Die Chance auf Europa ist somit für die Rot-Weißen da, allerdings möchte man sich im Südosten unserer Stadt treu bleiben und stets einen Schritt nach dem anderen machen. „Den Aufwand, den wir zuletzt gegen Köln betrieben haben, müssen wir wiederholen. Wir werden versuchen, das Bestmögliche aus diesen verbleibenden Partien zu machen, alles aufzuwenden und uns so viele Punkte wie möglich zu sichern“, beschreibt Fischer das geplante Vorgehen. Nicht um Zähler, wohl aber um eine historische Chance kämpft das Team aus Köpenick im DFB-Pokal: Dort geht es im Halbfinale bei RasenBallsport Leipzig am 20. April um den zweiten Finaleinzug der Vereinsgeschichte.

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Es stehen für uns noch einige echte Highlightspiele an – das erste am Samstag.
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-Urs Fischer

Die Unioner im Fokus: Natürlich ist Taiwo Awoniyi als mit Abstand bester Torschütze der Fischer-Elf in aller Munde. Der Angreifer überzeugt insbesondere als Dosenöffner, brachten doch sieben seiner zwölf Saisontreffer das 1:0. Doch entscheidend für die erfolgreiche aktuelle Ära an der Wuhlheide sind auch defensive Stabilität und Kontinuität. Für beides steht Robin Knoche, der gerade erst seinen Vertrag verlängert hat. „Ich habe mich hier von Beginn an sehr wohl gefühlt. Uns ist der erneute Klassenerhalt gelungen, wir haben die Qualifikation für Europa geschafft und uns im europäischen Wettbewerb behauptet. Diese Momente und die sehr guten Gespräche mit den Verantwortlichen haben mir die Entscheidung leicht gemacht“, verdeutlicht der Abwehrchef, dessen Trainer sich sehr über das „wichtige Zeichen“ freut: „Man hat im Spiel gegen Köln einmal mehr gesehen, wie wichtig Robin für die Mannschaft ist als Führungsspieler. Er spielt eine wirklich sehr konstante Saison“, unterstreicht Fischer.

Die Schnittstellen: Auf beiden Seiten gibt es Akteure, die bereits einmal das andere Trikot trugen. Genki Haraguchi lief zwischen 2014 und 2018 mit unserer Fahne auf der Brust auf, ehe er über Düsseldorf und Hannover den Weg nach Köpenick fand. Mit seiner Aufgabe dort identifiziert sich der Japaner offensichtlich, verkündete er doch bereits im vergangenen Sommer: „Ich bin kein Blauer mehr, ich bin jetzt ein Roter.“ Marten Winkler kickte im Jugendbereich hingegen beim Nachbarn, ehe er in unsere Fußball-Akademie wechselte und dort den Sprung in den Profi-Bereich schaffte. Auf dem Rasen könnten sich zudem einige alte Bekannte begegnen. Niklas Stark, Lukas Klünter, Davie Selke und der Unioner Levin Öztunali gewannen 2017 gemeinsam die U21-Europameisterschaft, außerdem spielten Marco Richter, Andreas Luthe und Rani Khedira gemeinsam beim FC Augsburg. Keeper Luthe wird am Samstag allerdings ausfallen, für ihn steht aller Voraussicht nach wieder Frederik Rønnow zwischen den Pfosten.

Peter Pekarík und Lucas Tousart klatschen ab.
Zu früh gefreut: Der Treffer von Peter Pekarík zählte im Hinspiel nicht.

Das Hinrundenduell: Im ausverkauften Stadion An der Alten Försterei erlebten unsere Blau-Weißen einen Abend zum Vergessen. Bereits zur Pause führten die Gastgeber durch Treffer von Awoniyi und Christopher Trimmel mit 2:0, den vermeintlichen Anschlusstreffer von Peter Pekarík kurz vor dem Pausenpfiff kassierte der VAR wieder ein. Auch in Durchgang zwei gelang es unserem Team nicht mehr, etwas am Ergebnis zu ändern. „Die Niederlage schmerzt, es ist einiges nicht so gut gelaufen, auch wenn wir alles probiert haben. Wir sind enttäuscht und wir verstehen auch, dass unsere Fans unzufrieden sind – völlig zurecht. Ich verstehe die Frustration“, sagte Vize-Kapitän Stark an jenem Novemberabend.

Die Meinung über unsere Elf: Jene erste Saisonpartie zwischen Rot- und Blau-Weiß spielt für Samstag jedoch keine Rolle mehr. „Jeder hat schon gesehen, dass die Mentalität bei Hertha eine andere sein wird, die Art und Weise des Spiels wird sich auch verändert haben“, ahnt Union-Kapitän Trimmel. „Es wird ein hartes Duell, aber wir nehmen das an!“ Coach Fischer erkennt unter Felix Magath bereits „eine Handschrift. Hertha wendet sehr viel auf und stand in den vorherigen Partien sehr kompakt.“ Mental sieht der Schweizer unseren Hauptstadtclub voll auf der Höhe: „Ich habe nach den vergangenen beiden Auftritten nicht das Gefühl, dass Herthas Mannschaft verunsichert ist. Die Spieler wissen, um was es geht.“ Auch deshalb erwartet der Übungsleiter des FCU „ein Kampfspiel zwischen zwei Teams, die sich gar nichts schenken werden.“

von Konstantin Keller