Florian Müller, Pellegrino Matarazzo und Wataru Endo auf dem Rasen nach einem Spiel der Stuttgarter.
Profis | 23. April 2022, 14:42 Uhr

Kiek ma, wer da kommt: Stuttgart

Die Saison begann nahezu perfekt für den VfB Stuttgart, immerhin führten die Schwaben die Tabelle der Bundesliga nach einem 5:1-Sieg gegen die SpVgg Greuther Fürth am 1. Spieltag an. In der Folge hatte der Vorjahresneunte aber immer wieder mit großen Verletzungssorgen zu kämpfen. Wichtige Spieler wie Saša Kalajdžić, Silas Katompa Mvumpa oder Chris Führich standen über mehrere Wochen und Monate nicht zur Verfügung. Die vielen Ausfälle wirkten sich nicht nur auf die Auftritte der jungen Mannschaft aus, sondern auch auf ihre Platzierung im Gesamtklassement. Dass es für den VfB ein langer Kampf um den Klassenerhalt werden würde, zeichnete sich bereits im Verlauf der Hinrunde ab. Aktuell befinden sich die Weiß-Roten auf dem Relegationsrang. Sven Mislintat gibt sich trotzdem nach wie vor gelassen. „Natürlich kenne ich die Tabelle und weiß, was sie bedeutet. Aber ich muss jetzt nicht nervös herumrennen. Wir müssen kühlen Kopf bewahren, weil sonst keine gute Leistung möglich ist“, erklärt der Sportdirektor des fünffachen deutschen Meisters vor dem Duell mit unseren Blau-Weißen. Aufgrund dieser Begegnung befasst sich herthabsc.com noch einmal genauer mit dem süddeutschen Traditionsverein.

Die sportliche Situation: Das Team mit dem markanten Brustring auf dem Trikot hat nur eine der vergangenen sechs Partien im deutschen Oberhaus verloren und dabei insgesamt neun Zähler gesammelt – kein Konkurrent im unteren Tabellendrittel war seit Anfang März erfolgreicher. Aber: Im April hat die Elf von Chefcoach Pellegrino Matarazzo auch noch kein Aufeinandertreffen gewonnen. Dementsprechend kompliziert gestaltet sich die Lage weiterhin. In Hinblick auf den Vergleich mit unserer einen Rang besser platzierten Alten Dame sagt der 44-Jährige: „Es ist ein sehr wichtiges Spiel, denn es geht gegen einen direkten Konkurrenten um extrem viel.“ Finalcharakter spricht der US-Amerikaner dem Duell zwischen den beiden Tabellennachbarn allerdings ab. „Wenn es das letzte Spiel wäre, dann wäre es ein Endspiel. Aber es kommen noch drei weitere Begegnungen, in denen alles möglich ist – unabhängig davon, wie die Partie in Berlin ausgeht“, so der Fußballlehrer.

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Es ist ein sehr wichtiges Spiel, denn es geht gegen einen direkten Konkurrenten um extrem viel.
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-Pellegrino Matarazzo

Die Stuttgarter im Fokus: Aufgrund der anhaltenden Personalprobleme konnten sich in dieser Spielzeit nur wenige Profis zu Säulen bei den Stuttgartern entwickeln. Eine davon ist Florian Müller. Der Schlussmann etablierte sich nach seinem Wechsel vom 1. FSV Mainz 05 im vergangenen Sommer zügig als unumstrittene Nummer eins. In der Vorwoche hielt der 24-Jährige gegen seine ehemaligen Teamkollegen zum vierten Mal seit Saisonbeginn die Null fest. Vor der Auswärtstour in unsere Hauptstadt gibt sich der gebürtige Saarlouiser entschlossen: „Wir wissen alle, um was es geht. Wir müssen die Tabelle ausklammern, nur dieses Spiel sehen, uns darauf vorbereiten, hinfahren und drei Punkte mitnehmen“, sagt Müller, der sich beim Gang auf das Spielfeld wohl wieder hinter Wataru Endo einreihen darf. Der Kapitän stellt eine weitere Säule beim VfB dar, fehlte zuletzt jedoch aufgrund einer Corona-Infektion. Der Japaner räumt für gewöhnlich nicht nur im Mittelfeld ab, sondern bringt es in der laufenden Spielzeit auch schon auf drei Treffer sowie zwei Vorlagen. „Wataru fühlt sich gut und ist auch eine Option für die Startelf in Berlin“, macht Matarazzo allen Fans der Schwaben Mut.

Die Schnittstellen: Die Liste der Blau-Weißen, die einst auch in Diensten der Weiß-Roten standen, ist lang. Marc Kempf wechselte erst im vergangenen Winter vom Neckar an die Spree. Bereits zwei Jahre vor unserem Innenverteidiger wählte Santiago Ascacíbar den gleichen Weg. Vor dem Wiedersehen mit dem Ex-Verein verrät unsere Nummer 18: „Ich habe noch Kontakt zu alten Kollegen, am engsten zu Mateo Klimowicz.“ Im Nachwuchs lief zudem auch Davie Selke kurzzeitig für unseren kommenden Gegner auf. Apropos Nachwuchs: Von Februar 2001 bis Mai 2004 trainierte unser Chefcoach Felix Magath den VfB und sorgte dabei mit seinen jungen Wilden selbst in der UEFA Champions League für Furore. Bereits im Sommer 1999 hatte Fredi Bobic die Schwaben verlassen. Unser Geschäftsführer Sport war beim VfB Teil des magischen Dreiecks und erzielte für die Süddeutschen in 182 Pflichtspielen stolze 86 Treffer. Nach dem Ende seiner Laufbahn kehrte der frühere Angreifer als sportlicher Leiter und Sport-Vorstand (2010 bis 2014) nach Stuttgart zurück. Die Schuhe für den Aufsteiger von 2020 schnürten außerdem auch unser Offensivtrainer Vedad Ibišević, unser Zeugwart Hendrik Herzog, unser Akademie-Leiter Pablo Thiam und unser U23-Coach Ante Čović. Unser Torwarttrainer Andreas Menger arbeitete zwischen 2011 und 2015 in gleicher Funktion beim dreimaligen DFB-Pokalsieger, unser Direktor Kadermanagement Dirk Dufner war von 1997 bis 2000 als Assistent der Geschäftsführung in Stuttgart tätig.

Stevan Jovetić bejubelt mit Myziane Maolida einen Treffer gegen Stuttgart.
Stevan Jovetić traf im Hinspiel doppelt, beim Wiedersehen mit dem VfB fehlt er jedoch verletzt.

Das Hinrundenduell: Unsere Spreeathener erwischten im ersten Spiel unter Tayfun Korkut keinen guten Start. Bereits nach 19 Minuten stand ein Zwei-Tore-Rückstand zu Buche. Nachdem der VAR kurz zuvor Ishak Belfodils Treffer aufgrund einer vermeintlichen Abseitsposition von Vladimír Darida einkassiert hatte, traf Stevan Jovetić noch vor der Pause zum Anschluss. Unsere Nummer 19 war es auch, die in der einer starken Schlussphase unserer Herthaner den Ausgleich zum 2:2-Endstand besorgte. „Wir haben Charakter gezeigt, sind nach einem 0:2 zurückgekommen und haben den Punkt am Ende verdient“, erklärte der Montenegriner im Anschluss vor dem Mikrofon.

Die Meinung über unsere Elf: Matarazzo hat in den zurückliegenden Wochen ein neues Element im Spiel unserer Alten Dame wahrgenommen: „Es war zuletzt eine andere Härte im Spiel zu sehen. Nach Ballgewinnen spielen die Berliner mit sehr viel Speed nach vorne. Es wird ein Fight. Wichtig ist, dass wir mit einer hohen Intensität in den Zweikämpfen dagegenhalten“, liefert der Übungsleiter auch gleich einen Plan für das Kräftemessen mit. Der besonderen Konstellation des Duells ist sich der frühere Regionalliga-Spieler bewusst. „Die Partie wird eine Herausforderung. Wir gehen die Aufgabe mit Respekt an. Zugleich freuen wir uns aber über die Möglichkeit, den Relegationsplatz wieder verlassen zu können. Das ist eine Riesenchance für uns“, so der 1,98-Meter-Hüne.

von Erik Schmidt